Republikaner John Engler "Trump wird Washington runderneuern"

John Engler war zwölf Jahre lang Gouverneur von Michigan. Heute leitet der Republikaner die Wirtschaftsvereinigung Business Roundtable - und muss bald mit einem Präsidenten klarkommen, der viele Änderungen angekündigt hat.

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Der künftige Präsident der Vereinigten Staaten: Donald J. Trump. Quelle: REUTERS

John Engler empfängt die WirtschaftsWoche im achten Stock des Bürokomplexes in Washington DC, nur wenige Rad-Minuten vom Abgeordnetengebäude entfernt, mit einem freundlichen „How are you doing“ und einem „Sorry“.

Das Interview hat sich um 45 Minuten verzögert, weil Engler die Rede von Hillary Clinton im Fernsehen verfolgen wollte. Dort zeigte sich die Demokratin so persönlich wie selten im Wahlkampf.

„Das Leben besteht aus Erfolgen und Misserfolgen“, sagte sie an die junge Generation gerichtet. Manchmal seien die Niederlagen sehr schmerzhaft. Aber sie wisse, dass es immer wieder aufwärts gehe. „Starke Worte“, sagt Engler, der einst als Gouverneur den Bundesstaat Michigan lenkte und zwischenzeitlich als Präsidentschaftskandidat gehandelt wurde, später.

Zur Person

Herr Engler, Sie gelten als Freund der Bush-Familie und nicht als Anhänger von Donald Trump. Sie befürworten Freihandel, offene Grenzen und internationale Kooperationen. Sie sind aber auch Republikaner. Ist der Tag nach der US-Präsidentschaftswahl ein Tag der Freude oder der Verzweiflung?

John Engler: Ich war zwar zwölf Jahre lang republikanischer Gouverneur in Michigan, aber jetzt repräsentiere ich rund 200 Vorstandschefs der größten Konzerne in Amerika. Wir verstehen uns als überparteilich. Wir werden mit Trump zusammen arbeiten. Genauso wie wir mit Clinton als Präsidentin zusammen gearbeitet hätten. Die Arbeit geht heute los.

Dennoch hat Trump im Wahlkampf gegen Freihandel, offene Grenzen und internationale Kooperationen gewettert – also Dinge, die Ihnen und den US-Konzernchefs, die Sie im Business Roundtable präsentieren, wichtig sind. Kann das gutgehen?

Wir stehen schon seit längerem mit dem Übergangsteam von Donald Trump in Kontakt, das die Geschäfte bis zur Zeit der Amtsübergabe am 20. Januar organisiert. Anders als das Clinton-Team, das für zahlreiche Positionen wie Minister und Behördenleiter konkrete Personen im Auge hatte, sind Trump und sein Team unerfahren. Er startet quasi mit einer leeren Liste.

Ist das nun ein Vorteil oder ein Nachteil?

Es ist zumindest eine Chance. Er wird als Präsident mit weniger Verpflichtungen und mehr Freiheiten in seine Amtszeit starten. Das ist allenfalls vergleichbar mit der Präsidentschaft von General Eisenhower nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch Eisenhower kam nicht aus der Politik. So hat auch Trump keinen politischen Stallgeruch. Das kann ein Vorteil sein.

Inwiefern?

Chris Christie, der für Trump das Übergangsteam leitet, hat unseren CEOs klar gemacht, dass sie Manager in die Regierung holen wollen. Trump und seine Leute wollen Washington runderneuern. Sie wollen frische Leute engagieren, die entscheidungsfreudig sind. Die Suche nach guten Managern für die Regierung ist offenbar ein Schlüsselthema für Trump.

Trump hat gegen das politische Establishment in Washington gewettert? Wie wird sich die amerikanische Hauptstadt denn verändern?

Ich bin überzeugt, dass er die Regierung wieder traditioneller ausrichten wird: Die Minister erhalten mehr Kompetenzen und mehr Spielraum. Ein Energie- oder Landwirtschaftsminister wird selbstständiger entscheiden können. Jedes Kabinettsmitglied, das der Präsident ernennen wird, wird mehr Entscheidungsmacht bekommen. Das ist auch gut. Denn in der jüngsten Vergangenheit wurde jede Entscheidung in das Weiße Haus getragen. Das hat die Entscheidungen der Regierung deutlich verlangsamt. Das war ein Grund, warum das Verhältnis zwischen der Regierung und dem Kongress so gelitten hat.

Trumps wirtschaftspolitische Pläne

Dennoch hat sich Trump immer wieder gegen Freihandel und internationale Abkommen ausgesprochen. Welche negativen Folgen erwarten Sie für die Weltwirtschaft?

Zunächst einmal haben beide Kandidaten die Trans-Pazifische Partnerschaft (TPP) bekämpft und waren globalisierungskritisch. Entscheidend wird sein, welchen Chefunterhändler Trump für internationale Handelsabkommen ernennen wird. Wir hoffen, dass wir gut mit ihm zusammenarbeiten können. Außerdem stimmt mich eine Sache zuversichtlich: Trump hat die Handelsabkommen immer in den Kontext von Wirtschaftswachstum gestellt.

Das heißt?

Internationaler Handel wird auch unter Trump ein wichtiger Teil bleiben, denn ohne Handel gibt es kein Wachstum. Wir werden mit Trump diskutieren müssen. Aber Trump hat ja nicht gesagt, dass er gegen Handel ist. Er hat Handelsabkommen angegriffen, wenn sie gegen US-Interessen verstoßen.

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