Börse und Zinsen Womit die Börse nach der US-Präsidentenwahl rechnet

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Szenario 2: Trump gewinnt

- Kapitalflucht: Anleger könnten ihr Kapital aus den USA abziehen und so die Aktienkurse kurzfristig nach unten drücken. Exportstarke US-Unternehmen könnten Gewinneinbußen erleiden, wenn Trump seine „America’s first“-Ankündigung wahrmacht, Zäune baut, Zölle erhebt und Einwanderer vergrault.

- Trump gilt als unberechenbar. Bis Anleger einschätzen können, wie ein Präsident Trump tatsächlich agiert, bleibt eine gewisse Unsicherheit bestehen. Sichere Häfen wie Gold oder Anleihen bleiben daher gefragt. Andere Rohstoffe dürften eher unter Druck geraten, da Trump den globalen Handel bremsen möchte. Treibt Trump den Kampf gegen den Terrorismus wie angekündigt mit harter Hand voran, könnte das die Ölproduktion im Nahen Osten dämpfen und so den Ölpreis nach oben treiben.

von Silke Fredrich, Nora Jakob, Katharina Matheis, Nico Hornig, Jana Reiblein

- Trump hat kein Problem mit hohen Staatsschulden. Vielmehr deutete er an, die hohen Staatsschulden der USA durch Einsatz der Notenpresse abbauen zu wollen. Deswegen mehren sich auch die Stimmen, die mit einem Rücktritt von US-Notenbankchefin Janet Yellen rechnen, sollte Trump der nächste Präsident werden. Trump würde die Rückkehr zu normalen Zinsen gerne radikaler angehen, Yellen agiert hier bislang sehr behutsam - einige nennen es zögerlich, die anderen besonnen.

- Steigende Zinsen stärken den Dollar. Das aber wäre schlecht für exportstarke US-Unternehmen, weil deren Produkte im Ausland teurer werden. Umgekehrt wäre es gut für europäische Exportunternehmen, zumal die Europäische Zentralbank von einer Zinserhöhung noch weit entfernt ist. Ob Trump aber Zinserhöhungen tatsächlich durchsetzen kann, ist zumindest unsicher. Der Dollar dürfte daher anfangs weiter schwanken.

- Banken und Finanzunternehmen könnten steigende Kurse verzeichnen – etwa, weil Trump das Eigenhandelsverbot für Banken wieder aufhebt oder die Bankenregulierung schleifen lässt.

Das versprechen die Präsidenten-Anwärter
Figuren von Trump und Clinton Quelle: dpa
Donald Trump Quelle: REUTERS
Hillary Clinton Quelle: AP
Donald Trump Quelle: AP
Clinton Quelle: AP
Figuren von Trump und Clinton Quelle: dpa
Hillary Clinton Quelle: REUTERS

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich Wahlergebnisse oder politische Ereignisse zwar kurzfristig in den Kursen niederschlagen, die Märkte sich von solchen Schocks jedoch zumeist in wenigen Tagen oder Wochen wieder davon erholen.

Viele Marktbeobachter sind sich einig darin, dass es unter dem Strich für die Finanzmärkte kaum einen Unterschied macht, ob Trump oder Clinton die Wahl gewinnen. Vor allem mittel- bis langfristig müssen sich Anleger darauf einstellen, dass die Börsen seitwärts laufen und dabei auch mal stark schwanken. Auf die Zunahme der Volatilität, also der Schwankungsbreite in den Börsenkursen, sollten sich Anleger unbedingt einstellen.

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