Trump-Verbindungen nach Russland US-Debatte nervt den Kreml

Das FBI untersucht mögliche Verbindungen von Trumps Wahlkampfteam nach Russland. Die Aussage des Chefs der US-Bundespolizei sorgt in Moskau für Kritik. Der Kreml ist genervt – und sorgt sich um den „Big Deal“ mit Trump.

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Russlands Präsident bezeichnete die Vorwürfe gegen russische Hacker als Ausrede der Demokraten für ihre Niederlage bei den US-Wahlen. Quelle: AP

Moskau Lange wurde darüber geredet, am Montag gab es die Bestätigung: Das FBI untersucht mögliche Verbindungen zwischen dem Trump-Team und der russischen Regierung während des US-Wahlkampfs. Das sagte James Comey, der Chef der Bundespolizei, vor dem US-Kongress. Eine Aussage, die ihre Wirkung nicht verfehlte – auch nicht in Moskau.

Die russische Führung reagiert zunehmend genervt auf die anhaltenden Diskussionen um die „Russland-Connection“ der Regierung Trump. „Sie sind eindeutig nicht als konstruktiver Beitrag bei der Entwicklung der bilateralen Beziehungen zu bezeichnen“, kritisierte Kremlsprecher Dmitri Peskow die Anhörungen in Washington.

Eigentlich hat es sich der Kreml zur Regel gemacht, die Ereignisse in den USA als „innere Angelegenheit“ nicht zu kommentieren: Weder den Rücktritt von Trumps Sicherheitsberater Michael Flynns noch die Debatte um Justizminister Jeff Sessions wollte Peskow bewerten, obwohl rangniedere Politiker in Moskau schon damals von „Paranoia“ und Hexenjagd sprachen. Nicht einmal zu Donald Trumps jüngstem Versprecher, Wladimir Putin sei eine „harte Nuss“, gab der Kremlsprecher einen Kommentar ab.

Doch selbst Peskow demonstriert inzwischen deutliche Ermüdungserscheinungen bei der Dauerdebatte um russische Hacker, den Einfluss auf die US-Wahlen und Verbindungen zum Trump-Team. Russland wäre gern abseits dieser „unfruchtbaren Diskussion“, sagte er. Die an den Anhörungen Beteiligten hätten sich in der Situation verfangen, weil sie keine Beweise für ihre eigenen Schlussfolgerungen finden könnten. „Und so gehen sie jedes Mal in eine neue Runde“, beklagte Peskow.

In Moskaus politischen Kreisen und den russischen Medien – zumindest in den staatlichen – wird die vermeintliche Allianz zwischen Donald Trump und dem Kreml seit Wochen als Hirngespinst und Rachephantasie der unterlegenen US-Demokraten um Hillary Clinton abgetan. „Man muss mit Anstand verlieren können“, hatte Russlands Präsident Wladimir Putin den Demokraten schon im Dezember auf den Weg gegeben. Die Niederlage habe nichts mit russischer Einmischung zu tun, sondern damit, dass Amerikaner die russischen „traditionellen Werte“ teilen, so Putin.

Als nun in amerikanischen Medien der bevorstehende Besuch von Außenminister Rex Tillerson in Moskau Anfang April bekannt wurde, bevor es eine offizielle Bestätigung gab, nutzte dies Russlands Außenamtssprecherin Maria Sacharowa zu einem Rundumschlag gegen US-Medien und den Geheimdienst. Hätten etwa auch russische Hacker den Medien die Information gesteckt, fragte sie sarkastisch mit Bezug auf den Skandal. Eher nicht. Es gebe wohl ein echtes Problem mit der Geheimhaltung bei den zuständigen Stellen, meinte sie daraufhin.

Unmut wird auch in den russischen Medien laut: Als „Rauch ohne Feuer“ beschreibt der Fernsehsender „Rossija“ die Befragung von FBI-Direktor James Comey und NSA-Chef Mike Rogers zum Vorwurf der russischen Einmischung in den US-Wahlkampf. Es sei nichts Handfestes gefunden worden, so der Sender.

Der bekannte russische Anwalt Anatoli Kutscherena hält mit Kritik ebenfalls nicht hinter dem Berg: Redefreiheit bedeute nicht, dass man die Präsidenten anderer Länder beleidigen und seinen eigenen mit Schmutz bewerfen könne, indem man ein von unbekannter Hand erstelltes Dossier als einzige Wahrheit darstelle und davon rede, dass die Wahlen hochwahrscheinlich von Russland beeinflusst worden seien. Diese „hohe Wahrscheinlichkeit“ entspräche Bulgakows „Stör zweiter Frische“ (Anm. d. Red.: Zitat aus Bulgakows Roman „Meister und Margarita“; wenn die Rede von einem zweiten Frischegrad ist, bedeutet es, dass der Fisch verfault ist). „Wenn es um einen bewiesenen Fakt geht, ist die Wahrscheinlichkeit 100-prozentig. Ansonsten ist es kein Fakt, sondern im besten Fall eine Vermutung und im schlimmsten Fall Klatsch“, schrieb Kutscherena in der kremlnahen „Iswestija“.

Die Intention der Unmutsbekundungen ist klar: Moskau hatte auf eine Verbesserung des bilateralen Verhältnisses, auf den relativ zügigen Abschluss politischer und wirtschaftlicher Abkommen und sogar auf das Ende der Sanktionen unter Trump gesetzt. Dessen Beschuss mit „russischer Munition“ macht nun eine Annäherung viel komplizierter, wenn nicht gar unmöglich.

Trump hat zuletzt mehrfach prorussische Äußerungen aus dem Wahlkampf – unter anderem die eventuelle Anerkennung der Krim als russisch – revidiert. Die Hoffnungen auf den „Big Deal“ mit Geschäftsmann Trump sinken in Moskau drastisch.

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