Wann steht der Sieger fest?
Mit dem Schließen der Wahllokale, vielerorts um 19 Uhr Ortszeit, sollten ab 1 Uhr nachts MEZ erste zuverlässige Prognosen von einzelnen Bundesstaaten möglich sein. Wenn um 01.30 Uhr nachts MEZ die Wahllokale in den wichtigen - weil umkämpften - Staaten North Carolina und Florida schließen, wird es richtig spannend. Je enger der Ausgang in einem Bundesstaat, desto später werden Meinungsforscher eine Prognose abgeben, wer den Staat gewinnt. In Florida wird es wohl stundenlang dauern, bis ein Sieger ernannt werden kann.
Sollte Clinton Florida und North Carolina, oder auch North Carolina und Pennsylvania gewinnen, hat sie beste Siegchancen. Schon vor Mitternacht (Eastern Time), also 6 Uhr MEZ, könnte dann feststehen, wer im Januar ins Weiße Haus einzieht. Möglich ist aber auch, dass es eine tage- und wochenlange Hängepartie gibt.
Was passiert bei einer Patt-Situation?
Die Umfragen sagen ein enges Rennen voraus – so eng, dass selbst ein Patt möglich ist. Weder Clinton noch Trump kämen demnach auf die erforderlichen 270 Wahlmännerstimmen. Beiden würde etwa 269 Stimmen auf sich vereinen. Oder weniger, sollte ein dritter Kandidat wie Evan McMullin aus Utah diesen Staat für sich entscheiden.
Donald Trump im Portrait
Unternehmer, Entertainer, Schauspieler, Buchautor
14. Juni 1946
Zwilling
New York City
1,87 Meter
Verheiratet in dritter Ehe mit Melania Trump und insgesamt fünf Kinder.
„Make America Great Again“
In einer Patt-Situation bestimmen die Wahlstatuten, „dass das Repräsentantenhaus aus den drei Kandidaten mit den meisten Wahlmännerstimmen den Präsidenten wählt.“ Jeder Vertreter der zweiten Kammer des Kongresses bekommt eine Stimme. Da voraussichtlich die Republikaner die Mehrheit der Sitze im House of Representatives stellen werden, könnte die Wahl auf Trump hinauslaufen. Oder eben auf McMullin, sollte dieser die Wahl in Utah gewinnen. Denn Trump ist innerhalb seiner Partei äußerst unbeliebt. Und Ex-CIA-Mitarbeiter McMullin bezeichnet sich selbst als Konservativer und hat mal für die Republikanische Partei gearbeitet.
Die Wahrscheinlichkeit für dieses Außenseiter-Szenario liegt laut der Politikseite "Fivethirtyeight.com" zwar nur bei 1,2 Prozent. Allerdings hat die Seite vor einem Jahr die Wahrscheinlichkeit, dass Trump Präsidentschaftskandidat wird, auch nur bei zwei Prozent gesehen.
Sollte sich das Repräsentantenhaus nicht bis zum 20. Januar 2017 mehrheitlich auf einen Präsidenten einigen können, wäre der Senat indirekt am Zug. Denn die erste Kammer des Kongresses müsste zunächst zwischen den „running mates“ der zwei Präsidentschaftskandidaten mit den meisten Wahlmännerstimmen, den Vize-Präsidenten wählen. Derzeit ist unklar, ob die Republikaner oder die Demokraten die Mehrheit der Sitze im Senat erobern werden. Eine Republikaner-Mehrheit würde sich für Trumps-Vize Mike Pence entscheiden, die Demokraten für Clintons Vize Tim Kaine. Der gewählte Vize-Präsident wäre so lange auch Präsident der USA bis sich das Repräsentantenhaus mehrheitlich auf einen Präsidenten einigt.
Welche Staaten tendieren zu welchem Kandidaten
Kalifornien, Connecticut, Delaware, Hauptstadt Washington, Hawaii, Illinois, Maine, Massachusetts, Maryland, Minnesota, New Jersey, New Mexico, New York, Oregon, Rhode Island, Vermont, Staat Washington (insgesamt 200 Wahlmännerstimmen)
Alabama, Arkansas, Idaho, Indiana, Kansas, Kentucky, Louisiana, Mississippi, Montana, Nebraska, North Dakota, Oklahoma, South Carolina, South Dakota, Tennessee, Texas, West Virginia, Wyoming (insgesamt 144 Wahlmännerstimmen)
Colorado, Michigan, Nevada, Pennsylvania, Wisconsin, Virginia (insgesamt 74 Wahlmännerstimmen)
Alaska, Arizona, Georgia, Iowa, Missouri (insgesamt 46 Wahlmännerstimmen)
Florida, New Hampshire, North Carolina, Ohio, Utah, Zweiter Wahlbezirk von Maine, Zweiter Wahlbezirk von Nebraska, (insgesamt 74 Wahlmännerstimmen)
Wie geht es bis zum 20. Januar weiter?
Chris Christie ist ein treuer Diener von Donald Trump. Der Republikaner und Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey, der in den Vorwahlen Trump unterlag, hat früh seine Unterstützung für den umstrittenen Milliardär signalisiert. Als Dank leitet er seit einigen Wochen das so genannte transition team, das die Übergangszeit vorbereitet und organisiert, bis Trump im Falle eines Wahlsieges ins Weißes Haus einzieht.
Denn die offizielle Staffelübergabe des alten und neuen Präsidenten findet am 20. Januar 2017 statt. In den zweieinhalb Monaten nach der Wahl muss der neue Präsident seine Minister bestimmen und wichtige Behördenposten besetzen. Die transition teams spielen eine wichtige Rolle. Sie sind das politische Scharnier, damit der neue Präsident in der kurzen Zeit zwischen Wahl und Amtsübergabe seine Mannschaft zusammen bekommt.
Eine gute Vorbereitung ist daher wichtig. Doch ob Christie nach der Wahl noch im Trump-Team steht, ist fraglich. Derzeit beschäftigt sich die Justiz mit einem Politskandal im Umfeld seiner Regierungszentrale in New Jersey. Christie hat die letzten vier Wahlkampftermine für Trump abgesagt.
Trump könnte also mit einem lädierten Team in die Übergangszeit gehen. Die transition teams werden vom Staat mit umgerechnet zwölf Millionen Euro unterstützt. Christie hat im Vorfeld sogar noch Spendengelder eingeworben. 100 exklusiven Gästen versprach der Republikaner Insider-Informationen über das Übergangsteam, wenn jeder von ihnen 5000 Dollar einzahlt.
In der Übergangszeit gilt der alte Präsident als „lame duck“, also eine lahme Ente. Oft kommt es zu persönlichen Fehden zwischen Vorgänger und neuem Präsidenten. Bei der Übergabe von Bill Clinton an George W. Bush gab es den Vorwurf von „Beschädigung, Diebstahl und Vandalismus“. Die Übergabe an Barack Obama verlief dagegen geschmeidig.