Die Erwartungen an Donald Trump waren hoch. Sehr hoch sogar. In nationalen Umfragen führt Hillary Clinton mit sieben Prozentpunkten. Der Republikaner musste also punkten. Er brauchte einen „knock-out“ oder einen „home run“, wie die Medienleute in ihren Vorabanalysen zur letzten TV-Debatte vor der Wahl sagten.
Und anfangs lief es für den Republikaner sogar richtig gut. Er zügelte sein Temperament und gab sich präsidial mit klarem konservativen Antlitz: gegen Abtreibung, für mehr innere Sicherheit, gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, für das Recht auf Waffenbesitz, gegen staatliche Fürsorge, für Steuersenkungen. Das sind die Botschaften, die so viele konservative Republikaner in den Vereinigten Staaten hören wollen und die Donald Trump in das Amt des 45-igsten US-Präsidenten hieven könnten.
Doch dann, knapp nach der Hälfte der Debatte, ließ sich der Präsidentschaftskandidat zu einem Satz hinreißen, den viele Konservative im Land nicht akzeptieren werden. Auf die Frage des Moderators, ob er das Wahlergebnis am 8. November akzeptieren werde, sagte Trump: „Das werde ich Ihnen sagen, wenn es soweit ist. Ich lasse Sie da in Ungewissheit.“
Die Höhepunkte des dritten TV-Duells
Es war ihr letzter Schlagabtausch, bevor es am 8. November ernst wird. In Las Vegas gerieten Hillary Clinton und Donald Trump erneut heftig aneinander. Was war bemerkenswert?
Es war das Thema des Abends: Donald Trump weigerte sich, zu sagen, ob er das Wahlergebnis anerkennen wird.
Trump war besser vorbereitet, er wirkte besonders zu Beginn stark. Vergleicht man alle drei Debatten, hatte er in Las Vegas wohl seinen besten Auftritt. Aber auch Clinton war sehr gut. Sie hatte ihre Balance gefunden, griff ihn mal hart an, ignorierte ihn an anderer Stelle.
Diesmal war die Demokratin ihrem Konkurrenten voraus: Laut einer Rechnung des Senders CNN kam der Republikaner auf 35,41 Minuten Redezeit, Clinton auf 41,46 Minuten.
Trump nahm es mit den Fakten erneut nicht sehr genau. Er behauptete, die Offensive zur Rückeroberung der irakischen Stadt Mossul habe nur begonnen, weil Clinton sich um das Präsidentschaftsamt bewerbe. Das stimmt nicht. Die Operation wurde seit Monaten vorbereitet. Irakische Streitkräfte haben dabei die Führung.
Sie wollten sich einfach nicht mehr die Hände reichen, weder Bill Clinton und Melania Trump, noch die beiden Präsidentschaftskandidaten. Hillary Clinton verabschiedete sich nach der Debatte demonstrativ von Moderator Chris Wallace, Trump ignorierte sie auf der Bühne.
Clinton erschien in einem weißen Hosenanzug - wie schon nach dem Wahlsieg in Kalifornien, als sie genügend Stimmen für die Nominierung beisammen hatte. Bei der ersten Debatte trug sie Rot, bei der zweiten Blau. Legt man alle drei Outfits zusammen, hat man Amerikas Nationalfarben.
Dieser Satz könnte Trump endgültig die Präsidentschaft kosten. Denn viele Amerikaner, die stolz sind auf ihr Land, sind auch stolz auf ihre Demokratie und auf die Art und Weise, wie das amerikanische Volk ihren Präsidenten bestimmt. Sie halten Manipulationen an der Urne für abwegig, zumal es dafür nicht im Ansatz Beweise gibt. Es gehörte bislang zum guten Ton, dass der Verlierer dem Gewinner die Hand reicht. Trump lehnt dies offensichtlich ab. Damit wird er für viele unwählbar.
Trump hat damit wohl seine letzte Chance verpasst, seiner Kampagne den nötigen Schub zu geben. Der Milliardär liegt inzwischen in vielen so genannten Battleground States, die ein knappes Ergebnis vorhersagen und für den Ausgang der Wahl entscheidend sind, hinter der Demokratin zurück. Selbst in erzkonservativen Hochburgen wie Utah wird es inzwischen eng für ihn: Dort könnte gar ein unabhängiger Kandidat, der konservative Evan McMullin, gewinnen.
Dabei hatte Trump in der Debatte durchaus seine starken Momente. Etwa beim Thema innere Sicherheit: Er wiederholte seinen Plan, an der US-mexikanischen Grenze eine Mauer zu bauen. „Das größte Problem ist das Heroin, das in unser Land strömt“, sagt Trump. Der Republikaner verwies darauf, dass die Gewerkschaft der Grenzpatrouillen ihn öffentlich unterstützt. Für diese klare Kante wird er von den Konservativen geliebt. Clinton hingegen wirkte im direkten Schlagabtausch an dieser Stelle fahrig.
