Donald Trump präsentiert sich gerne als erfolgreicher Geschäftsmann. Sehen das Ihre Manager-Kollegen auch so?
Trump ist kein Mann der Wirtschaft. Er ist Immobilienmanager, aber er wird nicht als erfolgreicher Manager wahrgenommen. Viele Kollegen hatten gehofft, dass Jeb Bush Kandidat der Republikaner werden würde. Dass Trump gewonnen hat, hat sie überrascht und enttäuscht. Aber nervös ist deshalb keiner.
Hat Trump denn überhaupt Unterstützer in der Wirtschaft?
Nur wenige Manager positionieren sich für Trump. Und wenn, dann klingt ihre Argumentation wenig überzeugend. Sie sagen: ‚Wir müssen doch verhindern, dass die Demokraten nochmal vier Jahre weiter regieren‘. Sie sprechen dann von ABC: ‚Anything but Clinton.‘ Es gibt also eine große Zurückhaltung, sich mit Trump zu identifizieren.
Was haben acht Jahre Obama mit dem Land gemacht?
Die Spaltung der Gesellschaft hat zugenommen. Außerdem haben die Amerikaner im internationalen Vergleich politisch, militärisch und besonders wirtschaftlich an Bedeutung verloren. Aber Amerika ist ehrgeizig und möchte zukünftig wieder an die Spitze. Den Amerikanern ist daher zuzutrauen, dass sie die unter der Oberfläche schwelenden Konflikte wie Rassismus, soziale Spannungen, Waffenbesitz, die Rolle der Polizei und den Verfall der Infrastruktur offen diskutieren und anpacken werden.
US-Präsident Obama hat Sie in den Afrika-Beraterstab berufen. Welchen persönlichen Eindruck haben sie von ihm gewonnen?
Barack Obama ist ein sympathischer Mensch. Aber er hat die wichtigen Wirtschaftsfragen wie die Steuerreform, Deregulierung, Handelsvereinbarungen, Infrastruktur, und digitale Vernetzung nicht angepackt. Außerdem hat er sich kaum für Außenpolitik interessiert - und wenn, dann mehr für Asien als für Europa.
Also war Obama ein schwacher Präsident?
Er ist vor acht Jahren mit ehrgeizigen Zielen gestartet, aber die meisten Probleme hat er nicht gelöst. Es wollte ihm auch keiner wirklich helfen. Die weißen konservativen Amerikaner hatten kein Interesse, mit ihm zu kooperieren. Normalerweise scharren sich nach der Wahl alle Parteimitglieder hinter den neuen Präsidenten. Obama wirkte hingegen von Anfang an ziemlich isoliert. Man sagt, er sei mehr auf dem Golfplatz als im Weißen Haus. Er ist kein super Netzwerker.
Wird die nächste Wahl im November die Außenpolitik verändern?
Die Amerikaner haben das Interesse verloren, ihre Kinder, viel Geld und Zeit in der Rolle als ‚Weltpolizisten‘ zu verlieren. Die Amerikaner wollen nicht mehr, dass die USA die Kosten der NATO tragen. Der nächste Präsident wird deshalb die Verbündeten zu höheren Leistungen drängen. Das bietet auch die Chance für einen wesentlich breiteren Konsens und einen soliden Ansatz zum Ausbau der NATO.
Sie sind Chef des Landwirtschaftskonzerns AGCO, zu dem auch der deutsche Traktorhersteller Fendt gehört. Sehen Sie negative Folgen für Ihre Industrie, sollte Trump oder Clinton gewinnen?
Unsere Industrie ist ein Jahrzehnt lang von einem Rekordjahr zum anderen gesprungen, erlebt aber derzeit eine Durststrecke. Wegen der niedrigen Getreidepreise halten sich die Farmer bei Investitionen zurück. Amerikanische Landwirte bekommen keine Subventionen wie in Europa. Sie profitieren aber davon, dass bis zu 20 Prozent Bio-Ethanol dem Benzin beigemischt werden kann. Ich gehe davon aus, dass beide Kandidaten daran nichts ändern werden. Beide haben sich für eine unabhängige amerikanische Energiepolitik ausgesprochen.
Erwarten Sie negative Folgen für deutsche Unternehmen?
Deutsche Unternehmen würden leiden, wenn die Handelsabkommen nicht wie geplant auf den Weg gebracht werden. Auch höhere Importzölle, wie Trump sie angekündigt hat, würden deutsche Unternehmen treffen, die nicht in den USA produzieren. Das gilt vor allem für den Mittelstand, aber auch für große Autokonzerne, die zwar teilweise in den USA produzieren, aber zum Beispiel Stahl importieren.
Sie haben seit 2011 neben dem deutschen auch den amerikanischen Pass. Ist Georgia für Sie zur Heimat geworden?
Georgia ist unsere neue Heimat. Wir fühlen uns bei den sehr freundlichen und positiv gestimmten Südstaatlern in „booming Atlanta“ super wohl. Aber ich bin in Köln geboren und habe den Dom immer fest im Blick.
Wen wählen Sie am 8. November?
Ich wähle in Deutschland eher wertkonservativ. Wen ich am 8. November in den USA wähle, weiß ich noch nicht.