US-Stadt Charlottesville Nach der Todesfahrt ermittelt jetzt das FBI

In Charlottesville sind Auseinandersetzungen zwischen Ultrarechten und Gegendemonstranten eskaliert. Ein Mann fährt in eine Menschenmenge und tötet eine Frau. US-Präsident Trump erntet für eine erste Reaktion viel Kritik.

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Mit blauer Farbe beschmiert und einem Schlagstock in der Hand geht dieser Demonstrant zur Kundgebung von Rechtsextremisten in Charlottesville. Quelle: dpa

Nach einem Angriff auf Demonstranten mit einem Auto in der US-Kleinstadt Charlottesville hat das FBI Ermittlungen wegen eines möglichen Hassverbrechens eingeleitet. Das gaben das Büro des Generalstaatsanwalts für den Bezirk West-Virginia und FBI-Ermittler bekannt. US-Justizminister Jeff Sessions verurteilte die Tat: „Die Gewalt und die Toten in Charlottesville treffen das Herz der amerikanischen Justiz und Gerechtigkeit.“ Wenn Handlungen aus rassistischen Motiven und Hass verübt würden, könne das nicht toleriert werden. „Sie verraten unsere zentralen Werte.“

Am Samstag war die Gewalt zwischen Protestierenden der Ultrarechten und Gegendemonstranten eskaliert. Sie bewarfen sich in der Stadt Charlottesville in Virginia unter anderem mit Wasserflaschen und attackierten sich mit chemischen Sprays. Zudem stürzte ein Polizei-Hubschrauber in der Nähe der Proteste ab und riss zwei weitere Menschen in den Tod. Im Laufe des Aufmarsches der Rechtsextremisten fuhr schließlich ein Autofahrer in friedliche Gegendemonstranten, bei dem Vorfall kam ein Mensch ums Leben, Dutzende weitere wurden verletzt. Der Verdächtige, ein 20-Jähriger aus Ohio, wird nun der Tötung und böswilligen Körperverletzung beschuldigt.

Bei dem Zusammenstoß mit dem Auto gab es laut Polizei 19 Verletzte. Insgesamt mussten 35 verletzte Patienten im Krankenhaus behandelt werden. Die Gewalt hatte bereits am Freitagabend in Charlottesville begonnen, als der Aufmarsch begann. Dabei handelte es sich vermutlich um die größte Gruppe von protestierenden Rechtsextremisten in einem Jahrzehnt. Anlass für die Demonstration der Nationalisten ist die Entfernung einer Statue des Konföderationsgenerals Robert E. Lee durch die Stadt Charlottesville. Die Behörden rechneten mit bis zu 6000 Teilnehmern und Gegendemonstranten. Der Gouverneur von Virginia, Terry McAuliffe, rief nach der Eskalation der Gewalt den Notstand aus.

US-Präsident Donald Trump verurteilte die Zusammenstöße. Es handele sich um eine „unerhörte Zurschaustellung von Hass, Engstirnigkeit und Gewalt auf vielen Seiten“. Trump forderte „eine schnelle Wiederherstellung von Recht und Ordnung und den Schutz von unschuldigen Leben“.

Seine Bemerkung der „vielen Seiten“ erntete Kritik unter republikanischen und demokratischen Politikern. Senator Orrin Hatch sagte, das Böse müsse beim Namen genannt werden. „Mein Bruder gab sein Leben nicht im Kampf gegen Hitler, damit Nazi-Ideen hier zu Hause unangefochten stehen können“, so der Republikaner. Der demokratische Justizminister von Virginia, Mark Herring, stellte klar, Gewalt, Chaos und der Verlust von Leben in Charlottesville seien aus seiner Sicht nicht die Schuld „vieler Seiten“. Vielmehr seien Rassisten verantwortlich.

Ein Vertreter der Ultrarechten in den USA wiederum machte die Polizei in Charlottesville für die Gewalt vor und nach einer Demonstration von Nationalisten verantwortlich. Er habe nicht versucht, sich bei irgendeiner Art von Gewalt am Samstag zu beteiligen, sagte Richard Spencer der Nachrichtenagentur AP. „Die Idee, dass ich zur Verantwortung gezogen werden könnte, ist absurd. Das ist, wie die Schuld für ein Feuer bei der Feuerwehr zu suchen“, so der Anführer der Rechtsaußen-Bewegung Alt-Right. Er gab an, zweimal im Laufe des Tages mit Pfefferspray angegriffen worden zu sein.

Aufgerufen zu der Kundgebung Aufmarsch hatte der rechte Blogger Jason Kessler. Neben dem Anführer der Rechtsaußen-Bewegung Alt-Right, Richard Spencer, nahm auch das frühere Ku-Klux-Klan-Mitglied David Duke teil. Dieser sagte Reportern, weiße Nationalisten arbeiteten daran, die „Versprechen von Donald Trump zu erfüllen“.

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