Blaue Girlanden, USA-Fähnchen in den Blumenvasen und Luftballons in den Nationalfarben: Die Bars und Restaurants in New York hatten sich schon Stunden vor der ersten TV-Debatte der beiden Präsidentschaftskandidaten herausgeputzt. Das Interesse der Bürger an dem Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump war bereits im Vorfeld riesig; Kneipen, die den Fernseh-Showdown nicht übertrugen, blieben leer. Die Fernsehsender hofften auf bis zu 100 Millionen Zuschauer. Und so ist die TV-Debatte wenn auch nicht wahlentscheidend, doch von großer Bedeutung. Donald Trump wollte beweisen, dass er sich präsidial geben kann, Hillary Clinton, dass sie kämpferisch und energiegeladen ist.
Wer konnte überzeugen? Wir haben die Debatte in sechs Kategorien untersucht. Die wichtigste – die Frage nach den politischen Standpunkten – haben wir in drei Unterpunkte unterteilt. Insgesamt gab es also zehn Punkte zu holen, und einen Minuspunkt für signifikante Patzer.
Erster Eindruck
Hillary Clinton erklärt, wie sie das Leben der Bürger „besser machen“ will. Um dies zu erreichen, will sie die Infrastruktur fördern, die kleinen Unternehmen steuerlich entlasten. Sie spricht von „equal pay“ und der Umwandlung der Energiewirtschaft. Erster Eindruck: Sehr akademisch. Dann aber zeigt sie auf, dass sie der Kandidat der kleinen Leute ist. Clinton verweist auf ihren Vater – einen Arbeiter. Trump hingegen sei reich aufgewachsen. Kurzum: Er habe keine Ahnung, was die einfachen Leute sorgt.
Protokoll einer Achterbahnfahrt - Der Wahlkampf in den USA
Trump findet, der ehemalige Präsidentschaftskandidat und Vietnam-Veteran John McCain sei kein Kriegsheld. „Trump ist nach Beleidigung erledigt“, titelt die „New York Post“ daraufhin.
Bernie Sanders, der für die Demokraten kandidieren will, nimmt seine Konkurrentin Clinton bei einer TV-Debatte in Schutz: „Das amerikanische Volk hat die Diskussion über ihre verdammten Emails satt.“
Clinton muss elf Stunden lang in einem Ausschuss Fragen zum Anschlag von Bengasi beantworten.
Nach einem Terrorangriff in San Bernardino fordert Trump ein komplettes Einreiseverbot für Muslime.
Beim Auftakt der Vorwahlen in Iowa gewinnt bei den Republikanern der texanische Senator Ted Cruz, Trump kommt nur auf den zweiten Platz. Clinton siegt sehr knapp vor Sanders.
Trump sagt, er wolle noch viel schlimmere Verhörmethoden als Waterboarding einsetzen.
Papst Franziskus sagt, Trump verhalte sich unchristlich. Trump sagt, Franziskus sei von Mexikos Regierung irregeleitet worden.
Trump und Clinton gehen als klare Sieger aus dem „Super Tuesday“ mit Vorwahlen in mehreren Bundesstaaten hervor.
Trump siegt in weiteren Staaten. Einige Republikaner reden über eine Kampfabstimmung auf dem Parteitag. Clinton gewinnt auch, hat aber weiter Probleme. Es ist Halbzeit.
Trump sagt, er wolle weniger für die Nato zahlen. Wenige Tage später meint, er es wäre für Japan oder Südkorea besser, wenn sie Atomwaffen besäßen. Dann sagt Trump, Frauen müssten für Abtreibungen bestraft werden.
Trump gewinnt die Vorwahl in Indiana. Cruz und Kasich steigen aus dem Rennen aus. Clinton verliert gegen Sanders.
Trump hat genügend Delegierte für die Präsidentschaftskandidatur zusammen.
Clinton erreicht die notwendige Zahl an Delegierten.
Am Tag nach dem Brexit-Schock preist Trump in Schottland den Ausgang des Referendums.
