Bernie Sanders Retter der USA – oder Totengräber der Wirtschaft?

In elf Bundesstaaten stehen am Dienstag Vorwahlen der Demokraten an. Bernie Sanders ruft zur „Revolution“ auf und hofft, damit erneut punkten zu können. Wie gefährlich ist er für die Wirtschaft und den Wohlstand?

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Quelle: AP,AP

Wenn Bernie Sanders umsetzt, was er verspricht, stehen die USA vor einer Revolution. Der demokratische Präsidentschaftsbewerber will das Wirtschaftssystem umkrempeln. Das Ziel: mehr Wohlstand für die Mittel- und Unterschicht. Der Weg: Mehr Umverteilung und „mehr Staat“.

Bis vor Kurzem wäre man für solche Äußerungen in den USA bestenfalls ausgelacht, schlimmstenfalls auf ewig verfolgt worden. Jetzt hat der selbsternannte „demokratische Sozialist“ realistische Chancen, für die Demokraten bei den US-Wahlen im November um den Einzug ins Weiße Haus kämpfen zu dürfen.

„Was ich unter einer politischen Revolution verstehe? Wenn sich das amerikanische Volk erhebt, wenn die Amerikaner aufstehen und sagen: ,Ja, wir werden den Mindestlohn anheben. Ja, wir wollen bezahlten Urlaub für Erziehung und Krankenpflege. Ja, wir wollen, dass öffentliche Hochschulen gebührenfrei werden.‘ Und wenn die Leute das tun, dann werden die Republikaner auch zuhören. Warum? Weil sie arbeitslos werden, wenn sie uns auf unserem Weg nicht begleiten.“ (Bernie Sanders)

Die Anhebung des Mindestlohns auf 15 US-Dollar, gebührenfreies Studium, Ausweitung der Krankenversicherung, die Zerschlagung der Banken, die Anhebung der Einkommensteuer für Besserverdienenden und eine Einführung der Finanztransaktionssteuer: Keiner der Präsidentschaftskandidaten hat derart viel vor wie Sanders. Und keiner hat seine Pläne derart konkret ausgearbeitet.

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Donald Trump Quelle: REUTERS
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Vor allem bei den jungen Menschen kommt diese Botschaft an. 83 Prozent aller Wähler unter 30 haben in New Hampshire für den 74-jährigen Sanders gestimmt. An den Universitäten im Lande herrscht „Bernie-Mania“. Die jungen Männern und Frauen brachten Sanders den Sieg in New Hampshire und das Unentschieden in Iowa. Kurzum: Sie machen ihn zu einem ernsthaften Konkurrenten für die einst haushohe Favoritin Hillary Clinton.

Am Dienstag steht der nächste große Test für die beiden Kontrahenten an. In gleich elf Bundesstaaten und auf Amerikanisch-Samoa wählen die Demokraten am „Super Tuesday“ ihren Favoriten für das Präsidentschaftsamt. Abgestimmt wird unter anderem in den bevölkerungsreichen Bundesstaaten Texas, Georgia, Virginia und Massachusetts. Sie dürfen allesamt überdurchschnittlich viele Delegierte zum Nominierungsparteitag im Juli entsenden.

„Wenn wir zusammenhalten und zusammenstehen, werden wir immer gewinnen. Wenn Männer und Frauen gemeinsam für Gerechtigkeit kämpfen, werden wir gewinnen. Wenn Afro-Amerikaner, Hispanics und Weiße gemeinsam für Gerechtigkeit einstehen, werden wir gewinnen.“

Sanders gibt sich als Kämpfer der Mittel- und Unterschicht. Er wehrt sich dagegen, dass die reichsten 400 US-Amerikaner mehr besitzen als die ärmsten 150 Millionen US-Bürger zusammen. Er glaubt: Mehr Gleichheit führt zu mehr Wohlstand für alle.

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Gerald Friedman, Professor an der „University of Massachusetts-Amherst“ fungiert als wirtschaftlicher Berater Sanders und hat ausgerechnet, dass die Wirtschaft unter dem 74-Jährigen als Präsidenten um 5,3 Prozent wachsen werde – Jahr für Jahr. Zum Vergleich: Das Weiße Haus geht derzeit nur von einem Wachstum von 2,1 Prozent pro Jahr über die nächsten zehn Jahre aus.

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