"Taco Trucks an jeder Ecke" Warum Latinos trotz allem Donald Trump wählen

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"Ein tiefes Misstrauen gegenüber dem System in Washington"

Eigentlich sei es ganz einfach, meint Bergad. Latinos unterstützen Trump aus denselben Gründen wie seine weißen Anhänger. „Sie eint ein tiefes Misstrauen gegenüber dem System in Washington. Hillary Clinton, die viele von ihnen für korrupt halten, verkörpert in deren Logik dieses System.“ Der Politiker Donald Trump lebe davon, dass seine Anhänger wenig über Politik wüssten.

Gleichzeitig ist aber auch klar: Amerikaweit unterstützen nur wenige Hispanics Donald Trump. Schon 2012 wählten etwa 75 Prozent der Latinos Barack Obama. Bergad schätzt, dass am Dienstag noch mehr für Hillary Clinton stimmen werde. „Es würde mich nicht überraschen, wenn sie 80 Prozent der Latino-Stimmen bekäme. „Das liegt zum einen daran, dass die große Mehrheit der US-Latinos bei Präsidentschaftswahlen seit jeher Demokraten unterstützt. Zum anderen, dass der Milliardär die meisten Latinos mit seinen Bemerkungen längst vergrault hat.

Sie denken wie die Mexikanerin Roberta Ramirez (Name von der Redaktion geändert), die vor 13 Jahren in die USA eingewandert ist. Sie verkauft traditionelle Produkte aus der Heimat wie Cowboystiefel, Marienstatuen oder Gürtelschnallen im „Plaza Mexico“, einem Geschäft im Barrio. Ihren richtigen Namen will sie aus privaten Gründen nicht nennen. „Trump hat keine politische Agenda, also beleidigt er jede Minderheit, nicht nur uns Hispanics“. Ramirez spricht fließend Englisch, besitzt eine Greencard und damit ein unbefristetes Aufenthaltsrecht in den USA. „Mich treffen seine Anfeindungen weniger als die meisten meiner Kunden, die nur Spanisch sprechen, ihre Rechte nicht kennen und keine Papiere haben“.

So wie Maria Mendez, die vor 14 Jahren aus Mexiko in die USA migrierte und Ramirez im Geschäft hilft. „Ich bin in der Hoffnung auf ein besseres Leben hierher gekommen. Ich schäme mich nicht, illegal eingewandert zu sein. Ich arbeite hart und versuche, ein Bleiberecht zu bekommen. Wenn Trump die Wahlen gewinnt, wer weiß, was dann aus mir wird.“ Sie fischt Süßigkeiten aus einem Karton und verteilt sie an Spiderman, einen Vampir und ein Skelett, die gerade auf Halloween-Beutezug in der Plaza Mexico einfallen. Ihr fehlt genau wie der 20-jährigen Paulina, ebenfalls aus Mexiko, jedes Verständnis für Trump-Bewunderer wie Marco Gutierrez. „Es ist doch verrückt jemanden zu unterstützen, der Dir schaden will. Trump pflanzt Samen des Hasses in die Menschen, das macht kein guter Führer“, sagt Paulina. „Er sagt, wir nehmen den Amerikanern die Jobs weg. Dabei verrichten viele Mexikaner die Jobs, die andere nicht machen wollen. “

27,4 Millionen Latinos sind zu den Präsidentschaftswahlen 2016 zugelassen, schätzt das US-Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center. Das sind vier Millionen mehr als 2012 und insgesamt zwölf Prozent aller US-Wähler. Der Anteil der Latinos in den so genannten Swing States ist ebenfalls gewachsen. So auch im wichtigen Florida, dem Staat mit den drittmeisten Wahlmännern im Land.

Die Vorwürfe gegen die Präsidentschaftskandidaten
Trumps bedenkliche Äußerungen Quelle: dpa
Clintons Gesundheitszustand Quelle: AP
Trumps bedenkliche Äußerungen Quelle: AP
Clintons Stiftung im Zwielicht Quelle: AP
Clintons Rolle in Libyen Quelle: REUTERS
Clintons E-Mail-Affäre Quelle: REUTERS
Trumps Versuche Steuern zu vermeiden Quelle: dpa

„Nach aktuellem Stand gewinnt Hillary Clinton die Wahlen auch ohne Florida. Trump hingegen kann das Weiße Haus ohne die Stimmen aus Florida vergessen“, sagt Lateinamerikaprofessor Bergard. In Florida stellen Latinos inzwischen 20 Prozent der Bevölkerung. Auch hier dürfte sich der bundesweite Trend durchsetzen. Schon 2012 stimmten dort 60 Prozent der Latinos für Barack Obama. Bergard schätzt, dass sogar 70 Prozent für Clinton stimmen werden. „Die Latinos in Florida dürften ein Schlüssel für den Ausgang der nationalen Wahlen sein“.

Umso mehr verwundert es, dass Trump diese entscheidende Wählergruppe - 2050 wird einer von drei Amerikanern Latino sein - mehrfach brüskierte. Trump sei nun einmal kein strategisch denkender Politiker, konstatiert Bergad. Was er wolle, sei Beifall. „Wäre er mit den Latinos vorsichtiger umgegangen, er hätte bei den Wahlen eine echte Chance“.

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