Prahlereien, Pleiten und Pannen Wer kauft Donald Trump noch etwas ab?

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Trumps Geschäftstüchtigkeit: „weniger beeindruckt“

Doch Trump beharrt unbeirrt weiter, er könne gar kein Verlierer sein. Verwandele er doch selbst schlimme Rückschläge noch in Siege. Bei den potenziellen Wählern kommt das immer weniger an: 61 Prozent der Amerikaner sagen laut einer Bloomberg-Umfrage mittlerweile, von seiner Geschäftstüchtigkeit „weniger beeindruckt“ zu sein.

Trump ist schon allein deshalb verwundbar, weil er sein Geld längst nicht mehr maßgeblich als klassischer Bauunternehmer verdient. Er ist vor allem als geschickter Selbstvermarkter tätig. Viele seiner Gebäude, auf denen dick Trump steht, gehören ihm gar nicht, er erhält nur Tantiemen, um seinen – guten? – Namen auszustellen.

Die wichtigsten Stationen im Leben des Donald Trump
1946Geboren am 14. Juni als viertes von fünf Kindern von Mary und Frederick C. Trump (links): Donald Trump ist der Sohn deutscher Einwanderer und erfolgreicher Immobilienunternehmer. Quelle: AP
1959-1964Schüler der New York Military Academy. Quelle: AP
1964-1966Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Fordham University in New York.1966-1968 Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Wharton Business School in Philadelphia (im Bild). Quelle: Wharton School
1968Eintritt ins Familienunternehmen "Elizabeth Trump & Son", Bauträger und Immobilien.1971 Übernahme des Unternehmens vom Vater. Quelle: AP
ab 1974Investitionen in Hotels, Casinos und Luxus-Apartment-Gebäude; Rechte an Miss-Wahlen, mehrere Biografien, eigene Möbel- und Modemarken. Quelle: AP
1977Hochzeit mit dem Model Ivana Marie Zelnickova und Geburt von Sohn Donald Jr. (im Bild). Quelle: AP
1981Geburt von Tochter Ivanka. Quelle: AP

Doch wie gut wird der Name in Zukunft sein? Trumps Ausfälle gegen Migranten und Mexikaner („alles Vergewaltiger“) kosteten ihn Werbedeals und Aufträge quer durch die USA und sogar rund um den Globus. Und seit bekannt wurde, wie respektlos er über Frauen redet, scheint es gar kein Halten mehr zu geben. In den US-Medien häufen sich Berichte von Kunden, die Reisen in seine Golfresorts absagen. Oder Unternehmen, die ihren Reisebüros verbieten, für sie Zimmer in Trump-Hotels zu buchen. Laut der Onlinereiseagentur Hipmunk sind die Buchungen in diesen Herbergen im ersten Halbjahr 2016 um fast 60 Prozent eingebrochen. Sogar Trumps geschäftstüchtige Familienmitglieder müssen büßen. Kunden der Modelinie von Tochter Ivanka, so ist zu lesen, marschieren derzeit in US-Kaufhäuser, um die erworbenen Kleider und Schuhe wieder umzutauschen – mit der Begründung, die Familie finanziell nicht unterstützen zu wollen.

Kasino-Pleite kostet Carl Icahn Millionen
Das Kasinohotel „Trump Taj Mahal“ in Atlantic City hat am 10. Oktober endgültig seine Pforten geschlossen. Quelle: AP
Trump Taj Mahal Quelle: AP
Trump-Gedenkstein vor dem Eingang Quelle: AP
Hedgefonds-Manager Carl Icahn Quelle: REUTERS
Streikende Mitarbeiter Quelle: AP
Eingang des Taj Mahal Quelle: AP
Trump Taj Mahal Casino in Atlantic City Quelle: AP

Wird er zum Verlierer?

