Ums so erstaunlicher ist es, wie gelassen sowohl die US-Bürger bleiben als auch die gefürchteten Ratingagenturen, die noch im Sommer 2011, als sie die Kreditwürdigkeit der USA erstmals in der Geschichte herunterstuften, die Weltmärkte ins Chaos stürzten.
Die größten Pleitekandidaten der USA
Kaliforniens Haushaltsloch brachte schon Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger zur Verzweiflung. Weder die Schließung von Gefängnissen noch die Sperrung von Nationalparks konnten die Finanzkrise des Landes lösen. In diesem Jahr wird im bevölkerungsreichsten US-Staat wohl eine Lücke im Haushalt von 25,4 Milliarden Dollar klaffen. Zur Einordnung: Das ist fast ein Drittel (29,3 Prozent) des Gesamtetats von 2011. Nun wird überall gespart – außer bei der Filmförderung für Hollywood.
Der fünftgrößte US-Staat war jahrelang die Heimat von US-Präsident Barack Obama. Er arbeitete in Chicago und ist noch heute in der „windy city“ äußert beliebt. Die Finanzlage des Landes ist besorgniserregend. Für 2012 erwartet Illinois ein Haushaltsloch von 15 Milliarden Dollar (44,9 Prozent des aktuellen Budgets). Die Bonität des Staates gilt schon jetzt als gering. Investoren leihen Illinois nur für hohe Zinsen ihr Geld. Die Schuldenspirale dreht sich damit immer weiter.
Der Bundesstaat an der Grenze zu Kanada hat nicht nur viele Gewässer ("Land der tausend Seen"), sondern auch viele Schulden. Für das Gesamtjahr 2012 gehen die Behörden von einem Haushaltsloch von knapp vier Milliarden US-Dollar aus. Schon im Juli 2011 war Minnesota zeitweise zahlungsunfähig. Zoos und Nationalparks wurden geschlossen, Bauarbeiten an Straßen wurden eingestellt und 22.000 staatliche Bedienstete in den unbezahlten Urlaub geschickt.
Der kleine Ostküstenstaat zwischen New York und Rhode Island steckt ebenfalls in der schwersten Finanzkrise seiner Geschichte. Im Haushalt 2012 fehlen 3,7 Milliarden Dollar (20,8 Prozent des 2011er-Etats). Selbst die private Elite-Uni Yale in Connecticut bleibt von der Krise nicht verschont. In ihrem Uni-Budget für 2011/12 fehlen 68 Millionen Dollar.
Der Südstaat musste in den vergangenen Jahren viele Tiefschläge verkrafte. Erst wütete Hurrikan „Katrina“ über das Land, dann folgte eine schmerzhafte Rezession und 2010 schließlich noch die Ölkatastrophe. Der Haushalt ist vollkommen überlastet. Es klafft 2012 ein Loch von 1,7 Milliarden US-Dollar (22 Prozent des 2011er-Etats).
Der Wüstenstaat ist durch eine Stadt weltbekannt: Las Vegas. Die Spielermetropole zieht jährlich Touristen aus allen Teilen der Erde an. Der Haushalt des Bundesstaates kann davon aber nicht profitieren. 2012 wird der Haushalt eine Lücke von 1,5 Milliarden Dollar aufweisen. Allerdings: Die Summe entspricht fast der Hälfte des derzeitigen Etats Nevadas.
Der nördliche Nachbar von Kalifornien wird 2012 wohl ein Haushaltsloch von 1,8 Milliarden US-Dollar verkraften müssen. Diese Summe beträgt ein Viertel des Gesamthaushaltes von 2011. Es wird drastisch gespart: Sowohl bei Kranken und Rentnern als auch bei Schülern und Studenten.
Mit Sorge verfolgt dagegen die Europäische Zentralbank den erneuten Streit um das Haushaltsbudget in den USA: Die Amerikaner müssten die Fiskalpolitik neu ordnen und nicht immer alle paar Monate die Schuldenobergrenze verschieben und den Zentralstaat damit praktisch handlungsunfähig zu halten“, sagte EZB-Direktor Jörg Asmussen.
Haushaltsstreit in Washington lastet auf den Börsen
Der Leitindex Dow Jones Industrial gab in der vergangenen Woche 1,25 Prozent nach. Auch der breitere S&P-500-Index schloss die vergangene Handelswoche mit einem Minus ab. Beide Indizes fuhren damit nach drei Gewinnwochen hintereinander Verlust ein. Der Dow Jones Industrial fiel auf 15 258,24 Punkte, der S&P-500-Index fiel auf 1691,75 Punkte.
Dabei läuft es eigentlich ganz gut mit der US-Konjunktur: um immerhin 2,5 Prozent ist die Wirtschaft in den USA im zweiten Quartal gewachsen, die Stimmung ist grundsätzlich positiv bei den Unternehmen, wenn da nicht das Chaos in Washington wäre.