Umstrittenes Kernkraftwerk Frankreich besiegelt Ende von AKW Fessenheim

Kurz vor Ende der Amtszeit von Frankreichs Präsident Hollande schreibt die Regierung das Ende des ältesten französischen Atomkraftwerks fest. Das Tauziehen mit dem Betreiber dürfte aber noch weitergehen.

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Fessenheim ist das älteste französische Atomkraftwerk, das noch in Betrieb ist. Quelle: AFP

Paris Frankreich hat die Schließung des umstrittenen Atomkraftwerks Fessenheim an der Grenze zu Baden-Württemberg besiegelt. Die Regierung veröffentlichte am Sonntag im Amtsblatt ein entsprechendes Dekret, wie Energie- und Umweltministerin Ségolène Royal via Twitter mitteilte. Die Sozialistin hatte den Schritt bereits vor einigen Tagen angekündigt und die Abschaltung für 2018 versprochen.

Fessenheim ist das älteste französische Atomkraftwerk, das noch in Betrieb ist. Es ging 1977 ans Netz. Aus Sicht von Umweltschützern ist die Anlage veraltet, es bestehe die Gefahr einer Panne. Ein Reaktor ist seit vergangenem Jahr vom Netz, weil Materialfehler an einem Dampferzeuger überprüft werden.

Auch die deutsche Bundesregierung fordert schon länger die Abschaltung. Die deutschen Grünen bezeichnen das Kraftwerk als „Schrottreaktor“. Frankreich setzt seit Jahrzehnten auf die Nuklearenergie. Drei Viertel des Strombedarfs kommen aus Atommeilern.

Der Betreiber EDF hatte der Schließung in der zurückliegenden Woche nur unter Bedingungen zugestimmt: So soll Fessenheim erst dann geschlossen werden, wenn der Europäische Druckwasserreaktor (EPR) in Flamanville am Ärmelkanal ans Netz geht – er soll Ende 2018 fertig sein.

Das Dekret nimmt diese Bedingung auf. Es bindet die Aufhebung der Betriebserlaubnis für Fessenheim an den EPR-Starttermin. Das Projekt sorgte allerdings bisher mit Verzögerungen und Kostensteigerungen für Schlagzeilen.

So prüfte die Atomaufsicht Materialprobleme am Reaktorbehälter. Solange sie keine Zustimmung gibt, kann es nicht losgehen. Eine Entscheidung wird in den kommenden Monaten erwartet.

Die Schließung von Fessenheim war ein Wahlversprechen von Präsident François Hollande, der im Mai aus dem Amt scheidet. Französische Gewerkschaften wehren sich gegen die Abschaltung.

Bereits im Januar hatten sich der Stromgigant EDF und der französische Staat auf eine Entschädigung von rund 490 Millionen Euro für die Kosten der Schließung verständigt. Der EDF-Verwaltungsrat machte am vergangenen Donnerstag den Weg für die Schließung grundsätzlich frei. Der Antrag zur Aufhebung der Betriebserlaubnis soll aber frühestens sechs Monate vor der geplanten Schließung gestellt werden.

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