Trotz Angst vor Nafta-Aus Deutsche Firmen investieren weiter in Mexiko

Die Zukunft des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (Nafta) ist ungewiss, die Sicherheitslage schlecht - trotzdem setzen viele deutsche Unternehmen weiter auf Mexiko.

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Trotz der Sorge vor einem Scheitern der Neuverhandlung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (Nafta) setzen deutsche Unternehmen weiter auf den Produktionsstandort Mexiko. Quelle: REUTERS

Die Zukunft des Freihandels steht in den Sternen, und die Sicherheitslage hat sich rapide verschlechtert. Deutsche Unternehmen sehen dennoch weiterhin gute Geschäftschancen in Mexiko. 68 Prozent der Mitglieder der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer (AHK Mexiko) wollen im kommenden Jahr in dem lateinamerikanischen Land investieren. Das geht aus der jüngsten Konjunkturumfrage der AHK Mexiko hervor. 55 Prozent der Firmen planen zudem, mehr Mitarbeiter einzustellen.

Auf Druck der USA wird Nafta gerade neu verhandelt, weil Präsident Donald Trump sein Land benachteiligt sieht. Ihn stören vor allem das hohe Handelsdefizit gegenüber Mexiko - also deutlich mehr Einfuhren von dort in die USA als US-Ausfuhren dorthin - und in Mexiko produzierende US-Unternehmen. Das größte Freihandelsabkommen der Welt umfasst 460 Millionen Menschen und deckt eine gemeinsame Wirtschaftsleistung von umgerechnet rund 16,8 Billionen Euro ab.

Für Mexiko ist Nafta von großer Bedeutung, weil 80 Prozent seiner Exporte in die Vereinigten Staaten gehen. Würden die Verhandlungen scheitern, rechnen 69 Prozent der deutschen Unternehmen in Mexiko mit negativen Auswirkungen auf ihr Geschäft. „Dramatische Folgen hätte ein Nafta-Ende aber nicht, denn die dann ersatzweise greifenden Zollregeln der Welthandelsorganisation würden Mexikos Industrieexporte in die USA mit durchschnittlich 2,5 Prozent vergleichsweise gering belasten“, erklärte der Geschäftsführer der AHK Mexiko, Johannes Hauser.

Nach Einschätzung von Experten könnte ein Ende von Nafta auch Chancen für Mexiko bergen und vielfältigere Wirtschaftsbeziehungen bringen. Das Land hat Freihandelsabkommen mit über 40 Staaten unterzeichnet - ein Potenzial, das angesichts der bisherigen US-Dominanz kaum ausgeschöpft wird. 57 Prozent der deutschen Unternehmen gehen davon aus, dass Mexikos Wirtschaft innerhalb der nächsten zwei Jahre ihre Abhängigkeit von den USA verringert und sich breiter aufstellen wird.

Deutschland ist bereits jetzt Mexikos wichtigster Handelspartner in der EU. In diesem Jahr konnten 65 Prozent der deutschen Firmen dort ihren Umsatz steigern, bei 15 Prozent blieb er in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. In Mexiko sind über 1900 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung registriert. Sie sind vor allem in der Auto- und Autozulieferindustrie sowie in Pharma, Chemie und Logistik tätig. Gemeinsam beschäftigen sie rund 120.000 Mitarbeiter und erwirtschaften etwa acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Sorge bereitet den Unternehmen allerdings die in einigen Teilen des Landes desolate Sicherheitslage. Elf Prozent der deutschen Firmen sagen, dies sei sehr relevant für ihre Geschäftstätigkeit. Vor einem Jahr waren es nur sechs Prozent gewesen. Als relevant bezeichneten das Thema 45 Prozent der Unternehmen.

Schon jetzt ist klar, dass 2017 das blutigste Jahr in der jüngeren Geschichte Mexikos wird. Seit dem Jahresbeginn wurden fast 24.000 Menschen ermordet, über 30.000 weitere gelten als vermisst. Innerhalb der Verbrechersyndikate toben blutige Machtkämpfe, immer mehr kleine Banden konkurrieren um Geschäftsanteile und Einflusszonen. Die Regierung hat noch keine wirkliche Antwort auf die Gewalt gefunden.

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