Und dennoch: Auch wenn die Berichte überwiegend negativ sind, seine Marke hat durch die Omnipräsenz während des Wahlkampfs noch einmal deutlich an Bekanntheit gewonnen. Sollte Trump nicht Präsident werden, könnten seine Wähler anschließend doch zumindest zu Kunden werden? Unglücklicherweise gehören die allen Studien zufolge eher zu den sozialen Absteigern. Sie mögen vielleicht noch Trump-Sekt oder Steaks kaufen, kaum aber millionenteure Apartments oder kostspielige Golfmitgliedschaften.

Doch bliebe wohl ein Ausweg für Trump, der sich mit Fernsehauftritten und Twitter-Bombardements als eigene Medienmarke im Wahlkampf entpuppte. Schon heißt es, sein Schwiegersohn habe Gespräche mit Finanziers geführt, um gemeinsam einen Fernsehsender aufzubauen, in dem Trump präsent bleiben könne. Offiziell verneint er solche Pläne noch, aber das muss er vor der Wahl auch. Inoffiziell wäre durchaus auch eine Partnerschaft mit dem wegen eines Sex-Skandal gefeuerten Fox-News-Chef Roger Ailes denkbar.

Das ist der Trump-Clan
Der 45. Präsident der USA heißt Donald Trump, die First Lady Melania. Für den Wahlsieger spielte seine Familie eine wichtige Rolle im Wahlkampf – und tut es auch während der Präsidentschaft noch. Denn Donald Trump misstraut den meisten politischen Beratern. Nur seine engsten Angehörigen dürfen ihm die Meinung sagen und Ratschläge geben. Quelle: REUTERS
Ivanka Trump Quelle: AP
Donald Trump Jr Quelle: AP
Tiffany Trump Quelle: REUTERS
Tiffany Trump Quelle: REUTERS
Eric Trump Quelle: AP
Seine Ehefrau Lara Yunaska stand ihm bei jeder Wahlkampfveranstaltung seines Vaters zur Seite. Eric ist der Sohn von Ivana Trump, Trumps erster Ehefrau. Im Jahr 2012 wurde Eric vom „Forbes“-Magazin zu einem der Top 30-Immobiliengurus gekürt. Er leitet gemeinsam mit seinen Geschwistern das Trump Imperium und ist Gründer. Quelle: REUTERS

Nur erwarten Analysten nicht, dass Trump so Milliarden scheffeln kann. Der Markt ist extrem umkämpft. Und bliebe er nur „TV-Gesicht“, fielen wohl eher Millionen ab als Milliarden – Peanuts für jenen Mann, der früher erbost in Redaktionen anrief, wenn diese ihn bloß als „Millionär“ titulierten.

Sollte sich der US-Wahlkampf nicht mehr massiv drehen, muss er sich wohl auf Einbußen einstellen. Am Trump Tower an der Fifth Avenue in New York, in dem der republikanische Hoffnungsträger in einem Triplex residiert, ist davon eine Vorahnung zu spüren. Vor dessen Eingang steht seit Tagen ein Cowboy, bekleidet nur mit Unterhose und Gitarre. Früher posierte der Mann am Times Square, nun hat er sich den Namen Trump auf seine Unterwäsche gemalt. Es bildet sich zuverlässig eine dichte Traube um ihn, Touristen und Besucher zücken ihre Handys, sie entrichten gerne einen Obulus für Bilder mit dem Cowboy. Die Geschäfte in der goldenen Arkade des Trump Tower liegen hingegen weitgehend verwaist. Andere Menschen, die mit seinem Namen Geschäfte machen – das würde Trump in seiner Welt ja wirklich zu einem Verlierer machen.

Hillary Clinton hat beim ersten Auftritt nach der Wahlniederlage Fassung gewahrt. Sie bedankte sich beim amerikanischen Volk dafür, dass sie Kandidatin sein durfte - und bot Wahlsieger Donald Trump Zusammenarbeit an.
von Silke Fredrich, Nora Jakob, Katharina Matheis, Nico Hornig, Jana Reiblein
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