Ukraine-Krise Kämpfe eskalieren vor EU-Krisentreffen erneut

Prorussische Separatisten haben 55 Ortschaften in der Ostukraine angegriffen, drei Soldaten wurden getötet. Die USA bekräftigen derweil ihre Bereitschaft zu neuen Russland-Sanktionen, die EU berät sich am Donnerstag.

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Der Westen befürchtet, dass die prorussischen Separatisten die Stadt sturmreif schießen wollen, um sich einen Landkorridor zwischen beiden Gebieten zu eröffnen. Quelle: ap

Kiew Die Kämpfe im Osten der Ukraine sind einen Tag vor den Beratungen der EU über neue Russland-Sanktionen erneut auf breiter Front aufgeflammt. Die prorussischen Separatisten hätten in den vergangenen 24 Stunden 55 Städte und Dörfer im Osten des Landes unter Beschuss genommen, sagte ein Sprecher der ukrainischen Armee am Mittwoch in Kiew. Drei Soldaten seien dabei getötet und 15 verwundet worden.

Die USA unterzeichneten mit der Ukraine unterdessen eine Vereinbarung über Kreditgarantien im Volumen von zwei Milliarden Dollar und bekräftigten zugleich ihre Bereitschaft zu schärferen Sanktionen gegen Russland. „Wir sind weiterhin bereit, wenn nötig mehr zu tun“, sagte US-Finanzminister Jack Lew in Kiew. Das zusätzliche Geld solle der Ukraine helfen, anstehende Sozialausgaben zu decken.

Die Außenminister der Europäischen Union (EU) kommen am Donnerstag in Brüssel zu einem Krisentreffen zusammen, um über eine Ausweitung der Sanktionen gegen Russland zu beraten. Die EU-Kommission wird dabei vermutlich den Auftrag erhalten, Strafmaßnahmen vorzubereiten, die dann von den Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfel am 12. Februar verabschiedet werden könnten.

Unklar ist noch, um welche Art von Sanktionen es sich handeln wird. Ein EU-Diplomat sagte, er rechne nicht mit neuen größeren Wirtschaftssanktionen. Auslöser für das Krisentreffen war der Raketenangriff auf die ostukrainische Stadt Mariupol, für den der Westen die Separatisten verantwortlich macht. Mariupol liegt zwischen der russischen Grenze und der von Russland annektierten Krim.

Der Westen befürchtet, dass die pro-russischen Separatisten die Stadt sturmreif schießen wollen, um sich einen Landkorridor zwischen beiden Gebieten zu eröffnen. Bei dem Raketenangriff wurden mehr als 30 Menschen getötet. EU und Nato werfen Russland vor, die Separatisten militärisch zu unterstützen. Russland weist diese Anschuldigungen zurück.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow forderte die Ukraine auf, an ihrem blockfreien Status festzuhalten. Dies sei wichtig, um eine weitere Spaltung des Landes zu verhindern, schrieb er einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax zufolge in einem Artikel. Die ukrainische Führung strebt einen Beitritt des Landes zur Nato an.

Die Gefechte im Osten der Ukraine sind inzwischen so heftig wie seit der Einigung auf das Waffenstillstandsabkommen von Minsk im September nicht mehr.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hatte vergangene Woche zwar erneut einen Versuch zur Wiederbelebung der Vereinbarung unternommen, dem sich auch seine Kollegen aus Russland und der Ukraine angeschlossen hatten. Kurz darauf starteten jedoch die Separatisten ihre Offensive auf Mariupol.

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