Das FBI empfiehlt, in der E-Mail-Affäre keine Anklage gegen Clinton zu erheben.
Sanders erklärt seine Unterstützung für Clinton.
Trump macht den Gouverneur Mike Pence zu seinem Vizepräsidentenkandidaten.
Trump ist offiziell Präsidentschaftskandidat.
Clinton macht den ehemaligen Gouverneur Tim Kaine zu ihrem Vizepräsidentenkandidaten.
Wikileaks veröffentlicht gehackte E-Mails der Demokraten. Einen Tag später tritt die Parteivorsitzende Debbie Wasserman Schultz zurück.
Clinton ist offiziell Präsidentschaftskandidatin.
Clinton verlässt eine Gedenkfeier frühzeitig. Sie hat eine Lungenentzündung und muss pausieren.
Trump erkennt erstmals an, dass Präsident Barack Obama in den USA geboren wurde - behauptet aber, Clintons Seite habe die Zweifel daran in die Welt gesetzt.
Donald Trump schaut beim Eingangsstatement geradeaus und mit zugekniffenen Augen in die Kamera. Wirkt sehr tough. So dann auch sein Eingangsstatement. Es dauert keine 30 Sekunden, bis er Mexiko und China attackiert. „Wir verlieren unsere Jobs.“ Er nennt konkrete Beispiele von Unternehmen, etwa Ford, die Jobs ins Ausland verlagern. „Das können wir uns nicht erlauben. Wir müssen aufhören, zuzulassen, dass unsere Jobs gestohlen werden.“ Anschließend erklärt er seinen Steuerplan. Dies sei „ein Jobschaffer“. Trump startet gut, spricht seine Wähler in den umkämpften Swing States mit leicht verständlichen Argumenten und Parolen an – und geht in Führung.
Punktestand: 1:0
Politische Standpunkte
Wirtschaftspolitik
Es ist Donald Trumps Steckenpferd. Der Republikaner spricht darüber, wie der Freihandel ganze Bundesstaaten verarmt habe. Diese Botschaft kommt in Michigan, Pennsylvania oder Indianapolis und Ohio sicher an. Clinton kontert, versucht auszuführen, wie sie die USA zum Technologieführer in erneuerbaren Energien machen will. Das schaffe Jobs. „Hillary, du hast seit 30 Jahren Regierungsverantwortung getragen – und keine Jobs geschaffen.“ Die ehemalige US-Senatorin und Außenministerin kann darauf nicht wirklich antworten.
Trump dominiert diesen Teil der Debatte. Ob er die richtigen Instrumente in der Hand hat, bleibt dahingestellt. Die Freihandelsverträge aufzukündigen, die USA abzuschotten, wird insbesondere die Arbeiterklasse und US-Konsumenten treffen. Dennoch: Wer den Ärger und die Enttäuschung der Bürger in den erwähnten Regionen kennt, weiß: Die Wähler sehnen sich nach einem Kandidaten, der die Probleme beim Namen nennt und (einfache) Lösungen verspricht. Klarer Punkt für Trump.
Zwischenstand 2:0 für Trump
TV-Duelle in US-Präsidentschaftswahlkämpfen
Demokrat John F. Kennedy gegen Republikaner Richard Nixon - die erste Präsidentschaftsdebatte, die live im Fernsehen übertragen wurde. Kennedy bestach durch Charme und ein sonnengebräuntes Äußeres. Nixon, der zuvor im Krankenhaus lag, wirkte dagegen unrasiert und so unsympathisch, dass er seine Chancen verspielte. Kennedy konnte die Wähler für sich gewinnen. Bis 1976 wagte sich kein Kandidat mehr an ein öffentliches Duell.
Folgenreiches TV-Duell zwischen dem Demokraten Jimmy Carter und dem amtierenden Präsidenten Gerald Ford. Nach einer erfolgreichen ersten Debatte brachte sich Ford in eine unglücklich Lage. Er behauptete mitten in Zeiten des Kalten Krieges: „Es gibt keine Dominanz der Sowjetunion in Osteuropa, und unter einer Regierung Ford wird es auch keine geben.“ Ford verlor die Wahl.
Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Jimmy Carter und dem Republikaner Ronald Reagan. Reagan, als erfahrener Schauspieler um einiges besser vor den Kameras, überzeugte die Zuschauer mit Witz und Charisma. Mit der Frage: „Geht es ihnen besser als vor vier Jahren?“, traf er vor allem mit Blick auf die Wirtschaftslage einen Nerv.
Präsident Reagan sticht wortgewandt den Demokraten Walter Mondale aus. Der damals 73-Jährige, im Duell auf sein hohes Alter angesprochen, sagt: „Ich werde Altersfragen in dieser Kampagne nicht thematisieren. Ich werde die Jugend und Unerfahrenheit meines Opponenten nicht politisch ausschlachten.“ Reagan wurde wiedergewählt. Rund 67 Millionen Zuschauer verfolgten das Duell.
Verhängnisvoll war eine Aussage des demokratischen Gouverneurs Michael Dukakis. Er sprach sich im TV-Duell gegen die Todesstrafe aus, selbst wenn seine Frau Opfer eines Gewaltverbrechens würde. Er verlor gegen den Republikaner George H. W. Bush.
Erstmals war neben George H. W. Bush und dem Demokraten Bill Clinton auch ein dritter Kandidat dabei, Ross Perot. Präsident Bush wurde für seinen Auftritt kritisiert, da er ständig auf die Uhr schaute, während die anderen Kandidaten sprachen.
Zwischen dem amtierenden Präsidenten Clinton und dem ehemaligen Senator aus Kansas, dem Republikaner Bob Dole, gab es zwei TV-Debatten. Clinton überzeugte in der Debatte souverän und behauptete sich als Präsident.
Der demokratische Vizepräsident Al Gore konnte in den Debatten die Zuschauer nur wenig überzeugen. Er schüttelte den Kopf oder stöhnte hörbar auf, wenn George W. Bush zu Wort kam. Einige Medien kritisierten Gore als selbstgefällig.
Für John Kerry wurde das TV-Duell zum Verhängnis. Das Thema Irak förderte bei Kerry größere Wissenslücken zu Tage. George W. Bush entschied die Wahl erneut für sich.
Zwischen dem Republikaner John McCain und dem Demokraten Barack Obama gab es drei TV-Debatten. Obama wirkte souverän und kompetent.
Präsident Barack Obama und der frühere Gouverneur aus Massachusetts, Mitt Romney, standen sich in drei hitzigen Debatten gegenüber. Mitt Romney zeigte jedoch Lücken, etwa seine Unkenntnis über die geografische Lage von Syrien, Irak und Iran. Obama präsentierte sich selbstbewusst.
Sicherheitsfragen
„Clinton traut sich nicht, die Worte ,Law & Order“ in den Mund zu nehmen“, sagt Donald Trump. Dies macht er in Endlosschleife. Die Innenstädte müssten wieder sicherer werden. Es gäbe zu viele Schießereien – Opfer seien vor allem Minderheiten. Wahr ist: Die Zahl von bewaffneten Überfällen in Städten wie Chicago ist dramatisch hoch. New York City etwa hat seine Sicherheitsprobleme mit überwältigender Präsenz von Polizisten und einer Nulltoleranz-Politik in den Griff bekommen.
Hillary Clinton setzt auf Gemeinsinn. Es könne nicht sein, dass es private Gefängnisse in den USA gebe. Keiner solle davon profitieren, junge Menschen – hauptsächlich Minderheiten – in den Knast zu stecken. Zweiter Punkt: „Es sind zu viele Waffen im Umlauf“. Beide teilen sich die Punkte.
