Nach der TV-Debatte Trump und Clinton leben noch. Und Amerika?

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Ist Trump noch zu stoppen?

Und doch wirkt der Jubel im demokratischen Lager erstaunlich verhalten. Das führt zu der Eingangsfrage, ob es noch Hoffnung gibt für die normalen, vorhersehbaren Wahlkampfprozesse in den USA. Oder auch, ob Trump endgültig das Kunststück gelungen ist, dass Menschen Fakten zunehmend egal sind.

Vielleicht kann niemand das besser beurteilen als Entertainment-Stars. "Kurze Erinnerung", schrieb etwa die Bloggerin und Komödiantin Ashley Hesseltine: "Ihr denkt alle, Hillary hat es voll gebracht. Aber die idiotische Mehrheit in diesem Land denkt definitiv, der Donald habe sie kaltgemacht."

TV-Duelle in US-Präsidentschaftswahlkämpfen

Wie sehr Trump davon selbst überzeugt wirkt, zeigte sein Debattenauftritt - als er zum Beispiel auf Clintons Frage, ob er sie für alles Übel in der Welt verantwortlich machen wolle, schlicht antwortete: Warum nicht? Und gleich nach der Debatte twitterte Trump zur für ihn negativen CNN-Umfrage einfach, CNN gucke er sowieso nicht.

Trumps Ausfälle haben ihm meist genützt

Davon mal abgesehen: die Technik sei gegen ihn gewesen, das Mikro habe nicht richtig funktioniert.  Wer will Clinton verdenken, dass sie Trump bescheinigte, "in seiner eigenen Welt zu leben".

Im TV-Duell der Superlative zählt jedes Detail
100 Millionen Amerikaner schauen zu Quelle: AP
Clintons Vorsprung ist geschmolzen Quelle: AP
Wichtige Unterstützung Quelle: dpa
Zehn Prozent der Wähler sind noch unentschieden Quelle: AP
Die Macht der Bilder Quelle: AP
Die Strategien der Präsidentschaftsbewerber Quelle: REUTERS
Clinton bereitet sich seit Wochen auf das TV-Duell vor Quelle: AP

So prägt eine seltsame Unsicherheit, eine postfaktische Ungewissheit, selbst die Einschätzung jener US-Experten, die es sich zum Beruf gemacht haben, Gewissheiten zu verkünden. Schließlich haben auch vorher Ausfälle Trumps, die in normalen Wahlkämpfen Kandidaten beerdigt hätten, ihm eher genützt. Und Trump kann durchaus auf Lichtblicke in der Debatte zurück blicken, etwa wenn es um die vermeintlich schlechten Seiten von Freihandelsabkommen ging.

Selbst Nate Silver, jener legendäre Meinungsforscher, der Obama-Wahlsiege punktegenau vorhersagen konnte, ist sich seiner Sache offenbar nicht mehr sicher. In den Vorwahlen ist Silver oft genug am Phänomen Trump verzweifelt, das sich in Zahlen so schwer messen ließ.

Also schrieb Silver am Montagabend seltsam unentschlossen: "Gute Nachricht für die Demokraten: Wirklich schwer zu sehen, wie diese Debatte Trump geholfen haben kann. Schlechte Nachricht: wenn sie irgendwie Trump geholfen hat – ist er dann vielleicht nicht mehr zu stoppen?"

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