US-Präsidentschaftswahlen "Donald Trump hat keine Agenda, keine Ahnung, keinen Plan"

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Trump wird im Weißen Haus Trump bleiben

Sie führen in Ihrem Buch „Die Akte Trump“ aus, wie das Prinzip „Auge um Auge“, zum festen Teil des Trump’schen Gedankenguts gehört. Trump bekennt demnach, dass wenn man angegriffen wird, „umso härter zurückschlagen muss“.
Er hat Teile der eigenen Familie verklagt, ehemalige Angestellte, Biografen, Bundesbehörden. Und er ist da stolz drauf.

Ist es denkbar, dass sich Donald Trump im Amt ändern würde – und sich moderater zeigt, als wir heute glauben?
Donald ist fast mein Alter. Ich bin 67 Jahre, er ist 70 Jahre. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen: In dem Alter ändert man sich nicht mehr so einfach – schon gar nicht, wenn man Donald Trump heißt. Nein: Donald Trump wird im Weißen Haus – sollte er die Wahlen gewinnen – Donald Trump sein. Das bedeutet: Er wird ungestüm sein. Er wird Ratschläge ignorieren. Und Leute, die ihm unangenehme Fragen oder sich ihm in den Weg stellen, juristisch verfolgen.

Das Buch „Die Akte Trump“ („The Making of Donald Trump“) erschien in den USA am 2. August 2016  - und ist ab dem 1. September auf Deutsch erhältlich. Quelle: PR

Was bedeutet das politisch, insbesondere auch außenpolitisch?
Das bedeutet, dass alle bisherigen Bündnisse neu bewertet werden. Dass Alliierte, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges fest an unserer Seite stehen, überprüft werden – ob sie denn auch Donald Trump mögen oder nicht. Ein falsches Wort und Trump würde diese Allianzen neu bewerten. Alles folgt einer persönlichen Kosten-Nutzen-Rechnung. Trump hat ja schon gesagt, dass er etwa die NATO nicht zwingend braucht – und stattdessen Russlands Präsidenten Wladimir Putin bewundert. Trump entscheidet aus dem Bauch heraus, nicht rational – und nicht logisch oder schon gar nicht nachhaltig und strategisch.

Trump „jämmerlich unvorbereitet“ für Präsidentschaft
„Hillary Clinton will Amerikas Angela Merkel werden, und ihr wisst, was für eine Katastrophe diese massive Einwanderung für Deutschland und die Menschen Deutschlands ist“, sagte Trump Mitte August in einer außenpolitischen Rede in Youngstown (Ohio). „Die Kriminalität ist auf ein Niveau gestiegen, das niemand geglaubt hat, je zu sehen.“ Die USA hätten genug Probleme, ohne sich durch die ungezügelte Aufnahme syrischer Flüchtlinge weitere aufzubürden. Quelle: AP
„Jämmerlich unvorbereitet“, um die USA als Präsident führen zu können, ist Donald Trump nach Aussagen von US-Präsident Barack Obama. Auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus forderte Obama die Republikaner am Dienstag auf, Trump nicht mehr zu unterstützen. Dabei gehe es um mehr als unterschiedliche Ansichten politischer Natur, sagte Obama. Trotz des wachsenden Unmuts gegenüber Trump hat bisher kein Republikaner ihm seine Unterstützung entzogen. Obama sagte, republikanische Politiker hätten wiederholt feststellen müssen, dass Äußerungen Trumps inakzeptabel seien. „Warum unterstützen Sie ihn dann noch?“, fragte Obama. Quelle: dpa
„Belgien ist eine wunderschöne Stadt und ein herrlicher Ort - großartige Gebäude“, sagte Donald Trump in einer Rede und zeigte, wie es um seine geographischen Kenntnissen bestellt ist. „Ich war mal dort, vor vielen, vielen Jahren. Vor ein paar Monaten habe ich dann ein Statement abgegeben, nach dem Motto, Belgien ist ein elendes Loch. Dafür wurde ich dann schwer kritisiert, man hat gesagt, was für eine böse Sache - und dann hatten sie in Belgien dieses massive Problem.“ Quelle: dpa
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die Washington Post von künftigen Wahlkampfauftritten ausgeschlossen: Auf Facebook bezeichnete er das Blatt als "unehrlich und verlogen". Die Washington Post hatte erst kürzlich kritisch über den Milliardär berichtet. In den Augen von Trump sei die Berichterstattung "unglaublich fehlerhaft", deshalb habe er der Zeitung die Akkreditierung für seine Wahlkampfveranstaltungen entzogen.Der umstrittene republikanische Präsidentschaftsbewerber Trump ist ein Quereinsteiger und hat noch nie ein politisches Amt bekleidet. Im Wahlkampf macht er immer wieder mit skurrilen Aussprüchen auf sich aufmerksam. Quelle: AP
Donald Trump Quelle: REUTERS
Donald Trump Quelle: dpa
Trumps Knaller nach dem Sieg in den Vorwahlen von Nevada: „Wir haben bei den Evangelikalen gewonnen. Wir haben bei den Jungen gewonnen, wir haben bei den Alten gewonnen. Wir haben bei den gut Gebildeten gewonnen, wir haben bei den schlecht Gebildeten gewonnen. Ich liebe die schlecht Gebildeten.“ Quelle: REUTERS

Wie groß sind die Chancen, dass Donald Trump im November die Wahlen gewinnt?
Momentan liegt er in allen wichtigen Umfragen hinten. Aber ich würde dem nicht zu viel Bedeutung zumessen. Die Umfrageinstitute haben Schwierigkeiten, aufgrund des technischen Wandels, aufgrund der immer weniger starken Bindung von Wählern an Parteien, wirklich genaue Aussagen zu treffen. Ich glaube, Donald Trump hat Siegchancen. Wir können nicht genau sagen, wie viele Leute – abseits der öffentlichen Bekundungen – ein Problem damit haben, einen Chef mit hispanischen Wurzeln zu haben oder im Lokal neben Afroamerikanern zu sitzen. Ich würde diese Zahl – und das sind klassische Trump-Wähler – nicht unterschätzen.

Was passiert, wenn Trump Präsident wird?
Amerika wird das überleben. Aber es hätte gewaltige negative wirtschaftliche und außenpolitische Konsequenzen; es würde globale Krisen kreieren und uns weit zurückwerfen.

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