Trauer um Elie Wiesel Merkel ehrt Wiesel als "Stimme der Humanität"

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"Lehrer der Menschheit"

Bundestagspräsident Norbert Lammert äußerte sich zu dem Vermächtnis des Friedensnobelpreisträgers. „Elie Wiesel war überzeugt, dass jeder, der heute einem Zeugen zuhört, selbst ein Zeuge wird. In diesem Gedanken liegt sein Auftrag an die Nachwelt, ihm sehen wir uns bleibend verpflichtet“, hieß es in einer Presseerklärung Lammerts im Namen des Deutschen Bundestags.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte: „Mit Elie Wiesel geht nicht nur ein großer Autor, Philanthrop und Gelehrter von uns, sondern vor allem ein unermüdlicher Streiter gegen Hass, Intoleranz und Gewalt“. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte, mit Wiesel gehe eine authentische Stimme verloren. Ohne diese Zeitzeugen müssten andere Formen der Erinnerung gefunden werden. Ramelow verwies in diesem Zusammenhang auf die neu gestaltete Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte in Buchenwald

Elie Wiesel (Mitte) mit US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2009 Quelle: dpa

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte laut einer Mitteilung vom Sonntag: „Obwohl er seine ganze Familie in der Shoa verloren hatte und trotz allem, was er selbst erlitten hatte, stiftete er durch sein Wirken Frieden und Versöhnung. Er gab den Opfern der Shoa eine Stimme, die weltweit gehört wurde. Seine Werke werden bleiben und noch vielen weiteren Generationen vermitteln, warum wir die Erinnerung an die Shoa immer bewahren müssen.“

Oscar-Preisträger George Clooney rief nach Wiesels Tod dazu auf, den humanitären Kampf des Holocaust-Überlebenden fortzusetzen. Wiesel habe „unseren Schmerz, unsere Schuld und unsere Verantwortung“ über Generationen hinweg auf seinen Schultern getragen, sagte Clooney. Nun sei es unsere Aufgabe, für die Entrechteten zu kämpfen und die Wahrheit zu sprechen.

Das Internationale Auschwitz-Komitee bezeichnete den Auschwitz-Überlebenden als „Lehrer der Menschheit“. „Elie Wiesel war kein Weg zu weit und kein Anlass zu gering, Menschen über die Schrecken und Verbrechen von Auschwitz zu informieren“, sagte Christoph Heubner, der Vize-Exekutivpräsident der Überlebendenorganisation.

Der Friedensnobelpreisträger Schimon Peres erinnerte an Wiesel als Menschen, der sich stets gegen das Vergessen eingesetzt habe. „Wiesel hat seine Spuren in der Menschheit hinterlassen durch das Erhalten und Hochhalten des Vermächtnisses des Holocausts.“

Der jüdische Weltkongress zeigte sich bestürzt über den Tod Wiesels. „Elie Wiesel war einer der großen jüdischen Lehrer und Denker der vergangenen 100 Jahre“, sagte Präsident Ronald S. Lauder in Brüssel.

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