US-Wahlkampf Das war’s für Trump

Ein letztes Mal vor der Wahl am 8. November trafen die beiden Präsidentschaftskandidaten vor einem Millionenpublikum aufeinander. Eigentlich lief es gut für Trump. Doch dann schoss er sich mit zwei Sätzen ins Aus.

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Was Sie über Hillary Clinton wissen sollten
Hillary Clinton (zweite von links, Aufnahme aus dem Jahr 1969) wird am 26. Oktober 1947 als erstes von drei Kindern von Dorothy und Hugh E. Rodham, mittelständischer Textilunternehmer, geboren. Von 1961 bis 1965 ist sie Schülerin der Maine Township East High und Maine South High in Park Ridge, Illinois. Von 1965 bis 1969: Studium der Politikwissenschaften mit Nebenfach Psychologie am Wellesley College. Quelle: REUTERS
Hillary Clinton, Dorothy Clinton und Hugh Clinton Quelle: AP
Children's-Defense-Fund Quelle: AP
Von 1977 bis 1992 war Hillary Clinton Anwältin und Partnerin der Kanzlei Rose in Little Rock, Arkansas. Von 1979 bis 1981 dauerte die erste Amtszeit von Ehemann Bill als Gouverneur von Arkansas Quelle: AP
Geburt-von-Tochter-Chelsea Quelle: AP
1993 bis 2001 war sie First Lady der USA während der Präsidentschaft von Ehemann Bill. Quelle: AP
US-Außenministerin Quelle: AP

Die Erwartungen an Donald Trump waren hoch. Sehr hoch sogar. In nationalen Umfragen führt Hillary Clinton mit sieben Prozentpunkten. Der Republikaner musste also punkten. Er brauchte einen „knock-out“ oder einen „home run“, wie die Medienleute in ihren Vorabanalysen zur letzten TV-Debatte vor der Wahl sagten.

Und anfangs lief es für den Republikaner sogar richtig gut. Er zügelte sein Temperament und gab sich präsidial mit klarem konservativen Antlitz: gegen Abtreibung, für mehr innere Sicherheit,  gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, für das Recht auf Waffenbesitz, gegen staatliche Fürsorge, für Steuersenkungen. Das sind die Botschaften, die so viele konservative Republikaner in den Vereinigten Staaten hören wollen und die Donald Trump in das Amt des 45-igsten US-Präsidenten hieven könnten.

Doch dann, knapp nach der Hälfte der Debatte, ließ sich der Präsidentschaftskandidat zu einem Satz hinreißen, den viele Konservative im Land nicht akzeptieren werden. Auf die Frage des Moderators, ob er das Wahlergebnis am 8. November akzeptieren werde, sagte Trump: „Das werde ich Ihnen sagen, wenn es soweit ist. Ich lasse Sie da in Ungewissheit.“

Die Höhepunkte des dritten TV-Duells

Dieser Satz könnte Trump endgültig die Präsidentschaft kosten. Denn viele Amerikaner, die stolz sind auf ihr Land, sind auch stolz auf ihre Demokratie und auf die Art und Weise, wie das amerikanische Volk ihren Präsidenten bestimmt. Sie halten Manipulationen an der Urne für abwegig, zumal es dafür nicht im Ansatz Beweise gibt. Es gehörte bislang zum guten Ton, dass der Verlierer dem Gewinner die Hand reicht. Trump lehnt dies offensichtlich ab. Damit wird er für viele unwählbar.

Trump hat damit wohl seine letzte Chance verpasst, seiner Kampagne den nötigen Schub zu geben. Der Milliardär liegt inzwischen in vielen so genannten Battleground States, die ein knappes  Ergebnis vorhersagen und für den Ausgang der Wahl entscheidend sind, hinter der Demokratin zurück. Selbst in erzkonservativen Hochburgen wie Utah wird es inzwischen eng für ihn: Dort könnte gar ein unabhängiger Kandidat, der konservative Evan McMullin, gewinnen.

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Dabei hatte Trump in der Debatte durchaus seine starken Momente. Etwa beim Thema innere Sicherheit: Er wiederholte seinen Plan, an der US-mexikanischen Grenze eine Mauer zu bauen. „Das größte Problem ist das Heroin, das in unser Land strömt“, sagt Trump. Der Republikaner verwies darauf, dass die Gewerkschaft der Grenzpatrouillen ihn öffentlich unterstützt. Für diese klare Kante wird er von den Konservativen geliebt. Clinton hingegen wirkte im direkten Schlagabtausch an dieser Stelle fahrig.

