Nach US-Wahlsieg Merkel telefoniert erstmals mit Trump

Nach einem eher frostigen Statement direkt nach der US-Wahl hat Kanzlerin Angela Merkel erstmals mit dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump gesprochen. Wann sich beide persönlich treffen, bleibt offen.

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Mit einem Handy am Ohr geht Bundeskanzlerin Angela Merkel am 29. März 2012 durch den Plenarsaal des Bundestages. Quelle: dpa

Nach Monaten der Funkstille aus dem Team von Donald Trump gibt es erste Kontakte von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem künftigen US-Präsidenten. Merkel habe dem Republikaner am Donnerstag in einem Telefonat zur Wahl gratuliert und ihm mitgeteilt, dass sie sich darauf freue, ihn spätestens zum G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg begrüßen zu können, teilte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter am Freitag in Berlin mit.

Offen blieb, wann die Kanzlerin Trump nach dessen Amtseinführung am 20. Januar erstmals in Washington besuchen wird. Das Auswärtige Amt verlangte vom Team um Trump baldige Antworten über den künftigen außenpolitischen Kurs.

Nach dem Telefonat Merkels mit Trump ließ Streiter die Frage offen, von wem der Gesprächswunsch ausgegangen war genauso wie jene nach der Gesprächsdauer. Auch über das, was der designierte US-Präsident zu Merkel gesagt hat, äußerte er sich nicht. Merkel habe erneut betont, dass Deutschland und Amerika durch gemeinsame Werte eng verbunden seien und sie auf dieser Basis mit Trump zusammenarbeiten wolle.

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Posted by WirtschaftsWoche on Friday, November 11, 2016


Die CDU-Vorsitzende hatte bereits am Mittwoch nach der US-Wahl erklärt, sie wolle mit Trump zusammenarbeiten unter der Bedingung, dass Deutschland und Amerika auch weiterhin die Werte wie Demokratie, Freiheit, Recht und Respekt vor Minderheiten achteten. Trump hatte sich im Wahlkampf oft massiv rechtspopulistisch geäußert. Sollte Trump nicht vor Juli nach Deutschland kommen und Merkel auch nicht nach Washington reisen, dürfte das erste Treffen der Kanzlerin mit dem neuen US-Präsidenten beim G7-Gipfel in Italien sein.

Streiter sagte vor dem Hintergrund bestehender Unsicherheiten über den Kurs Trumps, es gebe durchaus Kontaktmöglichkeiten der deutschen Seite zur Mannschaft des künftigen Präsidenten.

Der Sprecher von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Martin Schäfer, kritisierte, viele Experten in Washington hätten gerätselt, wer Trump außenpolitisch berate und wie dessen Team aussehe. Auch heute sei hier noch Geduld vonnöten. Man müsse versuchen, mit den Fragezeichen zu leben. Die Ungewissheit schüre aber Unsicherheit, kritisierte Schäfer. Das Auswärtige Amt erwarte bald Antworten aus der Umgebung Trumps.

Der USA-Beauftragte der Bundesregierung, Jürgen Hardt (CDU), sucht in der kommenden Woche bei einer Nordamerika-Reise Kontakt zu Beratern Trumps. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, Hardt sei von Mittwoch bis Freitag in New York und anschließend im kanadischen Halifax. Dort nehme er an einer internationalen Sicherheitstagung teil, bei der auch neugewählte republikanische Mitglieder des US-Kongresses dabei sein dürften. In New York führe Hardt bilaterale Gespräche. Zunächst hatte die „Rheinische Post“ über die Reise Hardts berichtet.

Auch der Transatlantik-Experte der Union, Peter Beyer (CDU), will nach Angaben der Zeitung im Dezember in Washington versuchen, mit künftigen Verantwortlichen der US-Außenpolitik ins Gespräch zu kommen. Die Kontakte müssen neu geknüpft werden, weil während des US-Wahlkampfes alle deutschen Versuche, über diplomatische Kanäle Kontakte ins Trump-Lager aufzubauen, stecken geblieben waren.

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