Porträt Donald Trump: Der (Un-)Mögliche

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Trump plant Universität

Was treibt Trump an, den Mann, der doch alles zu haben scheint?

Einer, der es wissen muss, ist Robert Kiyosaki, Geschäftspartner und Freund der Trump-Familie. „Wir sind beide besorgt, wie die US-amerikanische Mittelklasse schrumpft“, sagt Kiyosaki, der mit Spekulationen reich geworden ist und zwei Bücher mit Trump geschrieben hat. Das Ziel ihrer beiden Werke sei es gewesen, „den einfachen Leuten zu helfen“ und das Wissen über Finanzdeals „zu mehren“, so Kiyosaki.

Aus diesem Grund will Trump auch die Trump University gegründet haben. Zwischen 2005 und 2010 haben rund 7000 Erwachsene Seminare an der Ausbildungsstätte in San Diego gebucht. Der Preis: zwischen 1500 und 35.000 US-Dollar. Im Gegenzug versprach Trump den Teilnehmern, mehrheitlich Rentner, Veteranen und andere Angehörige der (unteren) Mittelklasse, die Tricks zu erlernen, wie man Immobilien kauft und verkauft – und spielend reich wird.

Hauptverkaufsargument der Universität, die keine ist, war stets der Name Trump. In Werbevideos heißt es, der erfolgreiche Immobilientycoon hätte die Lehrer „persönlich ausgewählt“ und diese bei gemeinsamen Abendessen geschult. Die Teilnehmer würden Trump-Tricks lernen, wie sie „mit dem Geld anderer“, also kreditfinanziert, ihre finanziellen Sorgen ein für alle Mal ad acta legen können. Noch während der Seminare, so beschweren sich Exteilnehmer heute, wurden sie aufgefordert, bei ihren Kreditinstituten anzurufen und ihren Kreditrahmen anheben zu lassen, um weitere Lehrgänge zu buchen.

Am Ende hatten nicht die Teilnehmer an den teuren Weiterbildungsseminaren mehr Geld im Portemonnaie, sondern nur die Seminarleiter, die auf Provisionsbasis arbeiteten – und Donald Trump. Fünf Millionen Euro soll der reiche Unternehmer aus den dubiosen Geschäften gezogen haben. Die Geschädigten prüfen Schadensersatzklagen gegen den vermeintlichen Retter der Armen und Schwachen.

Die seltsamen Geschäfte des Donald Trump

Zu den Geschäften der Trump University will sich Geschäftspartner Robert Kiyosaki nicht äußern. Nur so viel: Trump sei eine vielschichtige Persönlichkeit, Kritik an ihm durchaus berechtigt. Aber: „Die USA brauchen einen Unternehmer als Präsidenten.“

Die Trump Organization hat nach eigenen Angaben zuletzt 605 Millionen US-Dollar Umsatz gemacht – und einen Gewinn von rund 300 Millionen. Damit erzielt das Unternehmen höhere Margen als Apple oder Pharmariese Pfizer. Aber: Frei von Fehlern ist die Unternehmerkarriere von Donald Trump nie gewesen. Ein Vodka von ihm: eine Schnapsidee, ein Steak-Haus: vom Gesundheitsamt kritisiert. Und seine Casino-Sparte ging gleich direkt pleite.

Doch in den USA ist Scheitern weit weniger ein Makel als in Deutschland. Auch Gas- und Wasserinstallateur McKerrin sieht Trump durch seine ambivalente Unternehmerbilanz nicht geschwächt. Im Gegenteil: „Als Unternehmer muss man Risiken eingehen“, sagt er. Es könne nicht immer alles glattgehen. Wichtiger, als nicht hinzufallen, sei es, wieder aufzustehen. „Trump hat gezeigt, dass er Rückschläge verkraften und sein Geschäft wieder aufrichten kann“, findet der Kleinunternehmer. Nun gelte es, die USA zu alter Stärke zurückzuführen.

Einst stolze Weltmacht, die in der Welt bewundert wie gefürchtet wurde, fühlen sich viele Amerikaner plötzlich nicht mehr übermächtig. Trump hat dies wie kein Zweiter verstanden. „Die Menschen sind es leid zu sehen, dass wir von jeder verdammten Nation abgezogen werden“, sagt er und verspricht, siehe sein Wahlkampfmotto: „Make America great again“, die Vereinigten Staaten wieder zum alten Ruf zu führen. „Ich werde gierig sein, gierig für Amerika“, betont Trump in der Turnhalle von Muscatine. Die USA würden mit ihm an der Spitze wieder respektiert werden, sie würden das „klügste und beste Land“, mit einer aufgerüsteten Armee, „mit der kein Land mithalten kann“. Die Reaktion des Publikums: „USA, USA“-Rufe.

So endet der Auftritt in Muscatine wie so viele Wahlkampftermine von Trump dieser Tage. Der 69-Jährige poltert und verspricht, er bleibt gleichwohl seltsam unkonkret und beliebig. Und doch wird der einstige Außenseitiger lautstark bejubelt. Veteranen und Islamhasser, Junge und Alte – sie alle sind an diesem Tage begeistert. Wird es am Ende auch der Wähler sein?

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