US-Vorwahlen Der Super-Trumpsday

Es war ein weiterer Triumphzug für Donald Trump. Die republikanische Partei muss dem unwürdigen internen Wahlkampfspektakel jetzt ein Ende setzen und ihn akzeptieren, wenn sie nicht jede Selbstachtung verlieren will.

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Trump hat nach seinem Fünffacherfolg nun 949 der insgesamt 1237 Delegierten für sich gewonnen, die er für eine Nominierung zum offiziellen Kandidaten seiner Partei bräuchte. Quelle: AFP

San Francisco Fünf Bundesstaaten gab es am Dienstag zu gewinnen, und nach dem Stand zum Redaktionsschluss dieses Artikels hatte Donald Trump sie alle gewonnen. Teilweise mit dramatischem Abstand zu den chancenlosen Verfolgern Ted Cruz und John Kasich.

Stand 5:00 Uhr deutscher Zeit hat Trump jetzt insgesamt 950 Delegierte auf sich vereint, dreiviertel der Stimmen die er braucht, um automatisch Präsidentschaftskandidat zu werden. 622 Stimmen sind noch zu vergeben.

Es wird ein haarscharfes Rennen werden um die letzten verbliebenen Delegierten. Vielleicht wird sogar erst Kalifornien, die letzte Vorwahl vor dem Superparteitag im Juli in Cleveland den Ausschlag geben. Das hat es noch nie gegeben.

Aber die Wahrheit ist: Kasich und Cruz betreiben nur noch eine Anti-Trump-Kampagne, sie kämpfen nicht mehr für sich. Sie können die magische Zahl von 1237 Delegierten ohne parteiinternes Geschacher nicht mehr erreichen. Sie kämpfen gegen den Wählerwillen. Wer verloren hat, sieht es ein und steigt aus. Das haben Jeb Bush oder Ben Carson gemacht, Carly Fiorina oder Chris Christie.

Nicht so Cruz und Kasich. Sie bleiben im Rennen um angeblich die Partei zu retten, die mit Trump an der Spitze „in ein Desaster“ laufen und „um eine Generation“ zurückgeworfen werde, wie Cruz öffentlich zum Besten gibt. Dafür wollen sie sich sogar gegenseitig kampflos einzelne Bundesstaaten überlassen, um die Delegiertenzahl für Trump zu senken und eine Kampfabstimmung zu erzwingen. Ein beispielloses Vorgehen.

Doch das Spiel wird nicht aufgehen. Im Gegenteil. Die ohnehin schon verärgerten Wähler werden noch saurer und wütender werden. Dienstag war ein klares Signal.

Die Verzweiflung der Parteiführung war wie die neue Anti-Trump-Allianz bekannt. Das wäre der Tag gewesen für die angeblich existierende schweigende Mehrheit der Republikaner, auf die Trump-Bremse zu treten und die alte Partei wie sie sie kennen zu verteidigen. Doch nichts dergleichen. Sie machten aus dem Super-Tuesday erneut einen Super-Trumpsday.

Die republikanische Partei muss der Wahrheit ins Gesicht sehen. Sie hat Trump geschaffen, dann unterschätzt und im Gegenzug hat der sie geradezu meisterhaft aufs Kreuz gelegt.


Sanders Chancen nur noch theoretischer Natur

Zuerst hat er gedroht, er werde als Unabhängiger antreten, und die Partei hat ihn gewähren lassen in der Hoffnung, ihn später eliminieren zu können. Sie haben ihm sogar das Versprechen abgenommen, er werde nur für die Partei antreten und ausscheiden, wenn er unterliege. Dann hätten die Parteioberen in Ruhe einen ihren Lieblingskandidaten durchbringen können.

Was für eine krasse Fehleinschätzung. Stattdessen kidnappte Trump den jetzt hilflosen Parteiapparat und nutzte dessen Ressourcen und Basis, um von innen heraus einen Konkurrenten nach dem anderen aus dem Rennen zu werfen. Nur so konnte ein krasser Außenseiter mit zehn Monaten Politikerfahrung dahin kommen wo er jetzt ist.

Hätte man ihn alleine antreten lassen, wäre jetzt auf jeden Fall ein anderer Kandidat da, der ihm hätte Paroli bieten könnte. Diese Chance ist vertan. Nun schmieden die verbliebenen Verlierer unwürdige Bündnisse, nur um sich über die Runden zu retten.

Je länger dieses entwürdigende Spiel anhält, umso mehr wird sich bei den Bürgern der Eindruck verfestigen, es gehe in Wahrheit nicht um den Wählerwillen, sondern um den Apparat und Posten sowie Pfründe, um Parteien und Erbhöfe.

Es gilt für die Konservativen diesmal von den Demokraten zu lernen. 2008 waren sie bereit, sich auf den unbekannten Barack Obama einzulassen, der die Parteikandidatin Hillary Clinton im Wählerwillen klar entthront hatte. Es war, im Nachhinein gesehen, die richtige Entscheidung.

Trump im November zu stoppen ist eine noble Aufgabe. Aber die Republikaner müssen sie Hillary Clinton überlassen. So schwer es fällt. Sie hat am Dienstag vier der fünf Staaten gewonnen und ihren Vorsprung auf Bernie Sanders so weit ausgebaut, dass dessen Erfolg nicht mehr als theoretische Zahlenspielerei ist.

Und es war der gerissene Taktiker Trump, der am späten Dienstag per Twitter einen kostenlosen Rat für Sanders bereithielt: „Sanders ist so schlimm von den Demokraten behandelt worden“, nimmt er den jetzt harmlosen Kontrahenten treuherzig in Schutz, „er sollte als Unabhängiger kandidieren.“ Das, weiß Trump genau, könnte Clinton entscheidende Stimmen kosten, die seinen Einzug ins Weiße Haus sichern könnten. Den Republikanern bleibt eigentlich nur eins: Endlich Trump als ihr Schicksal zu akzeptieren oder sich im November ehrenvoll der Stimme zu enthalten.

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