Peter Thiel Warum die Tech-Legende Trump unterstützt

Peter Thiel ist mit Paypal und Facebook reich geworden. Nun hat der Sohn eines deutschen Vaters öffentlich erklärt, warum er rund eine Million Euro in den Wahlkampf von Trump steckt. Das Land müsse endlich wieder zur Besinnung kommen.

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Trump „jämmerlich unvorbereitet“ für Präsidentschaft
„Hillary Clinton will Amerikas Angela Merkel werden, und ihr wisst, was für eine Katastrophe diese massive Einwanderung für Deutschland und die Menschen Deutschlands ist“, sagte Trump Mitte August in einer außenpolitischen Rede in Youngstown (Ohio). „Die Kriminalität ist auf ein Niveau gestiegen, das niemand geglaubt hat, je zu sehen.“ Die USA hätten genug Probleme, ohne sich durch die ungezügelte Aufnahme syrischer Flüchtlinge weitere aufzubürden. Quelle: AP
„Jämmerlich unvorbereitet“, um die USA als Präsident führen zu können, ist Donald Trump nach Aussagen von US-Präsident Barack Obama. Auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus forderte Obama die Republikaner am Dienstag auf, Trump nicht mehr zu unterstützen. Dabei gehe es um mehr als unterschiedliche Ansichten politischer Natur, sagte Obama. Trotz des wachsenden Unmuts gegenüber Trump hat bisher kein Republikaner ihm seine Unterstützung entzogen. Obama sagte, republikanische Politiker hätten wiederholt feststellen müssen, dass Äußerungen Trumps inakzeptabel seien. „Warum unterstützen Sie ihn dann noch?“, fragte Obama. Quelle: dpa
„Belgien ist eine wunderschöne Stadt und ein herrlicher Ort - großartige Gebäude“, sagte Donald Trump in einer Rede und zeigte, wie es um seine geographischen Kenntnissen bestellt ist. „Ich war mal dort, vor vielen, vielen Jahren. Vor ein paar Monaten habe ich dann ein Statement abgegeben, nach dem Motto, Belgien ist ein elendes Loch. Dafür wurde ich dann schwer kritisiert, man hat gesagt, was für eine böse Sache - und dann hatten sie in Belgien dieses massive Problem.“ Quelle: dpa
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die Washington Post von künftigen Wahlkampfauftritten ausgeschlossen: Auf Facebook bezeichnete er das Blatt als "unehrlich und verlogen". Die Washington Post hatte erst kürzlich kritisch über den Milliardär berichtet. In den Augen von Trump sei die Berichterstattung "unglaublich fehlerhaft", deshalb habe er der Zeitung die Akkreditierung für seine Wahlkampfveranstaltungen entzogen.Der umstrittene republikanische Präsidentschaftsbewerber Trump ist ein Quereinsteiger und hat noch nie ein politisches Amt bekleidet. Im Wahlkampf macht er immer wieder mit skurrilen Aussprüchen auf sich aufmerksam. Quelle: AP
Donald Trump Quelle: REUTERS
Donald Trump Quelle: dpa
Trumps Knaller nach dem Sieg in den Vorwahlen von Nevada: „Wir haben bei den Evangelikalen gewonnen. Wir haben bei den Jungen gewonnen, wir haben bei den Alten gewonnen. Wir haben bei den gut Gebildeten gewonnen, wir haben bei den schlecht Gebildeten gewonnen. Ich liebe die schlecht Gebildeten.“ Quelle: REUTERS

Für Peter Thiel gibt es ganz offensichtlich angenehmere Momente im Leben. Der 49-Jährige sitzt auf dem Podium des National Press Clubs in Washington. Er trägt einen grauen Anzug und ein hell-blaues Hemd. Jedes Mal, wenn Thiel fertig ist mit seiner Antwort und der Moderator zur nächsten Frage ansetzt, greift Thiel in hektischen Bewegungen zum Wasserglas, nimmt einen kleinen Schluck und presst anschließend die Lippen angestrengt aufeinander. Sein Blick ist auf den Moderator gerichtet, die anwesenden Journalisten meidet er. Peter Thiel wirkt angespannt.

