Was die Europäer beunruhigt: Trump zweifelt öffentlich am Militärbündnis Nato. Er biedert sich Russland an – und will den IS „wegbomben“. Militärisch ist der US-Präsident sehr mächtig. Er ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Außerdem befindet sich der so genannte „Football“ jederzeit in seiner Nähe: Das ist der Koffer mit den Codes für den Einsatz von Atombomben.
Jenseits der militärischen Stärke ist die Macht des Präsidenten begrenzt. Beispiel Gesetzgebung: Zwar hat der Präsident ein Veto-Recht bei Gesetzen, die etwa vom Abgeordnetenhaus eingebracht werden. Doch selbst dann kann ein Veto vom Senat mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit überstimmt werden.
Hoffnung macht zudem, dass Donald Trump offenbar gewillt scheint, Macht abzugeben und auf Alleingänge zu verzichten. In der Hauptstadt DC kursieren noch immer die Gerüchte, Trump habe einst seinem Konkurrenten John Kasich angeboten, der mächtigste Vizepräsident der USA werden zu können. Der Milliardär wolle sich primär im Weißen Haus um Wirtschafts- und Finanzthemen kümmern. Die Themen Einwanderung, Sicherheit, Außenpolitik gäbe er gerne an die Nummer Zwei ab.
Einer der wichtigsten Lobbyisten in Washington glaubt nicht, dass Trump in Wirtschaftsfragen großes Chaos anrichten wird. Der Interessenvertreter eines deutschen Dax-Unternehmers hat sich bereits mehrfach mit dem „transition team“ von Trump getroffen: Politiker und Berater, die an konkreten Politikplänen für die ersten 100 Tage des Republikaners arbeiten.
Seinen Namen will er nicht in der Presse lesen, zu heikel ist das, was hinter den verschlossen Türen besprochen wird. Zu gefährlich, dass die Lager ihm seine Aussagen krumm nehmen, und die viele Arbeit der vergangenen Monate umsonst war.
„Es sind sicherlich die schwierigsten Verhandlungen seit Langem“, sagt der Lobbyist. Er müsse viel Überzeugungsarbeit leisten, dass die ausländischen Unternehmen den USA nützen; dass sie Jobs schaffen, Steuern zahlen und ihre Mitarbeiter aus- und fortbilden. Aber: „Ich habe den Eindruck, die Botschaft kommt an.“
Gespräche sind rationaler als der aggressive Wahlkampf
Von Strafsteuern für Produkte aus dem Ausland seien die Trump-Berater abgerückt. Die Grenze zu Mexiko solle stärker gesichert werden; der Warenaustausch aber nicht gebremst werden. „Entgegen der aggressiven Töne im Wahlkampf sind die Gespräche hinter verschlossener Tür deutlich rationaler – und machen Hoffnung.“
Bei den Clinton-Wählern kommen diese Worte gleichwohl nicht an. Die vermeintliche Siegesparty in Manhattan ist beendet, bevor sie so richtig begonnen hat. Unweit von der Veranstaltungshalle sitzen Clinton-Wähler auf dem Boden und starren auf den kaum sichtbaren Hudson-River. Sektflaschen werden hier – ganz anders als noch vor 24 Stunden – nicht geköpft.