Die Zahl der Länder mit erstklassiger Kreditwürdigkeit sinkt immer weiter. Noch gehören die USA zu dieser Spitzengruppe. Und kurzfristig erwartet die Ratingagentur FitchRatings auch keine Auswirkung der US-Wahl für diese Position. Doch mittelfristig könne die Wirtschaftspolitik des angehenden US-Präsidenten Donald Trump einen negativen Einfluss auf die Kreditwürdigkeit der weltgrößten Volkswirtschaft ausüben.
Grund dafür sind laut FitchRatings unter anderem die von Trump in Aussicht gestellten Steuersenkungen, die in Kombination mit seinem kostspieligen Konjunkturprogramm zu weiter steigenden Staatsschulden führen dürften. Die WirtschaftsWoche sprach bereits vor der US-Wahl mit James McCormack, Leiter des Bereichs für Staatenratings bei FitchRatings.
WirtschaftsWoche: Herr McCormack, Sie überwachen bei der Ratingagentur FitchRatings die Zahlungsfähigkeit von Staaten. Wie ist die Lage?
McCormack: Es gibt nur noch elf Länder, die zur höchsten Bonitätsstufe (AAA) gehören, etwa Deutschland oder die USA. Frankreich wurde vor einem Jahr herabgestuft. Vor fünf Jahren gehörten noch 15 Länder zu dieser besten Risikoklasse.
Wie geht es eigentlich Griechenland?
Das Land muss erst in rund zehn Jahren erstmals wieder Schulden tilgen und seine Zinslast ist überschaubar. Aus Sicht der Ratingagenturen ist das kein Problem mehr, zumal kaum noch private Investoren zu den Gläubigern Griechenlands gehören. Der Großteil der Schulden liegt beim Weltwährungsfonds IWF und den europäischen Rettungsschirmen ESM/EFSF. Mehr Sorge aus Sicht institutioneller Investoren bereitet zur Zeit Portugal.
Warum?
Dort sind alle Sektoren stark über Schulden finanziert – nicht nur der Staat, auch die Unternehmen und privaten Haushalte. Das wird vor allem in Kombination mit der alternden Bevölkerung zum Problem.
Das erinnert an die italienische Wirtschaft.
Auch Italien bekommt kein Wachstum in Gang. Am 4. Dezember stimmt das Land zudem über eine Verfassungsreform ab, an die Ministerpräsident Renzi seine politische Existenz geknüpft hat. Meinungsumfragen hierzu legen nahe, dass es ein knappes Ergebnis geben wird. Fällt Renzi bei diesem Stimmungstest durch, wäre das ein politischer Schock, denn die Opposition hat ein Referendum wie in Großbritannien angekündigt, sollte sie 2018 an die Macht kommen.