Daraus den Schluss zu ziehen, die Globalisierung müsse zurückgedreht werden, wäre allerdings fatal. Das dazugehörige Gleichungssystem lautet nicht: "Globalisierung = Verarmung weiterer Schichten" und "De-Globalisierung = Rückkehr von deren Jobs". Vielmehr zerstört die De-Globalisierung weitere Jobs, weil sie die Arbeitsteilung behindert, ohne über bessere Exportmöglichkeiten neue Jobs zu erzeugen. Mit konsequenter De-Globalisierung wird es zu dem oben skizzierten Szenario kommen.
Es besteht somit objektiv nicht die Wahl zwischen Globalisierung und Autarkie; zwischen denen da draußen und uns hier drinnen. Zu stark sind wir (und die Amerikaner, Mr President) mit der Welt verflochten, zu eng die Beziehungen. Dies ist ja auch durchaus positiv, denn offene Märkte bedeuten Freiheit und mehr Alternativen. Diese Freiheit sollten wir verteidigen.
Es muss also darum gehen, die liberale Weltordnung aufrechtzuerhalten und gleichzeitig den damit verbundenen Strukturwandel angemessen zu begleiten. Die Verteidiger der liberalen Ordnung sehen sich einer Herkulesaufgabe gegenüber. Die Beweislast liegt bei Ihnen. Eine echte Herausforderung, aber eine, die zu meistern sich lohnt. Zunächst gilt es, sämtliche Faktoren zu identifizieren, die zu Jobverlusten bzw. zu steigender Ungleichheit führen. Da gibt es einige Kandidaten:
- Natürlich führt gestiegener Wettbewerb durch Marktöffnung dazu, dass Unternehmen aufgeben und Arbeitsplätze obsolet werden. Das gilt aber auch bei Autarkie. Strukturwandel ist nicht zu verhindern.
- Zu restriktive Arbeitsschutzgesetze tragen bisweilen dazu bei, dass die arbeitslosen Menschen zu lange arbeitslos bleiben. Dies betrifft aber nur Wenige.
- Lange unterschätzten die Ökonomen die desaströsen Wirkungen einer Selbstbedienungsmentalität im Management von Unternehmen und Banken auf die Akzeptanz der Marktwirtschaft und des internationalen Handels. Dabei geht es nicht nur um die Höhe von Gehältern und Boni, sondern auch um das Verhalten einer urbanen Elite, die den Eindruck vermittelt, ihr ginge es nur um ihren Spaß, aber nicht um das Unternehmen und die Mitarbeiter. Wenn dann noch die Politik die Manger vor allem der Banken umschwärmt, trägt dies zur Verdrossenheit der Menschen mit den Eliten bei.
- Das kann man am besten damit zusammenfassen, dass der Eindruck von Menschen, Globalisierungsverlierer zu sein und aus der Mittelschicht abzurutschen, sich verfestigt, selbst wenn er objektiv in den wenigsten Fällen trägt.