US-Arbeitsmarkt boomt Die Fed sollte die Gunst der Stunde nutzen

Gute Nachrichten zur US-Konjunktur: Im Juli sind weit mehr Jobs entstanden als erwartet. Statt 180.000 waren es 255.000 Stellen. Die US-Notenbank sollte darauf reagieren – und die Leitzinsen erhöhen.

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Ein US-Modeladen sucht Mitarbeiter: Im Juli sind in den USA weitaus mehr Jobs geschaffen worden als erwartet. Quelle: AP

New York Ein gutes Zeichen vom US-Arbeitsmarkt: 255.000 neue Jobs wurden im Juli geschaffen – und damit weitaus mehr als erwartet. Ökonomen hatten mit 180.000 neuen Stellen gerechnet. Die Arbeitslosenquote blieb bei 4,9 Prozent, statt leicht zu sinken, wie es den Prognosen entsprochen hätte. Aber das ist eher ein gutes als ein schlechtes Zeichen. Es zeigt, dass sich wieder mehr Amerikaner um Arbeit bemühten, wenn die Zahl der Jobs steigt, die Quote der Arbeitslosen aber nicht sinkt.

Diese so genannte Partizipationsrate ist leicht gestiegen auf 62,8 Prozent. Und die Löhne haben sich weiter erhöht: Aufs Jahr hoch gerechnet entspricht das einem Plus von 2,6 Prozent. Das übersteigt die von der US-Notenbank Fed gewünschte Inflationsrate von zwei Prozent.

Nach einem extrem schwachen Mai, der schon das Ende des Aufschwungs zu markieren schien, und einem starken Juni bestätigt das Juli-Ergebnis, dass der US-Arbeitsmarkt weiter anzieht. Es sind in der Geschichte des Landes kaum je so viele neue Jobs über einen so langen Zeitraum hinweg geschaffen worden. Von der Seite her könnte die US-Notenbank locker im September die Zinsen erhöhen. Daher sollte sie es auch tun.

Notenbankchefin Janet Yellen hatte den Leitzins im Dezember zum ersten Mal seit der Finanzkrise leicht angehoben – von nahe Null auf eine Spanne zwischen 0,25 bis 0,5 Prozent. Zunächst hatte sie vier weitere Zinsschritte für das Jahr 2016 im Auge, jetzt dürfte es maximal einer werden, nach Meinung vieler Experten eher im Dezember als im September. Vor kurzem noch hatte Bill Dudley, der einflussreiche Chef der Fed New York, zur Geduld gemahnt. Aber die Fed hat auch immer wieder betont, dass sie ihre Entscheidungen von den wirtschaftlichen Daten abhängig macht. Daher sollte sie jetzt handeln – die Daten sind gut.

Es gibt auch Argumente, die gegen eine Zinserhöhung in den USA sprechen. Die Zinsen in Europa sind extrem niedrig, Großbritannien hat sie sogar gerade noch einmal gesenkt. Das beeinflusst auch die Fed. Das Wachstum in den USA ist nicht bärenstark, und eine wirkliche Inflation droht noch nicht. Diese Gründe werden häufig gegen eine Zinserhöhung angeführt. Aber es geht ja nicht um einen dramatischen Schritt nach oben, sondern allenfalls um einen weiteren Viertel Prozentpunkt – um ein winziges Stückchen Normalisierung. Weil die Daten gut sind und die Aufregung um dem Brexit, den Austritt der Briten aus der Europäischen Union, sich gelegt hat, sollte die Fed die Gunst der Stunde nutzen.

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