Eine Steuerreform wäre längst überfällig, sagt auch Vincent Cignarella, Finanzexperte bei Dow Jones in New York. „Was die Amerikaner wirklich wollen, ist Klarheit. Es muss Schluss sein mit den vielen Schlupflöchern.“ Doch darüber werde im Wahlkampf der Republikaner nicht ernsthaft diskutiert, klagt Cignarella, der seit mehr als 30 Jahren als Banker und Hedgefondsmanager bei verschiedenen Finanzfirmen in New York tätig ist. Nur einer würde Klartext reden, und das sei der Kandidat Ron Paul. „Ich ertappe mich selbst immer häufiger dabei, dass ich mit seinen Aussagen etwa über die Verteidigungsstrategie übereinstimme. Wir müssen uns raushalten aus dem Nahen und Mittleren Osten.“
"Romney ist unser Mann"
Stanley Tate dagegen kann weder Paul noch Gingrich etwas abgewinnen. „Romney ist unser Mann. Er ist der Einzige, der Obama aus dem Amt jagen kann“, sagt der 84-jährige Unternehmer aus Miami, der so etwas wie eine lebende Legende im Immobiliengeschäft in Amerika ist. Schließlich sei Romney ein erfahrener Geschäftsmann, der sich mit Zahlen auskenne. „Wir brauchen jemanden, der unser Budget kontrollieren kann, sonst werden wir nicht überleben“, sagt Tate.
Amerikanisches Anspruchsdenken
Mit seinem Familienunternehmen Tate Capital Real Estate Solutions hat er es zu einem der größten und einflussreichsten Immobilienbesitzer in Florida sowie in den Bundesstaaten Texas, South und North Carolina sowie in der Karibik gebracht. Der alte Herr mit der kräftigen Stimme und der pointierten Meinung verkörpert den amerikanischen Traum, vom Tellerwäscher zum Millionär, in höchster Vollendung. Sein Vater war ein einfacher Arbeiter, er selbst hat Schreiner gelernt. Dann aber fing er in den Fünfzigerjahren im Baugeschäft an. „In diesem Land ist nichts falsch daran, Geld zu verdienen. Darum ist es immer gegangen in Amerika. Wieso nur kritisieren deshalb alle Romney?“
Vor allem das Anspruchsdenken vieler Amerikaner ist Tate verhasst. „Was soll der Staat denn noch alles richten? Ich habe es doch auch allein aus eigener Kraft geschafft. Und diese Möglichkeit besteht auch noch heute. Zu viele Menschen in diesem Land glauben, der Staat werde es schon richten. Das können wir nicht bezahlen. Überall ist doch der Sozialismus gescheitert. In Amerika gibt’s nichts umsonst – für niemanden.“