Sie führen in Ihrem Buch „Die Akte Trump“ aus, wie das Prinzip „Auge um Auge“, zum festen Teil des Trump’schen Gedankenguts gehört. Trump bekennt demnach, dass wenn man angegriffen wird, „umso härter zurückschlagen muss“.
Er hat Teile der eigenen Familie verklagt, ehemalige Angestellte, Biografen, Bundesbehörden. Und er ist da stolz drauf.
Ist es denkbar, dass sich Donald Trump im Amt ändern würde – und sich moderater zeigt, als wir heute glauben?
Donald ist fast mein Alter. Ich bin 67 Jahre, er ist 70 Jahre. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen: In dem Alter ändert man sich nicht mehr so einfach – schon gar nicht, wenn man Donald Trump heißt. Nein: Donald Trump wird im Weißen Haus – sollte er die Wahlen gewinnen – Donald Trump sein. Das bedeutet: Er wird ungestüm sein. Er wird Ratschläge ignorieren. Und Leute, die ihm unangenehme Fragen oder sich ihm in den Weg stellen, juristisch verfolgen.
Was bedeutet das politisch, insbesondere auch außenpolitisch?
Das bedeutet, dass alle bisherigen Bündnisse neu bewertet werden. Dass Alliierte, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges fest an unserer Seite stehen, überprüft werden – ob sie denn auch Donald Trump mögen oder nicht. Ein falsches Wort und Trump würde diese Allianzen neu bewerten. Alles folgt einer persönlichen Kosten-Nutzen-Rechnung. Trump hat ja schon gesagt, dass er etwa die NATO nicht zwingend braucht – und stattdessen Russlands Präsidenten Wladimir Putin bewundert. Trump entscheidet aus dem Bauch heraus, nicht rational – und nicht logisch oder schon gar nicht nachhaltig und strategisch.
Wie groß sind die Chancen, dass Donald Trump im November die Wahlen gewinnt?
Momentan liegt er in allen wichtigen Umfragen hinten. Aber ich würde dem nicht zu viel Bedeutung zumessen. Die Umfrageinstitute haben Schwierigkeiten, aufgrund des technischen Wandels, aufgrund der immer weniger starken Bindung von Wählern an Parteien, wirklich genaue Aussagen zu treffen. Ich glaube, Donald Trump hat Siegchancen. Wir können nicht genau sagen, wie viele Leute – abseits der öffentlichen Bekundungen – ein Problem damit haben, einen Chef mit hispanischen Wurzeln zu haben oder im Lokal neben Afroamerikanern zu sitzen. Ich würde diese Zahl – und das sind klassische Trump-Wähler – nicht unterschätzen.
Was passiert, wenn Trump Präsident wird?
Amerika wird das überleben. Aber es hätte gewaltige negative wirtschaftliche und außenpolitische Konsequenzen; es würde globale Krisen kreieren und uns weit zurückwerfen.