Zwischenstand: 3:1 für Trump
Terrorbekämpfung
Clinton will in Zusammenarbeit mit den Alliierten aus Europa wie aus den arabischen Staaten den IS bekämpfen. Sie werde auch alles tun, um Führer des IS auszuschalten. So wie die Obama-Regierung in ihrer Amtszeit als Außenministerin entschieden habe, Al-Kaida-Führer Osama bin Laden umbringen zu lassen.
Donald Trump konzentriert sich darauf, Clinton vorzuhalten, in ihrer Amtszeit sei der IS groß geworden. „Ihr habt ein Kleinkind zu einer großen Gefahr werden lassen“. Was er selbst vor hat, bleibt unklar: „Wir müssen IS wegbomben – und zwar schnell.“
Trump rückt von seiner Nato-Kritik ab. Er verbucht für sich, dass sich das Militärbündnis nach seiner Kritik nun stärker auf die Terrorbekämpfung konzentrieren will. Die Kausalität sei dahingestellt: Trump verkauft sich als starker Führer, rettet eine Punkteteilung.
Zwischenstand: 4:2 für Trump
Donald Trump attackiert
Ehrlichkeit
Hillary Clinton entschuldigt sich für ihr Verhalten in der E-Mail-Affäre. „Ich habe einen Fehler gemacht und würde es nicht wieder machen.“ Sie beweist Rückgrat. Anders als Donald Trump, der etwa seine Steuerbescheide zurückhält. Auch auf Kritik, dass Trump mit ehemaligen Mitarbeitern nicht gut umgegangen ist, zeigt er sich uneinsichtig. Der Republikaner wirft Clinton Unehrlichkeit vor. Doch der Eindruck bleibt: Der Einzige, der etwas zu verbergen hat und nicht einsichtig ist, heißt Donald Trump. Punkt für Clinton.
Zwischenstand: 4:3 für Trump
Überraschungsmomente
Trump ist US-weit in der Kritik, dass er – entgegen der Tradition im US-Wahlkampf – seine Steuerbescheide nicht veröffentlicht. Clinton liefert die Erklärungen gleich mit. „Vielleicht ist er nicht so reich, wie er behauptet. Vielleicht ist er nicht so karitativ, wie er behauptet.“ Trump dreht den Spieß um. „Ich werde gegen den Willen meiner Anwälte die Steuerbescheide veröffentlichen – wenn Hillary Clinton die 35.000 E-Mails freigibt, die sie von ihrem privaten Server gesendet hat“.
Donald Trump wird von den Waffenlobbyisten der NRA unterstützt. Dennoch stimmt Trump während der TV-Debatte zu, dass Bürger, die als gefährlich eingestuft und etwa nicht in Flugzeuge steigen dürfen, keine Waffen bekommen sollen. Trump überrascht positiv und lenkt geschickt von eigenen Schwächen ab. Punkt für Trump.
Zwischenstand: 5:3 für Trump
Kampfgeist
Donald Trump attackiert Clinton, unterbricht sie regelmäßig. So fragt er etwa nach, warum Clinton das Freihandelsabkommen TPP einst „zum Goldstandard“ für Handelsfragen erklärt hatte. Clinton fällt es schwer, zu kontern. Sie wirft Trump Unehrlichkeit vor. „Ich weiß, dass du in deiner eigenen Welt lebst“. Clinton nennt ihren Konkurrenten an einer Stelle „crazy“. Als Trump über die Schwächen der USA spricht, etwa den schlechten Zustand der US-Flughäfen, greift Clinton an. „Das liegt vielleicht daran, dass du nie viel Steuern gezahlt hast.“ Ihre beste Attacke. Doch es ist Trump, der lange die wahren Nadelstiche setzt.