Auch beim Thema Wirtschaft wirkte der Milliardär souverän. Er werde die Steuern senken und damit ein Wirtschaftswachstum von vier Prozent erzeugen. Langfristig würde sich das Steuereinkommen dadurch wieder ausgleichen – mit einer stärkeren Wirtschaft. "Wenn dieses Land geführt wird wie mein Unternehmen, dann wird es ein großartiges Land." Trumps Modell ist der perfekte Gegenentwurf zum sozialstaatlichen Modell der Demokratin.
Clinton räumt Frauenrechten mehr Platz ein
Außerdem müssten Länder wie Deutschland, Japan und Südkorea für die Nato zahlen. „Ich bin ein großer Fan der Nato, aber die anderen müssen dafür auch zahlen“, so Trump. Trump benennt Feindbilder und gewinnt dafür bei den Amerikanern viele Sympathien. Selbst jene, die ihn inhaltlich dafür kritisieren, müssen anerkennen, dass er damit eine breite Masse an Unterstützern erreicht, die sich durch die Demokratin Clinton, die auf Diplomatie setzt, in ihrem Nationalstolz verletzt fühlt.
Doch für Trump dürfte es immer schwieriger werden, die Wahl am 8. November für sich zu entscheiden. Denn auch Hillary Clinton hatte starke Momente. Vor allem Frauen dürften sich von ihr mehr denn je angesprochen fühlen. Sie spricht langsamer, als sie auf Trumps Beleidigungen gegenüber Frauen zu sprechen kommt und einzelne Fälle dezidiert aufzählt.
Trump habe Frauen herabgewürdigt, so Clinton. „Wir wissen, was Donald denkt und wie er ist.“ Trumps lapidare Antwort: Die Geschichten seien „Lügen und Fiktion“, so Trump. „Keiner zeigt mehr Respekt für Frauen als ich.” Selbst das Publikum im Saal, das sich eigentlich zur Neutralität verpflichtet hat, konnte ein Raunen nicht unterdrücken.
Und dann fiel im Laufe der Debatte noch ein weiterer Satz, der vielen weiblichen Zuschauern sicher zu weit ging. Als Clinton ihre Pläne für das Sozialsystem vorstellte und die Maßnahmen Trumps kritisierte, konterte der Milliardär, der damit offensichtlich nicht einverstanden war: „Du fiese Frau.“
Zwei Sätze könnten die Präsidentschaft 2016 entscheiden. Denn oft sind es kleine Zeichen und Gesten, die den Ausschlag geben, etwa als der frühere Präsidentschaftskandidat George Bush Senior 1992 während einer Debatte auf die Uhr schaute – beobachtet von einem Millionenpublikum. Damals gewann Bill Clinton die Wahl.
Ohne zusätzliche Stimmen von Frauen dürfte Trump aber kaum noch eine Chance haben, die Wahl zu gewinnen. Zwar ist auch Clinton nicht sehr beliebt bei den Wählerinnen. Doch die heutige Debatte hat gezeigt, dass Clinton den Frauenrechten mehr Platz einräumt und Trump den gewissen Respekt gegenüber Frauen vermissen lässt.
Geld ist der größte Stressfaktor in den USA
72 Prozent der Erwachsenen berichten, dass sie sich zumindest hin und wieder von Geldsorgen gestresst fühlen. 22 Prozent gaben an, dass Geld ein extremer Stressfaktor für sie ist. 26 Prozent gaben an, das ihre Geldsorgen sie fast immer begleiten
Auslöser für solche Stresssituationen sind etwa unerwartete Ausgaben, Rücklagen für die Rente zu schaffen und Ausgaben für lebensnotwendige Güter.
32 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Finanzen es nicht zulassen, einen gesunden Lebensstil zu führen.
Zwölf Prozent der Amerikaner haben im vergangenen Jahr einen eigentlich nötigen Arztbesuch aus Geldsorgen nicht gemacht.
Das Aufeinandertreffen der beiden Präsidentschaftskandidaten war die finale Debatte bis zur Wahl am 8. November. Nach der ersten nicht ganz repräsentativen Umfrage unter den Fernsehzuschauern gab es laut TV-Sender CNN eine klaren Gewinnerin: 52 Prozent der Befragten sahen Clinton vor Trump mit 39 Prozent. Der Rest war indifferent.
In 20 Tagen wählen die Amerikaner den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Derzeit hält kaum ein Experte einen Sieg Trumps für wahrscheinlich.