Trump und das Handelsbilanzdefizit 481 Milliarden Dollar – USA bleiben ein Land im Minus

Die USA exportierten auch 2016 weniger Waren, das Handelsbilanzdefizit ist gewachsen. Verantwortlich dafür ist auch das Nachbarland Mexiko. Das dürfte US-Präsident Trump in seiner Abschottungspolitik bestärken.

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Was wird Trump mit seiner protektionistischen Wirtschaftspolitik erreichen? Quelle: AP

Washington Wenn die USA jetzt Laptops in den Kabinen von Direktflügen aus Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas verbieten, hat das möglicherweise nicht nur Sicherheitsgründe. Donald Trump könnte mit seiner Politik der strenger überwachten Grenzen vor allem eines im Schilde führen: US-Firmen sollen begünstigt werden. In diesem Falle Fluggesellschaften, die mit ihren Stop-Over-Flügen nach Nahost nicht von der neuen Regelung betroffen sind.

Das Beispiel Nahost-Flüge ist nur eines von vielen: Der neue US-Präsident verfolgt eine protektionistische Wirtschaftspolitik, von Strafzöllen und Grenzsteuern ist die Rede. Der einfache Nenner: „America First.“

Firmen sollen in den USA produzieren, die zu Hause gefertigten Materialen sollen – möglichst von einheimischen Arbeitern – in US-Produkten weiter verbaut und dann im Inland verkauft werden – ein geschlossener Kreislauf. Amerika, schon unter Präsident Barack Obama nach der schweren Finanzkrise Great Again, kann es sich leisten. Der Markt ist groß, stark und stabil genug.

Trump will so auch das Handelsbilanzdefizit der Amerikaner bekämpfen. 2016 ist es noch einmal gewachsen. Das Defizit erhöhte sich nach neuen Zahlen von Dienstagabend auf 481,2 Milliarden Dollar (aktuell etwa 445 Milliarden Euro), im Vergleich zu 463 Milliarden Dollar im Jahr zuvor. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt lag das Defizit damit bei 2,6 Prozent. Die Exporte aus den USA ins Ausland sind mit 3,14 Billionen Dollar um etwa 30 Milliarden Dollar geschrumpft. Die Importe verringerten sich deutlich weniger stark um 12,3 Milliarden Dollar und betrugen insgesamt 3,62 Billionen Dollar.

Im Verhältnis zu Deutschland – dem Trump zuletzt Währungsmanipulation zugunsten eines schwachen Euro und billigerer Exporte in die USA vorwarf – ist das Defizit im Jahr 2016 deutlich gefallen: von 76,8 Milliarden auf 63,6 Milliarden Dollar. Vor allem bei Maschinen und Autos hat Deutschland aber noch einen riesigen Überschuss.

„Bessere Autos bauen“ hatte der einstige deutsche Wirtschafts- und jetzige Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) auf die Frage geantwortet, was die USA dagegen tun können. Zur gesamten EU steht nur ein vergleichsweis geringes Defizit von gut vier Milliarden Dollar zu Buche.

Auch im Vergleich zu China konnten die USA ihr Defizit verringern. Einem Minus von 362,3 Milliarden Dollar im Jahr 2015 standen im vergangenen Jahr noch 334,2 Milliarden Dollar gegenüber. Gegenüber Kanada verwandelten die Amerikaner noch unter der Führung von Präsident Obama ihr Defizit sogar in ein Plus. Weiter gestiegen ist mit 79,2 Milliarden Dollar dagegen das Defizit zum Nachbarn Mexiko. Das Land, in dem vergleichsweise billig produziert wird, ist Trump ein Dorn im Auge.

Beim G20-Finanzministertreffen in Baden-Baden hatte die US-Delegation um Finanzminister Steven Mnuchin durchgesetzt, dass das Ziel des Vorantreibens des freien Handels in aller Welt abgeschwächt wurde. Ein Affront sondergleichen. Hat doch der boomende Welthandel in den vergangenen Jahrzehnten zu viel Gutem geführt.

„China hat dank anziehenden Handels 700 Millionen Menschen aus der Armut geholt“, sagt etwa Weltbank-Präsident Jim Jong Kim rückblickend. Handel führt zu Wachstum, Wachstum zu Wohlstand – vor allem in armen Ländern, wo die Wirtschaft zumindest mit dem Bevölkerungszuwachs mithalten muss.

Kaum jemand versteht, warum Trump und sein Handelsminister Wilbur Ross beim freien Welthandel so auf die Bremse drücken – auch wenn Trump eifrig beteuert, er sei „ein Mann des Handels“, nur müsse der halt fair sein. Ein Handelsbilanzdefizit ist keineswegs ein Zeichen für wirtschaftliche Schwäche. Selbst Ross bekennt: „Natürlich kann ein steigendes Handelsdefizit mit einer starken Volkswirtschaft einhergehen.“

In den späten 1990er Jahren etwa sei das Defizit gewachsen und das Bruttoinlandsprodukt habe gleichzeitig um stolze vier Prozent zugelegt. Das liegt an der Struktur der US-Volkswirtschaft, die stark auf Konsum ausgerichtet ist.

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