Clintons wirtschaftspolitische Pläne
Clinton will in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit das umfassendste Investitionsprogramm seit dem Zweiten Weltkrieg in Infrastruktur, Industrie, Forschung und Entwicklung, Klimaschutz und Mittelstandförderung anstoßen. Sie will über fünf Jahre aus staatlichen und privaten Quellen 275 Milliarden Dollar mobilisieren, um die Verkehrs- und Netz-Infrastruktur zu verbessern. Damit und mit anderen Mitteln will sie über zehn Millionen neue Jobs schaffen. Die Industrie soll stärker werden. Gelingen soll das mit einer Partnerschaft von Wirtschaft, Arbeitnehmern, der Regierung und Verwaltungen sowie der Wissenschaft. Firmen sollen sich verpflichten, Jobs und Investitionen statt in Übersee in den USA zu halten. Dafür sollen sie finanzielle Vorteile genießen. Besonders gefördert werden sollen strukturschwache Regionen. Die Position der Arbeitnehmer und ihrer Gewerkschaften will Clinton stärken. Der Mindestlohn soll von 7,25 Dollar je Stunde auf zwölf, zuletzt war gar von 15 Dollar die Rede, erhöht werden.
Clinton verspricht ein gerechteres und einfacheres Steuersystem. Multi-Millionäre und Milliardäre sollen einen Steueraufschlag zahlen, Arbeitnehmerhaushalte und Familien entlastet werden. Steuerschlupflöcher für Firmen und Privatpersonen will Clinton schließen. Unternehmen, die ihre Gewinne in Steueroasen transferieren, sollen eine Extra-Steuer zahlen. Investitionen von Unternehmen in den USA selbst will sie begünstigen und dabei kleine Firmen besonders entlasten. Gleiches gilt für Familien, die Sonderlasten tragen, weil sie beispielsweise ältere und erkrankte Familienangehörige pflegen.
Die US-Finanzindustrie will Clinton enger an die Leine legen. Wall-Street-Riesen sollen einen Extra-Zuschlag zahlen, der sich nach ihrer Größe und ihrem Risikogewicht für die Branche richtet. Bestehende Möglichkeiten für Großbanken, Kundengelder in Hochrisikofeldern zu investieren, will sie beschneiden. Top-Banker sollen bei Verlusten ihrer Institute mit Bonus-Einbußen rechnen. Der Hochfrequenzhandel soll besteuert werden. Riesige und undurchschaubare Finanzriesen sollen stärker kontrolliert und im Zweifel aufgespalten werden. Clinton will Finanzmanager auch stärker in Mithaftung nehmen, wenn in ihren Instituten gegen geltendes Recht verstoßen wird.
Clinton verspricht, schärfer gegen Länder wie China vorzugehen, wenn diese internationale Freihandelsregeln verletzen und damit amerikanischen Arbeitsplätzen schaden. Sie will Nein sagen zu Handelsabkommen, wie der Trans-Pazifischen Partnerschaft (TPP), die nicht den US-Standards genügen, etwa mit Blick auf die Bezahlung von Arbeitnehmern. Das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta will sie neu verhandeln. Zum US-EU-Freihandelsabkommen TTIP, das derzeit verhandelt wird, äußerte sie sich in jüngster Zeit zwar nicht direkt, doch war sie schon früher auch dazu auf Distanz gegangen und will in Freihandelsabkommen generell die amerikanischen Interessen besser zum Tragen kommen lassen. „Amerika fürchtet den Wettbewerb nicht“, gibt sie sich insgesamt kämpferisch.
In Umwelt- und Energiepolitik will Clinton Zeichen setzen. Sie will Amerika zur weltweiten „Supermacht“ des 21. Jahrhunderts in Sachen saubere Energie machen.
Clinton will Schluss damit machen damit, dass sich US-Bürger wegen einer College- oder Universitätsausbildung hoch verschulden. Sie will für eine bessere Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie und gleiche Bezahlung von Männern und Frauen sorgen. Bei Krankheit und im Alter soll es mehr soziale Sicherheit geben.
Auch vor einer Auseinandersetzung mit dem Moderator schreckt Trump nicht zurück. Er spricht so lange, bis er seinen Punkt gemacht hat. Widerspricht – etwa beim Vorwurf, er sei einst für den Irakkrieg gewesen. Clinton schlägt sich tapfer, aber Trump ist aktiver, aggressiver, kampfeslustiger.
