Türkische Armee bombardiert IS Istanbuler Angreifer weiter auf der Flucht

Mit Panzern, Raketen und Kampfjets greift die Türkei in Syrien den IS an, der sich zum Anschlag in Istanbul bekannt hat. Der Täter aus der Silvesternacht ist immer noch nicht gefasst.

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Das Fahndungsfoto der türkischen Polizei soll den Hauptverdächtigen des Angriffs auf einen Istanbuler Nachtclub zeigen. Quelle: dpa

Bei der Fahndung nach dem Angreifer auf eine Silvesterfeier in einem Club in Istanbul ist ein Selfie-Video des Verdächtigen aufgetaucht. Auf dem von türkischen Medien am Dienstag veröffentlichten Video ist knapp 40 Sekunden lang zu sehen, wie ein Mann auf einem belebten Platz herumläuft, während er sich selbst und die Umgebung offenbar mit einer Handy-Kamera filmt. Medienberichten zufolge wurde das Video in der Gegend des Taksim-Platzes im Herzen der Millionenmetropole aufgenommen.

Chronologie: Schwere Anschläge in der Türkei

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Angriff auf die Silvesterfeier in der türkischen Millionenmetropole mit 39 Toten für sich reklamiert.

In der Folge will die türkische Regierung eine Verlängerung des Ausnahmezustands um weitere 90 Tage noch in dieser Woche ins Parlament einbringen. „Unser Parlament wird darüber diskutieren und entscheiden, ob der Ausnahmezustand um drei Monate verlängert wird“, sagte Ministerpräsident Binali Yildirim vor der Fraktion der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP in Ankara. Bereits am Vortag hatte Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus gesagt: „Der Ausnahmezustand wird so lange dauern wie nötig.“

Zudem schlägt die türkische Armee in Nordsyrien mit voller Härte gegen den IS zu. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Dienstag, die Truppen hätten seit dem Vortag mindestens 150 Ziele mit Haubitzen, Raketenwerfern, Mörsern und Panzern beschossen. Die Luftwaffe habe unter anderem in der umkämpften Stadt Al-Bab Stützpunkte der Terrormiliz und ein Waffendepot bombardiert. Bei den Operationen seien 18 IS-Terroristen getötet und 37 weitere verwundet worden.

In der Silvesternacht war ein Angreifer in den Club Reina eingedrungen und hatte wahllos auf Feiernde geschossen. Nach der Bluttat gelang dem Täter die Flucht. Nach dem Mann wird mit Hochdruck gesucht.

Die Nachrichtenagentur DHA meldete, am Montagabend sei es zu einem Einsatz von Anti-Terror-Einheiten in Istanbul gekommen. Dabei seien Hubschrauber eingesetzt und Straßen gesperrt worden. Über Festnahmen bei dieser Razzia wurde nichts bekannt.

"Es ist schwer, sich ein zynischeres Verbrechen vorzustellen"
Rettungskräfte und Sicherungskräfte sind nach einem Angriff auf einen der größten Nachtclubs im Zentrum Istanbuls am 1. Januar 2017 in Istanbul im Einsatz. Bei einem Angriff sind in der Silvesternacht nach offiziellen Angaben mindestens 39 Menschen getötet und 69 verletzt worden. Istanbuls Gouverneur Vasip Sahin sagte, es habe sich um einen Terrorangriff gehandelt. Sahin sagte, der Angreifer habe mit einer langläufigen Waffe in einer sehr "grausamen und gnadenlosen Art auf unschuldige Menschen gefeuert, die dort das Neue Jahr feierten und Spaß hatten“. Quelle: dpa
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Quelle: dpa
Bundeskanzlerin Angela Merkel Quelle: dpa
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Quelle: dpa
Der russische Präsident Wladimir Putin Quelle: REUTERS
US-Präsident Barack Obama sprach der Türkei in einer ersten Reaktion sein Beileid aus Quelle: dpa
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier Quelle: dpa

Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu hatte zuvor acht Festnahmen in Istanbul im Zusammenhang mit dem Terrorangriff gemeldet. Der Täter war aber nicht darunter.

Die Behörden veröffentlichten neue Aufnahmen des Verdächtigen, auf denen das Gesicht des Gesuchten klar zu erkennen ist. Auf dem Selfie-Video des Verdächtigen spricht der dunkelhaarige junge Mann nicht. Passanten mit Einkaufstüten sind zu sehen, auch eine Frau mit einem Kinderwagen läuft hinter dem Mann vorbei. Es sind die bislang schärfsten Bilder des Verdächtigen.

Türkische Truppen waren im August in Nordsyrien einmarschiert. Die Operation „Schutzschild Euphrat“ richtet sich gegen den IS, aber auch gegen die Kurdenmiliz YPG, die eng mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden ist.

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