Trumps gefährliche Helfer Wie Trumps Team die Welt zerlegt - oder sich selbst

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Die Goldman-Truppe

Schließlich liegt Cohn offiziell auf Trump-Linie. Die Regierung werde alles tun, um Wachstum und Jobs in den USA zu schaffen, beteuert er stets, „America first“ scheint auch für ihn oberstes Gebot.

Mann mit Einfluss: Gary Cohn spricht Trump angeblich fünfmal am Tag. Quelle: dpa

Und doch: Cohn will anders als sein Chef heimische wie ausländische Firmen nicht ausdrücklich bedrohen und etwa mit Strafzöllen für Importe belegen – sondern vielmehr Anreize schaffen, dass diese in den Vereinigten Staaten produzieren. „Es gibt drei Baustellen“, predigt der Exbanker. „Die Steuern sind zu hoch, es gibt zu viele Regulierungen, und unsere Infrastruktur ist nicht im optimalen Zustand. Daran müssen wir arbeiten.“

Um US-Konzernen selbst unter dem Szenario eines drohenden Handelskrieges mit Trump-Strafzöllen den Zugang zu ausländischen Märkten zu bewahren, schmiedet Cohn hinter den Kulissen offenbar eine Art Bündnis pro Freihandel. Seine Plattform dafür: Gipfeltreffen der Regierung mit amerikanischen Firmenbossen. Immer wieder lädt Cohn Chefs der größten heimischen Konzerne ins Weiße Haus – und fordert sie auf, bei Trump die Bedeutung eines freien Welthandels offensiv anzusprechen. „Dabei tritt er sehr gewinnend auf“, sagt ein Chef, der bei diesen Treffen dabei war – entsprechend lobend äußern sie sich über Cohn dann auch in Gegenwart des Präsidenten.

Das zeigt Wirkung: Bei wichtigen Treffen darf Cohn derzeit meist direkt neben dem Präsidenten Platz nehmen. Auch die enge Cohn-Vertraute Dina Powell – bei Goldman Sachs früher für Philanthropie zuständig und fließend Arabisch sprechend – ist ins Machtzentrum vorgerückt: Die Wirtschaftsberaterin war beim Merkel-Besuch nur zwei Plätze von der Kanzlerin platziert. Cohn und Powell verkörperten – genau wie Finanzminister Steven Mnuchin, der ebenfalls lange für Goldman Sachs arbeitete – den selbstbewussten Geist von New York, vermerken Beobachter: Wenn man es dort schaffe, schafft man es überall. Das beeindrucke offenbar den Ur-New-Yorker Trump.

Während die „New Yorker“ also an Einfluss gewinnen, droht Peter Navarro zur Randfigur zu werden. Im Februar noch dominierte der streitbare Professor und Handelsberater Trumps Botschaften. Lautstark erklärte er die Handelsdefizite der USA zu einer „nationalen Gefahr“ – und attackierte neben China und Mexiko auch Deutschland. Die Bundesrepublik nutze den „massiv unterbewerteten“ Euro aus, um ihre Exporte zu steigern, darüber müsse man reden. Ökonomen schüttelten über derlei Parolen den Kopf. „Nahezu alle Behauptungen von Navarro weisen eklatante Fehler auf“, wundert sich Daniel Ikenson, Handelsexperte bei der US-Denkfabrik Cato.

So hätten die USA in den vergangenen 42 Jahren immer mehr importiert als exportiert. Von einer „nationalen Gefahr“ könne also kaum die Rede sein. Außerdem habe die Bundesregierung schließlich keinen Einfluss auf den Kurs des Euro, dafür sei die Europäische Zentralbank zuständig. „Ein Ökonom mit Harvard-Abschluss wie Navarro sollte das wissen“, sagt Ikenson.

Doch Berater Navarro scheint nicht einmal Trump ordentlich zu beraten, was etwa beim Merkel-Besuch immer wieder zu peinlichen Situationen führte. Mittlerweile wird er regelrecht abgeschirmt.

Bei einem Vortrag Anfang März klammerte sich der Ökonom an sein Manuskript, ganze Passagen las er einfach vor. Nachfragen waren nicht gestattet. Nach seinem Vortrag eskortierten ihn Regierungsmitarbeiter aus dem Raum.

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Verliert Navarro weiter an Einfluss, geht Steve Bannon ein wichtiger Mitstreiter verloren. Es wäre die zweite Niederlage in kürzester Zeit, musste Bannon doch eben erst schlucken, künftig nicht länger dem Nationalen Sicherheitsrat anzugehören. Trump entzog seinem Berater die Schlüsselposition; Bannons Machtfülle wird weniger. In Wirtschaftsfragen will sich der Chefideologe nicht überrumpeln lassen - und hat schon einen Ersatzmann für Navarro in die Beraterriege befördert, mit dem er selbst – meist nachlässig gekleidet und 63 Jahre alt – auf den ersten Blick wenig gemein hat: Stephen Miller. Der ist 31 und trägt stets Anzug und skinny tie.

Ökonomischer Einfluss

Was die beiden Männer aber eint, ist ihre ideologische Fixierung. Ultrakonservativ, überaus ambitioniert, überdurchschnittlich begabt: So beschreiben Miller ehemalige Weggefährten. Vor knapp zehn Jahren startete er als Assistent im Kapitol seine politische Karriere. Insbesondere der heutige Justizminister Jeff Sessions, zuvor einer der konservativsten Senatoren der USA, prägte das Denken und Handeln Millers.

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