Türkei und Russland Eine Pipeline als Politikum

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Turkish Stream statt South Stream

Russland hatte schon einmal versucht sich vom Gastransit durch die Ukraine nach Europa unabhängiger zu machen – mit der Gas-Pipeline South-Stream. Seit der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland 2014 liegen die beiden Länder bekanntermaßen bis heute im Streit.

Diese neu-geplante Erdgas-Pipeline South Stream hätte durch das Schwarze Meer nach Europa führen sollen. Durch Bulgarien nach Serbien, Ungarn, Slowenien und Österreich und in einem zweiten Arm von Bulgarien nach Griechenland und Italien. Allerdings scheiterte sie schließlich an einer von der EU forcierten Blockade Bulgariens – so die Perspektive des Kremlchefs.

Bei einem Türkei-Besuch im Dezember 2014 gab Putin bekannt, dass die Pläne für den Bau der South-Stream-Pipeline gescheitert seien. Der Kremlchef reagierte trotzig: „Die russischen Energieressourcen gehen dann auf andere Märkte - Europa wird solche Umfänge jedenfalls nicht bekommen. Russland kann nicht Hunderte Millionen Dollar investieren und dann an der bulgarischen Grenze steckenbleiben“, sagte der russische Präsident in Ankara und schlug gleichzeitig eine Kooperation mit der Türkei vor – man könne gemeinsam einen großen Gasumschlagplatz für Südeuropa bauen.

Die Absage der South-Stream-Pläne war aber auch eine Reaktion auf politische Entscheidungen der EU, schätzten damals viele Experten. Schließlich war Putins Verlautbarung kommuniziert worden kurz nachdem die Europäische Investitionsbank der Ukraine einen Kredit über 150 Millionen Euro für die Modernisierung ihrer Gaspipelines zugesagt hatte, über die bis dato Gas aus Russland nach Europa transportiert worden war.
Nach halbherzigen Bekundungen der europäischen Seite, dass South Stream vielleicht doch noch gelingen konnte, wurden die Pläne letztlich beerdigt.

Das neuerliche Vorhaben des Staatskonzerns Gazprom – die Gaspipeline Turkish Stream – gilt nun als Nachfolger des Pipeline-Projekts South Stream. Und könnte ebenso aus politischen Gründen scheitern - der Konflikt infolge des Kampfjets-Abschusses 2015 beweist es.

Entscheidend bei dieser politisch wie wirtschaftlichen Kooperation: Erdogan ist auf das Projekt Pipeline stärker angewiesen als der Kremlchef. Zwar hat die Türkei für den Kreml energiepolitisch hohe strategische Bedeutung – mit Blick auf Lieferungen nach Südeuropa. Ebenso wie geopolitisch – hofft Moskau doch mit einer Annäherung an Ankara, einen Keil zwischen die Türkei und den Westen treiben zu können. Bis der erste Strang Ende 2019 fertig sein wird, kann noch viel passieren.

(Mit Material von dpa)

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