Auch beim Thema Wirtschaft wirkte der Milliardär souverän. Er werde die Steuern senken und damit ein Wirtschaftswachstum von vier Prozent erzeugen. Langfristig würde sich das Steuereinkommen dadurch wieder ausgleichen – mit einer stärkeren Wirtschaft. "Wenn dieses Land geführt wird wie mein Unternehmen, dann wird es ein großartiges Land." Trumps Modell ist der perfekte Gegenentwurf zum sozialstaatlichen Modell der Demokratin.

Clinton räumt Frauenrechten mehr Platz ein

Außerdem müssten Länder wie Deutschland, Japan und Südkorea für die Nato zahlen. „Ich bin ein großer Fan der Nato, aber die anderen müssen dafür auch zahlen“, so Trump. Trump benennt Feindbilder und gewinnt dafür bei den Amerikanern viele Sympathien. Selbst jene, die ihn inhaltlich dafür kritisieren, müssen anerkennen, dass er damit eine breite Masse an Unterstützern erreicht, die sich durch die Demokratin Clinton, die auf Diplomatie setzt, in ihrem Nationalstolz verletzt fühlt.

Doch für Trump dürfte es immer schwieriger werden, die Wahl am 8. November für sich zu entscheiden. Denn auch Hillary Clinton hatte starke Momente. Vor allem Frauen dürften sich von ihr mehr denn je angesprochen fühlen. Sie spricht langsamer, als sie auf Trumps Beleidigungen gegenüber Frauen zu sprechen kommt und einzelne Fälle dezidiert aufzählt.

Trump habe Frauen herabgewürdigt, so Clinton. „Wir wissen, was Donald denkt und wie er ist.“ Trumps lapidare Antwort: Die Geschichten seien „Lügen und Fiktion“, so Trump. „Keiner zeigt mehr Respekt für Frauen als ich.” Selbst das Publikum im Saal, das sich eigentlich zur Neutralität verpflichtet hat, konnte ein Raunen nicht unterdrücken.

Diese Republikaner wenden sich von Donald Trump ab
Donald Trump Quelle: AP
US-Senator John McCain Quelle: REUTERS
Condoleeza Rice Quelle: AP
Mike Pence Quelle: AP
Paul Ryan Quelle: AP
John Kasich Quelle: DPA
Mitt Romney Quelle: AP

Und dann fiel im Laufe der Debatte noch ein weiterer Satz, der vielen weiblichen Zuschauern sicher zu weit ging. Als Clinton ihre Pläne für das Sozialsystem vorstellte und die Maßnahmen Trumps kritisierte, konterte der Milliardär, der damit offensichtlich nicht einverstanden war: „Du fiese Frau.“

Zwei Sätze könnten die Präsidentschaft 2016 entscheiden. Denn oft sind es kleine Zeichen und Gesten, die den Ausschlag geben, etwa als der frühere Präsidentschaftskandidat George Bush Senior 1992 während einer Debatte auf die Uhr schaute – beobachtet von einem Millionenpublikum. Damals gewann Bill Clinton die Wahl.

Ohne zusätzliche Stimmen von Frauen dürfte Trump aber kaum noch eine Chance haben, die Wahl zu gewinnen. Zwar ist auch Clinton nicht sehr beliebt bei den Wählerinnen. Doch die heutige Debatte hat gezeigt, dass Clinton den Frauenrechten mehr Platz einräumt und Trump den gewissen Respekt gegenüber Frauen vermissen lässt.

Geld ist der größte Stressfaktor in den USA

Das Aufeinandertreffen der beiden Präsidentschaftskandidaten war die finale Debatte bis zur Wahl am 8. November. Nach der ersten nicht ganz repräsentativen Umfrage unter den Fernsehzuschauern gab es laut TV-Sender CNN eine klaren Gewinnerin: 52 Prozent der Befragten sahen Clinton vor Trump mit 39 Prozent. Der Rest war indifferent.

In 20 Tagen wählen die Amerikaner den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Derzeit hält kaum ein Experte einen Sieg Trumps für wahrscheinlich.

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