Punkt für Trump, Zwischenstand: 6:3 für Trump
Fehler
Donald Trump verteidigt seine Kampagne gegen US-Präsident Barack Obama, der angeblich nicht in den USA geboren sei. Es bleibt unklar, ob Trump an den Vorwürfen festhält. Er sei „zufrieden“, dass Obama seine Geburtsurkunde vorgezeigt habe. „Ich finde, ich habe einen guten Job gemacht“ sagt Trump. Nein, hat er nicht. Eine unsinnige Debatte, von der Trump endlich Abstand nehmen sollte. Es bleibt nicht der einzige Patzer von Trump. Clinton wirft dem Immobilienmogul vor, die Immobilienkrise angefeuert zu haben. Trump unterbrich und ruft. „Das nennt man Geschäfte machen.“
Clinton kommt ohne signifikante Patzer durch den Abend. Klarer Punktsieg für sie in dieser Kategorie. Minuspunkt für Trump.
Zwischenstand: 5:3 für Trump
Nachhaltiges
„Ich bin ein Sieger.“ Donald Trump präsentiert sich während der gesamten Debatte als Gewinnertyp. Er sei ein erfolgreicher Geschäftsmann, er werde auch ein guter Präsident werden. Ein Anti-Politiker-Politiker, der Probleme beim Namen nennt. „Clinton hat Erfahrung. Aber das ist schlechte Erfahrung.“ Donald Trump dominiert die erste Halbzeit der Debatte.
In der zweiten Hälfte gewinnt Clinton an Selbstvertrauen und Format. Sie präsentiert sich als seriöse Kandidatin, als bestens vorbereitet für den Job. Im Endeffekt wenig überraschend: Beide betonen ihre Stärke – ohne ihre Wähler neue Argumente für sich an die Hand zu geben.
Zwischenstand: 6:4 für Trump
Präsidiales Auftreten
Hillary Clinton ist bestens für das Präsidentenamt gerüstet. Sie hat das Fachwissen, um die USA zu führen und den Charakter, signifikante Entscheidungen zu treffen. „Ich habe mich auf diese Debatte vorbereitet – und ich bin vorbereitet für das Präsidentenamt.“ Dem wird kaum jemand widersprechen.
Donald Trump attackiert während der TV-Debatte. Er versucht erst gar nicht, präsidial zu wirken. Er sei ein Führer, ja. Aber kein Politiker. Politiker hätten die USA schließlich in die Krise geführt. Keine Frage: Clinton gewinnt diesen Vergleich deutlich.
Zwischenstand: 6:5
Humor
Die Lacher sind auf Donald Trumps Seite. So wirft er Clinton etwa vor, in ihrer Zeit in Regierungsverantwortung wenig für die Bürger getan zu haben. Sie habe auch heute „keinen Plan, wie sie Jobs schaffen will“. Clinton widerspricht. Sie habe viel über diese Problematik nachgedacht. Trump aus der Hüfte heraus: „Ja, 30 Jahre lang.“
Clinton hat später genug von Trumps angriffen. „Ich glaube, ich werde am Ende des Tages für alles Mögliche verantwortlich gemacht“. Trump lapidar: „Warum nicht?“
Zwischenstand: 7:5
Fazit
Donald Trump hat die ersten 30+ Minuten dominiert. Er wirkte kampfeslustig, aggressiv, nah am Wähler. Sein Ziel, sich präsidial zu geben, geht nicht auf. Trump ist Trump: er gefällt sich in der Rolle des Angreifers. Dass er charakterlich geeignet ist, der mächtigste Mann der Welt zu werden, bleibt zweifelhaft.
Hillary Clinton verpatzte die Anfangsphase. Demokraten mussten Schlimmes befürchten. Doch dann drehte sich die Debatte. Trump machte Fehler, die Ex-Außenministerin konnte ihre Stärken – Zuverlässigkeit, Deutungshoheit – ausspielen. Insgesamt waren beide gut, Trump hat durch eine starke Anfangsphase leichte Vorteile.