Trumps Krieg gegen die Medien Donald Trumps zweiter Wahlkampf

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Clinton ist auch kein Darling der Journaille

Und dann: „Meine Kundgebungen werden nicht angemessen von den Medien gecovert. Sie diskutieren niemals die wirkliche Botschaft und zeigen nie, wie groß das Publikum oder die Begeisterung sind.“

Tatsächlich berichten die Medien weitaus mehr über Trump als über Clinton, die aber beileibe auch kein Darling der Journaille ist. Trump liefert mehr Stoff, schon allein durch seine Flut oft gehässiger Tweets, ist selber „mehr Medien als Politik“, wie es der frühere „Time“-Chefredakteur John Huey am Sonntag formulierte.

Aber etwas hat sich in der Berichterstattung über Trump geändert, deutlich spürbar mit dem Voranschreiten der Vorwahlen. Man reißt sich zwar weiter um Interviews mit ihm, wie in den Anfängen, als der Außenseiter oft auf allen Kanälen war . und ihm genau das Forum geboten wurde, das er sich wünschte und das zu seinem Aufbau beitrug.

Aus einem Witz ist Ernst geworden

Aber Trump wird jetzt bei weitem stärker geprüft, getestet, herausgefordert – und im Zweifel fällt das Urteil gegen den Angeklagten.

Anfangs hätten sich viele Journalisten davon leiten lassen, „wow, wenn das hier kein verrückter Wahlkampf ist“, hieß es unlängst in einem Meinungsartikel der „Washington Post“. Mittlerweile hätten die Medien aber einen Wendepunkt erreicht, „und Donald Trump wird das vielleicht nicht überleben“.

Donald Trump Quelle: REUTERS

Mit anderen Worten: Viele Medien hielten Trumps Kandidatur anfangs für einen Witz, Entertainment. Jetzt haben sie erkannt, wie ernst die Sache ist. Und überziehen vielleicht nun auch etwas, aus einer Art journalistischem Schuldgefühl?

TV-Sender, die anfangs mit Blick auf die Einschaltquoten eifrig auf den Trump-Zug aufgesprungen seien, bedauerten es jetzt, ihm so viel Sendezeit gegeben zu haben, meint der republikanische Stratege Alex Patton. „Was wir erleben, ist in einigen Fällen eine Überreaktion der Medien. Ich glaube, sie haben erkannt, dass sie Donald Trump geschaffen haben.“

„New York Times“-Kolumnist Jim Rutenberg glaubt, dass eine objektive Berichterstattung über Trump für Journalisten eine Herausforderung ist, weil viele ihn als schädlich für das Land betrachteten.

„Herrn Trump als einen unnormalen und potenziell gefährlichen Kandidaten zu covern, ist mehr als nur ein Schock für das journalistische System“, schrieb Rutenberg. „Es droht seine Gegnerin Hillary Clinton zu bevorteilen, die Pressekonferenzen scheut und selber viel mehr kompromisslose Berichterstattung auf sich ziehen sollte.“

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