Ukraine Tschüß Putin, Westen wir kommen!

Die ukrainische Wirtschaft ist zerstört, ausländische Investoren meiden das Land. Aus den Ruinen stellt sich die Ukraine jetzt neu auf, weg von Russland und der Schwerindustrie – und hin zum Westen.

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Hoffnung für die Ukraine? Es ist schwer, diese zwei Wörter in einem Atemzug zu verwenden, wenn man die aktuellen Berichte von der Front in der umkämpften Donbassregion liest: Dort kämpfen immer noch ukrainische Soldaten gegen prorussische Rebellen. Am Donnerstag starben mindestens fünf Menschen. Von einem Waffenstillstand kann keine Rede sein, allein seit der Unterzeichnung des zweiten Minsker Friedensabkommens im Februar sind mehr als 1150 Menschen gestorben, insgesamt hat der Krieg im Donbass schon mehr als 6800 Opfer gefordert.

Und doch hegt niemand geringeres als Christine Lagarde Hoffnung für die Ukraine. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) sagte am Mittwoch, sie erwarte, dass am heutigen Freitag das Exekutivdirektorium des IWF die bisherigen Reformanstrengungen der Regierung unterstützen werde. Im Klartext: Madame Lagarde möchte, dass der Ukraine weitere Kredite ausgezahlt werden.

Das denken die Deutschen in Bezug auf die Ukraine über...

Im Februar hat der Internationale Währungsfonds beschlossen, die Ukraine mit 17,5 Milliarden Dollar zu refinanzieren. Bisher flossen fünf Milliarden, heute soll die nächste Tranche von 1,7 Milliarden Dollar beschlossen werden. Und die braucht das Land am schwarzen Meer dringend, denn es steht kurz vor der Staatspleite. Die Ukraine hat rund 72 Milliarden Dollar Schulden. Das ist fast doppelt so viel wie noch vor einem Jahr. Aus eigener Kraft kann die Regierung die fälligen Kredite und die Zinsen für Staatsanleihen nicht bedienen, denn die Wirtschaft steckt in einer tiefen Rezession.

Schon im vergangenen Jahr ist das Bruttoinlandsprodukt nach Angaben der Weltbank um 8,2 Prozent gesunken. Für dieses Jahr geht der Internationale Währungsfonds davon aus, dass die ukrainische Wirtschaft noch einmal um neun Prozent schrumpfen wird. „Die Entwicklung der Wirtschaft in der Ukraine gibt Anlass zu großer Sorge“, sagt Eckhard Cordes, Chef des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Für einige Industrien kann der Niedergang aber auch ein Aufbruch sein.

Aufgrund der ökonomischen Krise sind die Löhne im Land stark gesunken. Mittlerweile verdient ein Ukrainer durchschnittlich weniger als 200 Euro im Monat. In Rumänien ist das Lohnniveau dreimal so hoch, im Nachbarland Polen bekommen die Menschen sogar sechsmal mehr für ihre Arbeit. „Wir reden also von einem südostasiatischen Lohnniveau, direkt an der EU-Grenze – und bei westlich ausgebildeten Arbeitern“, sagt ein Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Kiew.

Davon profitieren vor allem leichte, arbeitsintensive Wirtschaftsbereiche, die in den letzten Jahren stark gewachsen sind: etwa die Herstellung von Möbeln, die Produktion von Nahrungsmitteln oder Kautschuk.

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