Der Internet-Milliardär muss sich erklären. Er unterstützt Donald Trump. Umgerechnet 1,4 Millionen Euro spendet Thiel für den Wahlkampf des Republikaners. Parteispenden sind zwar normal in Wahlkampfzeiten. Wohlhabende Privatpersonen finanzieren damit die Wahlkampfreisen der Kandidaten, die Auftritte vor Ort oder bestimmte Organisationen, die sich für ein konkretes Ziel einsetzen. Doch Thiels Millionen-Scheck ist selbst ein Politikum. Er will, dass Donald Trump der 45. Präsident der Vereinigten Staaten wird. Ausgerechnet Thiel: der schwule Investor aus dem Silicon Valley. 95 Prozent der Tech-Nerds unterstützen laut der Webseite Crowdpac Hillary Clinton.

Die Wirtschaftsberater von Donald Trump

Auf der Pressekonferenz in Washington begründet er sein finanzielles Engagement für Trump. Thiels Hauptargument für den Republikaner ist eine Abrechnung mit dem Establishment der Hauptstadt: „Wir wählen Trump, weil die politische Führung dieses Landes versagt hat“, sagt der 49-Jährige. Was der republikanische Präsidentschaftskandidat präsentiere, sei nicht verrückt. „Trumps Agenda macht das Land wieder normal“, so Thiel weiter, „ohne Handelsbilanzdefizit, ohne Kriege und mit einer Regierung, die einfach ihre Arbeit macht.“

Thiels Unterstützung für Trump hat in den USA eine breite Debatte ausgelöst. Zwar hat der Unternehmer bereits auf einer Veranstaltung der Republikaner-Partei vor einigen Monaten eine mitreißende Rede gehalten, bevor Trump auf die Bühne kam. Doch Geld hatte Thiel bislang nicht locker gemacht. Bis vor wenigen Tagen schienen Thiels Worte von damals nur ein loses Lippenbekenntnis zu sein. Dann machte er die Millionen-Spende publik.

Der Tech-Investor ist einer der erfolgreichsten Unternehmer des Silicon Valleys. Ende der Neunzigerjahre gründete er den Online-Bezahldienst Paypal –zusammen mit Tesla-Gründer Elon Musk. Gemeinsam bauten sie das Start-up zu einem weltweit führenden Finanzdienstleister auf und machten durch den Börsengang 2004 umgerechnet rund 50 Millionen Euro. Thiel hat Investmentgesellschaften gegründet. Sein wertvollster Triumph: 2004 stieg er als Investor bei Facebook ein. Zwischenzeitlich gehörten ihm sieben Prozent. Beim Facebook-Börsengang 2012 und in der Zeit danach verkaufte Thiel Facebook-Anteile im Wert von knapp einer Milliarde Dollar. Sein Vermögen schätzen Medien heute auf umgerechnet rund 2,5 Milliarden Euro.

Die Marke Donald Trump

Thiel ist aber gleichzeitig eine der schillerndsten Persönlichkeiten im Valley. Er hat einen deutschen Vater. Seine Eltern kamen nach Amerika, als Thiel ein Jahr alt war. Als Student gründete er 1987 die libertäre, wöchentlich erscheinende Campuszeitung „The Stanford Review“. Thiel unterstützte 2008 und 2012 den libertären Präsidentschaftskandidaten Ron Paul. Er finanzierte zudem eine Klage des US-Schau-Wrestlers Hulk Hogan gegen den Klatsch-Blog Gawker wegen der unerlaubten Veröffentlichung eines Sex-Videos. Das Portal Gawker, das wenige Jahre zuvor Thiel als schwul outete, wurde zu einer Strafzahlung in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro verdonnert – und musste dicht machen. Seit mehr als einem Jahr investiert Thiel in den wachsenden Cannabismarkt der USA. Gleichzeitig steht er politisch auch der äußerst konservativen Tea Party der Republikaner nahe.

