Freytags-Frage

Wie können wir den Trumpismus überstehen?

Seite 2/3

Herkulesaufgaben

Daraus den Schluss zu ziehen, die Globalisierung müsse zurückgedreht werden, wäre allerdings fatal. Das dazugehörige Gleichungssystem lautet nicht: "Globalisierung = Verarmung weiterer Schichten" und "De-Globalisierung = Rückkehr von deren Jobs". Vielmehr zerstört die De-Globalisierung weitere Jobs, weil sie die Arbeitsteilung behindert, ohne über bessere Exportmöglichkeiten neue Jobs zu erzeugen. Mit konsequenter De-Globalisierung wird es zu dem oben skizzierten Szenario kommen.

Vatikan betet für Erleuchtung Trumps
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon „Nach einem hart umkämpften und oft spaltenden Wahlkampf lohnt es, daran zu erinnern und sich neu bewusst zu machen, dass die Einigkeit in Vielfalt in den Vereinigten Staaten eine der größten Stärken des Landes ist“, sagte Ban laut Mitteilung am Mittwoch in New York. „Ich rufe alle Amerikaner dazu auf, diesem Geist treu zu bleiben.“ Die Vereinten Nationen erwarteten von den USA, dass sie sich auch weiterhin an internationale Kooperationen halten und unter anderem den Kampf gegen den Klimawandel und die Stärkung der Menschenrechte vorantreiben. Ban bedankte sich auch bei der unterlegenen Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton. „Sie ist ein mächtiges Symbol für Gleichberechtigung von Frauen und ich habe keinen Zweifel, dass sie weiterhin zu unserer Arbeit weltweit beitragen wird.“ Quelle: REUTERS
Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto„Mexiko und die USA sind Freunde, Partner und Verbündete, die weiterhin zusammenarbeiten sollten für die Wettbewerbsfähigkeit und die Entwicklung von Nordamerika“, schrieb Nieto am Mittwoch auf Twitter. „Ich vertraue darauf, dass Mexiko und die USA ihre Beziehungen in Kooperation und gegenseitigem Respekt weiter ausbauen.“ Quelle: REUTERS
Kanadas Premierminister Justin Trudeau Quelle: REUTERS
Chinas Präsident Xi Jinping Quelle: AP
Russlands Präsident Vladimir Putin Quelle: REUTERS
Bundespräsident Joachim Gauck Quelle: dpa
Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU Quelle: REUTERS

Es besteht somit objektiv nicht die Wahl zwischen Globalisierung und Autarkie; zwischen denen da draußen und uns hier drinnen. Zu stark sind wir (und die Amerikaner, Mr President) mit der Welt verflochten, zu eng die Beziehungen. Dies ist ja auch durchaus positiv, denn offene Märkte bedeuten Freiheit und mehr Alternativen. Diese Freiheit sollten wir verteidigen.

Es muss also darum gehen, die liberale Weltordnung aufrechtzuerhalten und gleichzeitig den damit verbundenen Strukturwandel angemessen zu begleiten. Die Verteidiger der liberalen Ordnung sehen sich einer Herkulesaufgabe gegenüber. Die Beweislast liegt bei Ihnen. Eine echte Herausforderung, aber eine, die zu meistern sich lohnt. Zunächst gilt es, sämtliche Faktoren zu identifizieren, die zu Jobverlusten bzw. zu steigender Ungleichheit führen. Da gibt es einige Kandidaten:

- Natürlich führt gestiegener Wettbewerb durch Marktöffnung dazu, dass Unternehmen aufgeben und Arbeitsplätze obsolet werden. Das gilt aber auch bei Autarkie. Strukturwandel ist nicht zu verhindern.

- Zu restriktive Arbeitsschutzgesetze tragen bisweilen dazu bei, dass die arbeitslosen Menschen zu lange arbeitslos bleiben. Dies betrifft aber nur Wenige.

- Lange unterschätzten die Ökonomen die desaströsen Wirkungen einer Selbstbedienungsmentalität im Management von Unternehmen und Banken auf die Akzeptanz der Marktwirtschaft und des internationalen Handels. Dabei geht es nicht nur um die Höhe von Gehältern und Boni, sondern auch um das Verhalten einer urbanen Elite, die den Eindruck vermittelt, ihr ginge es nur um ihren Spaß, aber nicht um das Unternehmen und die Mitarbeiter. Wenn dann noch die Politik die Manger vor allem der Banken umschwärmt, trägt dies zur Verdrossenheit der Menschen mit den Eliten bei.

- Das kann man am besten damit zusammenfassen, dass der Eindruck von Menschen, Globalisierungsverlierer zu sein und aus der Mittelschicht abzurutschen, sich verfestigt, selbst wenn er objektiv in den wenigsten Fällen trägt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%