St. Petersburg Russische Menschenrechtler sind äußerst besorgt über Berichte, dass in der Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus gezielt Homosexuelle verschleppt werden. Hilfsorganisationen versuchten, schwule Männer aus der Gefahrenzone zu bringen, sagte Igor Kotschetkow vom russischen LGBT-Netzwerk in St. Petersburg der Deutschen Presse-Agentur.
Die oppositionelle Zeitung „Nowaja Gaseta“ hatte zuvor berichtet, im muslimisch geprägten Tschetschenien seien mehr als hundert Männer verschleppt worden. Drei der Opfer seien getötet worden.
Das genaue Ausmaß der Aktionen sei noch nicht abzuschätzen, sagte Kotschetkow am Montag. „Aber was jetzt in Tschetschenien passiert, ist beispiellos“.
Die autoritäre Tschetschenen-Führung um Republikchef Ramsan Kadyrow wies die Anschuldigungen als Lüge zurück. Es gebe in Tschetschenien gar keine Homosexuellen, sagte Sprecher Alwi Karimow der Agentur Interfax.
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte am Montag, es sei nicht Aufgabe des Kremls, sondern der Sicherheitsbehörden, solchen Berichten nachzugehen.
Die liberale Oppositionspartei Jabloko forderte die Behörden auf, die Mordfälle aufzuklären und Entführungen zu unterbinden. In Deutschland bat der Grünen-Abgeordnete Volker Beck die Bundesregierung, alles zum Schutz der verfolgten Homosexuellen zu tun.