Thiel schwimmt gerne gegen den Strom

In seinem rund 15-minütigen Vortrag, den er vom Prompter abliest, attackiert er vor allem das politische System in Washington. In diesem Punkt ist er ganz Trump. Und er verachtet politische Dynastien wie die Bushs und die Clintons. In deren Zeit als US-Präsident seien die großen Finanzblasen der letzten Jahrzehnte entstanden: Unter Bill Clinton platzte 2000 die Internetblase, unter George W. Bush kam es nach der Pleite von Lehman Brothers zur Bankenkrise. Beide Präsidenten hätten mit ihrer Politik das Gegenteil bewirken wollen. „Die Wähler sind es leid, dass sie angelogen werden.“, sagt Thiel. „Mir wäre es deshalb lieber gewesen, Trump würde gegen Bernie Sanders antreten.“ Zwei unverbrauchte Kandidaten. Sanders war der demokratischen Kandidatin Clinton nur knapp unterlegen.

Die größten Absurditäten im US-Wahlkampf
Hillary Clintons Doppelgängerin Quelle: AP
Von Hirntumor bis Zungenkrebs – Clintons Krankheiten im Überblick Quelle: dpa
Der Knopf in Clintons Ohr Quelle: AP
Hillary Clinton Quelle: AP
Donald Trump – der Antichrist Quelle: dpa
Hillary Rodham Clinton Jimmy Quelle: AP
Die Illuminati und Trump Quelle: REUTERS

Thiel wird für sein oft unkonventionelles Verhalten im Valley sehr geschätzt. Bei seinen Investitionsentscheidungen schwimmt er oft gegen den Strom. Auch dieses Mal sucht er sich einen scheinbar unpassenden Zeitpunkt aus. Thiels Unterstützung für Trump kam just in einer Zeit, als Trump wegen seiner Äußerungen gegenüber Frauen unter Druck geraten ist. Auch Thiel hatte sich mal abwertend gegenüber Frauen geäußert, als er die angeblich negativen Folgen des Wahlrechts für Frauen beschrieb. Heute sagt er: Die Aussagen Trumps über Frauen seien „inakzeptabel“.

Thiel unterstützte Trump für die Sachen, die er richtig mache. Der Freihandel habe „nicht allen Amerikanern geholfen“, sagt Thiel. Die Regierung verschwende zudem Milliarden für „ungerechtfertigte Kriege“ etwa in Syrien, dem Irak und Jemen. Ein Land, in dem die Studenten schlechter dran seien als ihre Eltern, sei nicht mehr sein Land. Das amerikanische Gesundheitssystem „finanziere zudem den Rest der Welt.“

Sein politisches Engagement ruft aber zahlreiche Kritiker auf den Plan. Trumps Einwanderungspolitik, die auf Abschottung setzt, wird von führenden Tech-Investoren abgelehnt. Ellen Pao, Chefin von Project Include, eine Organisation, die Vielfalt in Unternehmen fördert, hat die Zusammenarbeit mit dem Start-up-Inkubator Y Combinator gestoppt, weil Thiel dort Partner ist. Facebook-Chef Mark Zuckerberg wurde mehrfach aufgefordert, Thiel aus dem Aufsichtsrat des Internet-Konzerns zu werfen. Zuckerberg lehnt diesen Schritt ab.

Die gegenseitigen Anfeindungen zeigen, wie aufgeheizt die Debatte acht Tage vor der Wahl in den USA ist. „Es hat viele Diskussionen gegeben“, sagt Thiel. Er sei ja ein eher unkonventioneller Typ, der Dinge oftmals anders mache. Seine Unterstützung für Trump sei „das erste Mal in seinem Leben eine konventionelle Entscheidung gewesen“, sagt er. Er wollte jemanden unterstützen, den er politisch für die richtige Wahl halte. So wie das viele machen. „Dass diese Entscheidung eine solche Kontroverse entfacht, hätte ich nicht gedacht.“

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