Trumps treueste Anhänger Unterstützung stärker als je zuvor

Die Gewalt in Charlottesville und die relativierenden Äußerungen des US-Präsidenten haben in weiten Teilen der USA Entrüstung ausgelöst. Doch der harte Kern der Trump-Wähler bleibt davon völlig unberührt.

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Seine brennendsten Wähler halten Donald Trump trotz seiner umstrittenen Äußerungen zu Charlottesville die Treue. Quelle: Reuters

Sun City Sogar aus der eigenen Partei hat Donald Trump Gegenwind bekommen, doch seine brennendsten Anhänger halten ihm weiter die Treue: Mehrere republikanische Abgeordnete kritisierten den US-Präsidenten gerade für sein Hin und Her bei der Reaktion auf den tödlichen Zwischenfall bei einer Demonstration gegen Rassisten am Wochenende in der Kleinstadt Charlottesville. Seine treuesten Wähler finden aber auch nichts daran, dass er zum Tod einer Gegendemonstrantin erklärte, beide Seiten seien für die Eskalation verantwortlich.

Viele seiner Unterstützer – Frauen wie Männer – sind offensichtlich völlig unbeeindruckt von dem Aufschrei, den Trumps Aussagen ausgelöst haben. Der Präsident ist sich dieser offensichtlich völlig unerschütterlichen Gefolgschaft schon lange bewusst. Bereits während des Wahlkampfs erklärte er, er könnte jemanden auf der Fifth Avenue niederschießen und würde keine Wähler verlieren. Auch wenn Trumps Umfragewerte inzwischen fallen - den harten Kern seiner Unterstützer lässt auch das völlig kalt.

In Sun City in Arizona sagt der 80 Jahre alte John Libby, nichts von dem, was der Präsident seit der Wahl getan habe, habe seine Unterstützung für diesen Mann geändert. „Ich würde ihn auf der Stelle wiederwählen“, erklärt er. Wie Trump auf die Phase nach dem Angriff von Charlottesville reagiert habe, sei gut gewesen – auch wenn er einräumt, dass die Reaktion für einige Menschen wohl nicht schnell genug gekommen sei. Der 92 Jahre alte Charles Thomson, der auch Trump gewählt hat, pflichtet Libby bei: „Ich unterstütze ihn mehr als je zuvor.“

Patricia Aleeyah Robinson, eine pensionierte Lkw-Fahrerin, hat die Unterstützung für Trump nach eigener Aussage einige Freundschaften gekostet und Beziehungen in der Familie belastet. Doch wie viele andere glühende Unterstützer des Präsidenten erklärt die 63-Jährige, ihre Meinung über Trump habe sich auch nach den Vorfällen von Charlottesville nicht geändert. „Er hat nichts getan, damit ich mich von ihm abwende“, sagt Robinson, die Afro-Amerikanerin ist. Trump füge sich nicht den Rassisten. Aus ihrer Sicht ist er der einzige Präsident, der sich jemals direkt an die schwarze Bevölkerung gewandt hat.

Clemente Ruiz, ein 49 Jahre alter Lkw-Fahrer aus Lubbock, Texas, sagt, er sei glücklich über den Job, den Trump geleistet habe. „Ich würde ihn morgen wiederwählen“, sagt er. Der Sohn eines mexikanischen Einwanderers, der die amerikanische Staatsbürgerschaft hat, findet nur, dass der Präsident zu dünnhäutig sei. „Er kann es einfach nicht gut sein lassen“, sagt Ruiz. „Er sollte sich die Presse nicht unter die Haut gehen lassen, so wie sie es macht.“ Insgesamt habe Trump aber viel erreicht für die Wirtschaft. „Alles sieht gut aus, so wie es bislang läuft und so lange unser Militär gut läuft“, fügt er an.

Bauunternehmer Richard Mathern aus Wyoming hat Trump gewählt, weil der Präsident seiner Ansicht nach ein erfahrener Geschäftsmann ist. Dass er sich nicht entschiedener gegen die Gewalt von Charlottesville ausgesprochen hat, findet der 48-Jährige nicht schlimm. In Wyoming haben 68 Prozent der Wähler für Trump gestimmt, mehr Zustimmung erhielt er in keinem anderen Staat. „Trump sagt seine Meinung, da gibt es keinen Zweifel. Das geht manchen Menschen auf die Nerven“, sagt er. In Charlottesville gebe es eine Menge Hass. Aber es sei kein Grund, historische Statuen einzureißen wie die des Südstaaten-Generals Robert E. Lee.

Branden Nong ist 35 Jahre alt, Bankangestellter und kommt aus Des Moines in Iowa. Er wählte Trump, weil er sich mit dessen wirtschaftlichem Hintergrund identifizieren konnte. Mehr als sechs Monate, nachdem er Trumps Rede bei der Amtseinführung verfolgt hat, findet Nong, dass der Präsident seinen Job „ziemlich gut“ mache. Allerdings sollte er auf dem Kurznachrichtendienst Twitter etwas vorsichtiger sein. Aber Nong findet, dass Trump wirtschaftlich eindeutige Marken gesetzt habe wie die Schaffung von Arbeitsplätzen. „Ich bin bislang sehr glücklich“, sagt er. Trumps Reaktion auf die Gewalt in Charlottesville sei angemessen gewesen. Es sei nicht fair, ihn für die Spaltung zwischen den Bevölkerungsgruppen verantwortlich zu machen, die schon vorher bestanden habe.

Joyce Ash aus Charleston in West Virginia hat ihr Leben lang die Demokraten unterstützt – bis Trump kam. In der Wahlnacht ist die 71-Jährige aufgeblieben, um Trump siegen zu sehen. Ihre Entscheidung habe sie nicht bereut. „Lasst den Präsident seinen Job machen, statt ihn jedes Mal außer Gefecht zu setzen, wenn man sich umdreht“, sagt sie. Trumps Hin und Her im Zusammenhang mit Charlottesville habe sie nicht verfolgt, aber sie sehe keinen Grund, ihn in Frage zu stellen: „Ich glaube, wenn wir diesem Mann eine Chance geben, wird die Wirtschaft, wird alles besser werden.“

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