US-Vorwahlkampf Donald Trump siegt in Indiana, Ted Cruz gibt auf

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Startschuss für Trumps Kampf gegen Clinton

Selbst Sprücheklopfer Donald Trump musste sich sehr mühen, um die verbale Breitseite aus Reihen des Establishments zu toppen. Am Wahltag schließlich gelang es ihm. Er zitierte einen Beitrag im Revolverblatt „National Enquirer“ der den Vater des Texaners in die Nähe des John-F.-Kennedy-Attentats rückte. „Das hat ihm letztlich das Kreuz gebrochen“, heißt es triumphierend aus dem Trump-Lager.

Nach Indiana musste Cruz - auch mit Blick auf die noch ausstehenden Staaten - einsehen: Es hat keinen Sinn mehr. Trumps absolute Mehrheit von 1237 Delegierten ist nicht mehr zu verhindern. In einem Luxushotel in Indianapolis nahm Cruz seine Frau Heidi, seinen Vater und seine beiden kleinen Töchter in den Arm, die Tränen flossen noch auf der Bühne. Wie der Ringrichter einen taumelnden Boxer wollte Cruz nach der erbitterten Schlammschlacht der vergangenen Tage wohl auch seine Familie vor weiterem Schaden schützen.

Nun also Trump. Der 69 Jahre alte Seiteneinsteiger, der bisher nie in ein Amt gewählt worden war, sieht sich an der Spitze nicht nur einer Partei, sondern einer „unglaublichen Bewegung“, wie er selbst in einer ungewöhnlich sanften Siegesrede sagte. Und seine Anhänger glauben ihm, versteigen sich zu geradezu irrwitzigen Folgerungen. „Er wird mehr Frieden für die Welt bringen“, sagt Julie Davies (58) aus Carmel bei Indianapolis. „Wenn wir stärker werden, wird auch der Rest der Welt stärker.“

Im Ausland wird Trumps mutmaßliche Kandidatur dagegen als großes Risiko für die friedliche Balance in der Welt gesehen - auch angesichts teils kruder außenpolitischer Thesen unter dem Dachmotiv „America First“. „Ich kann nur hoffen, dass der Wahlkampf in den USA nicht an den Realitäten vorbeigeht“, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier kürzlich mit wenig diplomatischer Zurückhaltung. CDU-Außenexperte Norbert Röttgen sprach von einem potenziellen Risiko.

Trumps Kampf gegen Clinton wird nach übereinstimmender Meinung der Demoskopen deutlich härter als der gegen ein Feld wenig überzeugender Mitbewerber bei den Republikanern. Seine Stärke war bisher auch eine personelle und programmatische Schwäche der konservativen Partei. Die meisten Schwarzen und viele Latinos wählen in den USA aber traditionell demokratisch, wahlberechtigte Frauen sind Trump gegenüber sehr zurückhaltend.

Nach einer Berechnung der „Washington Post“ braucht Clinton am 8. November nur jene 19 Staaten zu gewinnen, die die Demokraten in den zurückliegenden sechs Wahlen immer gewonnen haben - plus Florida. Dort führt sie in Umfragen mit 13 Punkten vor Trump. Der hat in diesem Wahlkampf allerdings schon mehrfach die Meinungsforscher eines Besseren belehrt.

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