Er hat ja bereits weitreichende Steuersenkungen für Unternehmen und Arbeitnehmer in Aussicht gestellt. Vielleicht verbindet er das mit einer umfassenden Reduktion der Staatsausgaben. Weitere Wachstumspotenziale könnte er heben, indem eine Steueramnestie für Auslandsguthaben amerikanische Firmen gibt, soweit sie das Geld für Investitionen in Amerika verwenden. Die Möglichkeiten sind enorm, mit Steuersenkungen internationales Kapital anzulocken, Amerika zu reindustrialisieren und auch in zukunftsweisenden Industrien nach vorn zu bringen.
Es gibt ein prominentes Vorbild: US-Präsident Ronald Reagan (1911 – 2004) senkte die Steuern deutlich in der Hoffnung, dass so das Wachstum angetrieben würde, und dass das erhöhte Wachstum die Steuereinnahmen steigen lasse und auf diesem Wege das Budgetdefizit schließe. Bis heute gibt es unter Ökonomen einen Streit, ob „Reaganonomics“ funktioniert hat oder nicht. Die Amerikaner genossen ab 1983 eine Phase sehr hohen Wachstums, einhergehend mit sinkender Arbeitslosigkeit – allerdings blieb das Staatsdefizit (für damalige Verhältnisse) hoch.
Weniger Freihandel, weniger Wohlstandszuwachs
Gefahrvoll wird es allerdings, wenn die neue US-Administration zu handelsbeschränkenden, protektionistischen Maßnahmen greift – und von solchen Vorhaben war im Wahlkampf einiges zu hören. Denn nicht nur Amerika, sondern die ganze Welt profitiert von Arbeitsteilung und Freihandel. Ohne sie wäre der heutige Wohlstand nicht möglich. Aus kurzfristigem politischen Kalkül mag es verlockend sein, durch Handelsbarrieren die heimische Wirtschaft zu fördern, mittel- bis langfristig schädigt das aber den Wohlstandszuwachs.
Was Trump in Aussicht gestellt hat, kommt einem Griff in ein Hornissennest gleich. Das wird spätestens klar, wenn bei seinen „Aufräumarbeiten“ die US-Zentralbank (Fed) ins Blickfeld gerät. An ihrem Tropf hängt die US-Wirtschaft und auch alle anderen großen Volkswirtschaften der Welt: Die Fed herrscht über die US-Dollar-Notenpresse, mit der sie in den letzten Jahrzehnen eine weltweite Schuldenpyramide genährt hat, die mittlerweile immer mehr Kredit, Geld und niedrigeren Zinsen benötigt, damit sie nicht in sich zusammensackt.
Fed im Fokus
Die Geldproduktion der Fed ist es letztlich auch, die es dem US-Staat erlaubt, immer größer und mächtiger zu werden – und all die Symptome zeigt, gegen die Trump im Wahlkampf versprochen hat, vorzugehen. Ob er vorhat, ob er es wagt, in das Getriebe des ungedeckten Papiergeldsystems zu fassen und wohlmöglich dem Geldschaffen „aus dem Nichts“ ein Ende bereitet? Ein solcher Schritt hat vermutlich keine Priorität in seinem Programm – aber wenn er sich tatsächlich daranmacht, dem Gebaren der Fed Grenzen zu setzen, hieße es: Anschnallen.
Darum hat Trump gewonnen
Clinton schnitt trotz Trumps frauenfeindlicher Äußerungen in der Wählergruppe deutlich schwächer ab als im Vorfeld erwartet. Zwar erhielt sie von Frauen zwischen 18 und 34 Jahren deutlich mehr Unterstützung als Trump, insgesamt aber betrug ihr Vorsprung bei Frauen mit 49 Prozent nur zwei Prozentpunkte. Zum Vergleich: Der scheidende Präsident Barack Obama schnitt 2012 bei Frauen sieben Prozentpunkte besser ab als sein damaliger Herausforderer.
Clinton kam Umfragen zufolge deutlich besser bei Amerikanern mit spanischen Wurzeln, Afroamerikanern, und Amerikanern mit asiatischen Wurzeln an. Allerdings erhielt sie nicht so viel Rückhalt wie Obama vor vier Jahren, der seine Wiederwahl besonders den Stimmen der Minderheiten verdankte.
Trump punktete besonders bei Wählern ohne College-Ausbildung. Insgesamt betrug sein Vorsprung auf Clinton in dieser Gruppe zwölf Prozentpunkte. Bei weißen Männern ohne höheren Bildungsabschluss schnitt er sogar um 31 Prozentpunkte besser ab, bei weißen Frauen ohne Abschluss waren es 27 Prozentpunkte.
Streng gläubige weiße Amerikaner haben Trump die Treue gehalten - trotz der sexuellen Missbrauchsvorwürfe, die gegen den Milliardär im Wahlkampf erhoben wurden. Etwa 76 Prozent der Evangelikalen gaben an, für Trump gestimmt zu haben.
Clinton tat sich in Ballungsräumen schwer, obwohl dort in der Regel viele Anhänger der Demokraten leben. Ihr Vorsprung auf Trump betrug dort gerade einmal sechs Prozentpunkte. In ländlichen Regionen schnitt Trump dagegen um 27 Prozentpunkte besser ab.
Denn das Ausweiten der ungedeckten Papiergeldmengen, das weltweit unter der Führungsrolle der Fed erst möglich geworden ist, hält einen künstlichen Boom in Gang, der bei einem Abbremsen der Kredit- und Geldmengenexpansion ins Stolpern geraten und früher oder später in einem Bust enden würde. Verwunderlich wäre daher nicht, dass Trump – wie schon viele Präsidenten vor ihm – es scheut, sich sofort und unmittelbar mit der Fed und dem internationalen Bankenapparat in Sachen Geldmengenvermehrung anzulegen.