Schwer treffen würde die Sperrung des russischen Luftraums die Lufthansa. Sie überquert das Land im Schnitt 180 mal in der Woche. Alternativ könnte Russland südlich umflogen werden, allerdings würden damit auch die Flugdauer und der Spritverbrauch deutlich zunehmen. Für eine Fluglinie, die auf ein weltweites Netz von Zubringerflügen angewiesen ist, ist das schwer vorstellbar. Offiziell wollte sich die Lufthansa dazu nicht äußern. Allerdings würde Russland sich mit einem Überflugverbot auch selbst schaden, weil russische Fluggesellschaften wie Aeroflot Medienberichten zufolge selbst von den Gebühren profitieren.
Neben den Sanktionen gegen große Ölfirmen sieht die EU auch erweiterte Verbote für Produkte vor, die sowohl militärisch wie zivil genutzt werden können. Davon wären drei Rüstungsfirmen betroffen. Kontensperrungen und Einreiseverbote sollen mehreren EU-Diplomaten zufolge zudem für weitere 24 Personen gelten.
Ukraine erwartet Waffen von Nato-Staaten
Die am Freitag vereinbarte Feuerpause hält nach Einschätzung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), sei aber instabil. Die Rebellen ließen nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko als Teil der Vereinbarungen aber 1200 gefangene Soldaten frei. Der Staatschef kündigte bei einem Besuch in Mariupol zugleich an, die zuletzt umkämpfte Hafenstadt mit mehr Panzern und Raketenwerfern zu verteidigen. "Dies ist unser ukrainisches Land und wir werden es niemanden überlassen", erklärte Poroschenko über den Kurznachrichtendienst Twitter nach seinem Eintreffen in der strategisch wichtigen Hafenstadt im Südosten der Ukraine. Er habe militärische Verstärkung zur Verteidigung der 500.000-Einwohner-Metropole angeordnet in Form von Panzern und Raketenwerfern. Außerdem werde der Luftraum überwacht. Mariupol ist eine der größten Städte in einem von den Separatisten beanspruchten Gebiet.
Die Sanktionen der EU und USA gegen Russland
Die EU erschwert den Zugang zu den EU-Finanzmärkten für russische Banken. Gilt für alle Banken mit einem staatlichen Anteil von mindestens 50 Prozent. Sie können auf den EU-Kapitalmärkten keine neuen Wertpapiere oder Aktien von russischen Unternehmen mehr verkaufen.
In den USA fallen drei weitere Banken im russischen Staatsbesitz unter die Strafmaßnahmen, damit sind es nun fünf von sechs: Die Bank von Moskau, die Russische Landwirtschaftsbank und die VTB Bank kamen hinzu. Ihnen wird der Zugang zu mittel- und langfristiger Dollarfinanzierung für Russland erschwert. Sie dürfen aber weiter in den USA operieren.
Die EU verbietet künftige Rüstungslieferungen. Betroffen sind alle Güter, die auf einer entsprechenden Liste der EU stehen. Gilt nicht für bereits unterzeichnete Verträge, also auch nicht für die Lieferung von zwei französischen Hubschrauberträgern im Wert von 1,2 Milliarden Euro an Russland.
In den USA wurde die United Shipbuilding Corporation (größtes russisches Schiffsbau-Unternehmen) zu den bislang acht auf der Sanktionsliste stehenden Firmen im Verteidigungssektor ergänzt. Die Unternehmen dürfen nicht mehr das US-Finanzsystem nutzen oder mit amerikanischen Bürgern Geschäfte machen.
Die EU verbietet den Export von bestimmten Hochtechnologiegütern an das Militär. Gilt beispielsweise für Verschlüsselungssysteme sowie für Hochleistungscomputer.
Die EU untersagt die Ausfuhr für Spezialtechnik zur Ölförderung. Zielt auf Geräte, die für Ölbohrung und -förderung beispielsweise in der Arktis gebraucht werden.
Auch in den USA gelten für Unternehmen aus der Ölbranche eingeschränkte Importmöglichkeiten für Technik zur Erschließung von Ölquellen in tiefen Gewässern, vor der arktischen Küste oder in Schiefergestein. Die aktuelle Energieproduktion werde damit aber nicht beeinträchtigt.
Die Ukraine erwartet für ihren Kampf auch direkte Waffenlieferungen von Nato-Staaten. Entsprechende Vereinbarungen seien mit mehreren Ländern getroffen worden, zitierte die Nachrichtenagentur Ria Novosti aus einer Erklärung des ukrainischen Präsidialamtes. Am Vortag war eine ähnliche Ankündigung eines Poroschenko-Beraters umgehend von den genannten Ländern dementiert worden. Die USA, Italien, Norwegen und Polen widersprachen der Aussage, sie würden Waffen liefern. Die französische Regierung lehnte eine Stellungnahme ab.