Urteil im Wikileaks-Prozess Bradley Manning ist ein Spion, aber kein Terror-Helfer

Der Wikileaks-Informant Bradley Manning ist wegen Spionage verurteilt worden. Ihm drohen nun Jahrzehnte im Gefängnis. Vom schwersten Vorwurf aber wurde er freigesprochen – eine gute Nachricht für andere Enthüller.

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Bradley Manning nach der Gerichtsverhandlung. Quelle: ap

Bradley Manning ist schuldig, doch die Höchststrafe Lebenslänglich bleibt ihm erspart. Der US-Soldat, der Hunderttausende Geheimdokumente über die Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht hatte, wurde am Mittwoch von einem Militärgericht am Stützpunkt Fort Meade vom Hauptanklagepunkt der Unterstützung des Feindes freigesprochen.

Allerdings befand Richterin Oberst Denise Lind den 25-Jährigen in 20 von insgesamt 22 Vorwürfen für schuldig, darunter Spionage und Diebstahl. Zusammengezählt könnte Manning deshalb am Ende trotzdem noch eine Haftstrafe von mehr als 100 Jahren auferlegt bekommen. Die zehn minderschweren Anklagepunkte, in denen sich der Obergefreite im Prozess schuldig bekannt hatte, hätten ihm bis zu 20 Jahre Gefängnis eingebracht. Das Strafmaß soll in den kommenden Wochen verkündet werden.

Der ehemalige Datenanalyst hatte im Prozess zugegeben, geheime Militärdokumente über die Kriege im Irak und in Afghanistan sowie Hunderttausende Depeschen aus den US-Botschaften bei Wikileaks hochgeladen zu haben. Darunter war etwa das Video von einem tödlichen Angriff eines US-Kampfhubschraubers auf eine Gruppe Zivilisten im Irak. Aufgeflogen war Manning, nachdem er sich in einem Online-Chat selbst offenbart hatte.

Im Prozess argumentierte die Verteidigung, er habe die Taten aus einer Art naivem Idealismus heraus begangen. Er sei verstört gewesen von den Machenschaften der US-Truppen; er wollte, dass die Welt davon erfährt und sich die Dinge ändern. Die Staatsanwaltschaft dagegen stellte Manning als „Verräter“ und „Anarchisten“, der den USA schaden wollte.

Auch wenn Richterin Lind der Staatsanwaltschaft in den meisten Punkten folgte, gibt das Urteil für Manning und seine Unterstützer dennoch Anlass zur Erleichterung. „Wir sind glücklich, dass Richterin Lind uns darin zustimmt, dass Brad niemals vorhatte, Amerikas Feinden zu helfen“, teilte Mannings Familie im britischen „Guardian“ mit. „Auch wenn wir natürlich enttäuscht sind über das heutige Urteil“.

Die Strafverfolger konnten in dem mehr als acht Wochen dauernden Prozess nicht beweisen, dass Manning durch seine Veröffentlichungen Amerikaner, deren Helfer und Einrichtungen im Irak und in Afghanistan in Gefahr brachte. Zwar sollen auf dem Computer Osama Bin Ladens Teile der Wikileaks-Dokumente gefunden worden sein – doch das reichte der Richterin für den Tatbestand der Unterstützung des Feindes nicht aus.

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