Berlusconi ist zwar nicht Mitglied der Regierung, gilt in der Koalition aber als wichtiger Strippenzieher hinter den Kulissen. Sollte das Gericht die Verurteilung bestätigen, dürfte der konservative Politiker fünf Jahre kein politisches Amt bekleiden und müsste seinen Sitz im Parlament aufgeben. Dem "Libero" sagte Berlusconi, er wolle die Regierung nicht zum Scheitern bringen. Er glaube aber nicht, dass Lettas Demokratische Partei zusammen mit einer Partei regieren wolle, deren Chef unter Hausarrest stehe und von allen politischen Ämtern ausgeschlossen sei.
Letta erklärte am Montag bei einem Besuch in Athen, er mache sich keine Sorgen über die Zukunft seines Landes. "Italien ist stabiler als die meisten Menschen denken." Der Berlusconi nahestehende PdL-Abgeordnete Fabrizio Cicchitto sagte in einem Zeitungsinterview auf die Frage, ob die Koalition bei einer Verurteilung Berlusconis zerbrechen werde: "Wir können jetzt noch keine Antwort darauf geben...das wäre hypothetisch. Wir werden eine Entscheidung treffen, die darauf gründet, was Berlusconi will."
Sollte Berlusconi mit einem blauen Auge davonkommen, bliebe es dennoch spannend: Gegen ihn laufen noch weitere Prozesse, etwa wegen Bestechung politischer Gegner und Anstiftung Minderjähriger zur Prostitution. Im Verfahren wegen Sex mit einer Minderjährigen wurde Berlusconi zu sieben Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.