Trump beendet Urlaub Rückkehr ins Chaos

Donald Trump nimmt nach seinem Urlaub die Amtsgeschäfte wieder auf. Washington hält den Atem an. Denn er hat zwei brisante Termine, bei denen er das Land tiefer spalten könnte.

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Washington fürchtet die neue Woche mit Donald Trump. Quelle: Reuters

Sonntagabend um 19 Uhr Ortszeit bestieg Donald Trump den Präsidenten-Hubschrauber Marine One und verließ sein Urlaubsdomizil in New Jersey. Zugegeben, jeder hasst den ersten Tag nach dem Urlaub. Aber wenn der 45. Präsident der USA am Montag an seinem Schreibtisch in Washington zurückkehrt, wird es besonders schlimm.

Fast drei Wochen „Arbeitsurlaub“ in einem seiner eigenen Golfclubs hatte er sich gegönnt. Viele Mitarbeiter im Weißen Haus hatten gehofft, das wird die Zeit, in der unter der Führung des neuen Stabschefs John Kelly Ruhe einkehrt. Der hatte zuletzt dafür gesorgt, dass Maulheld Anthony Scaramucci konsequent als Kommunikationschef entsorgt wurde – es war Zeit zur Besinnung, zum Durchatmen. Doch die Hoffnungen wurden enttäuscht. Es ist alles noch schlimmer als zuvor. Selbst die Wall Street wird zunehmend nervös. Die Hoffnungen auf wirtschaftliche Reformen und eine Steuerreform schwinden immer mehr.

Die tödlichen Ausschreitungen von Charlottesville und Trump selbst sorgten dafür, dass sein Schreibtisch mit Brandbriefen überquillt. Die Zweifel an der Präsidentschaft wachsen. Sein Unwillen, sich explizit mit Anhängern einer „weißen Überlegenheit“, mit Neonazis und Ku-Klux-Klan anzulegen, ließ namhafte Unternehmensführer von ihm abrücken. Zwei Beratergremien wurden komplett aufgelöst, ein Beratergremium für Kunst und Kultur trat geschlossen zurück. Großinvestor Carl Icahn, Trump-Unterstützer der ersten Stunde, zog seine Unterstützung zurück.

Abgeordnete beider Parteien zweifeln offen Trumps Befähigung an, den Aufgaben eines Präsidenten gewachsen zu sein. Sein strategiefreier Zickzack-Kurs zwang Republikaner und Ex-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney dazu, Trump aufzufordern, seine „Fehler einzusehen“ und sich zu entschuldigen. Doch Trump legte noch nach und bezeichnete am Sonntag Anti-Nazi-Demonstranten in Boston zunächst als „Anti-Polizei“. Später korrigierte er sich und lobte die Demonstranten und den demokratischen Bürgermeister von Boston ausdrücklich für die Handhabung der Großveranstaltung, die komplett friedlich verlief.

Das absolute Highlight der Los-Chaos-Wochos in Washington war das Ausscheiden von Stephen Bannon als Chefstratege Trumps am Freitag. Für den früheren Herausgeber von Breitbart.com, der so wie die Webseite politisch als extremer Rechtsausleger gilt, fand Trump danach per Twitter nur lobende Worte. Bannon selbst erklärte gegenüber Medien die „Präsidentschaft für die wir gekämpft und gewonnen haben“ sei „vorbei“. Nun werde er bei Breitbart, wohin er zurückkehrt, „Krieg führen“. Am Sonntag räumte er in einem Interview ein, „keine Regierung war jemals so geteilt wie die von Trump“, und bestätigte damit indirekt die von Trump als „Fake News“ gebrandmarkten Berichte über ständiges Chaos und Zweikämpfe in der Regierung. Mit Insiderinformationen aus dem Weißen Haus zurück an der Medienfront wird es ein leichtes für Bannon sein, sich an seinen Feinden zu rächen, darunter Trumps-Schwiegersohn Jared Kushner. Während der Rauswurf Bannons ansonsten überwiegend begrüßt wurde, war das Timing direkt am Ende von Trumps Chaos-Urlaub natürlich katastrophal.

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