US-Wahlkampf Trump wird bei traditionsreichem Benefiz-Dinner ausgebuht

Keine Atempause im US-Wahlkampf. Entgegen aller Tradition schießt Trump auf einem Benefiz-Dinner scharf gegen Clinton. Beim Publikum der Veranstaltung kommt das nicht gut an.

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Donald Trump agitiert gegen alle, die nicht weiß und männlich sind. Umfragen sehen ihn weit hinter Hillary Clinton. Doch die Chancen für den Republikaner stehen weit besser als viele glauben.
von Christian Schlesiger

Donald Trump und Hillary Clinton haben sich in einer humoristischen Wahlkampfpause am Donnerstag in New York gegenseitig verbal aufs Korn genommen. Bei einem traditionellen Benefiz-Dinner, ausgerichtet von der New Yorker Alfred-E.-Smith-Memorial-Foundation zugunsten katholischer Kindereinrichtungen, ging Donald Trump in seiner mit Seitenhieben gespickten Tischrede dem Publikum phasenweise zu weit.

„Sie ist korrupt, sie wurde sogar aus dem Watergate- Untersuchungsausschuss geworfen“, sagte Trump in Anspielung auf eine seit langer Zeit kursierende, aber nie bestätigte Verschwörungstheorie. Die Quittung waren Buhrufe der Bankett-Gäste. US-Beobachter konnten sich nicht erinnern, dass jemals zuvor ein Redner bei der Traditionsveranstaltung ausgebuht wurde.

Trump und Clinton saßen bei dem Abendessen im noblen Waldorf Astoria-Hotel knapp nebeneinander, nur getrennt durch den Erzbischof von New York, Kardinal Timothy Dolan, und wechselten auch ein paar Worte miteinander.

Sieben Punkte, in denen Donald Trump Recht hat
Eine Hand mit Geldscheinen Quelle: dpa
Schwarzgeld
Ted Cruz Quelle: dpa
Vor dem Capitol in Washington D.C. weht die US-Fahne. Quelle: dpa
Die USA und China sind Quelle: REUTERS
Donald Trump Quelle: REUTERS
Einwanderungsland USA Quelle: imago images

Gleich zu Beginn seiner Tischrede verglich sich der republikanische Präsidentschaftskandidat mit Jesus. Auch er sei „nur ein einfacher Zimmermann, der für seinen Vater gearbeitet habe“, sagte er. Doch rasch kamen die Angriffe auf seine Konkurrentin - Clinton sei eine versteckte Katholiken-Hasserin, sagte Trump. Er verstehe nicht, wie jemand, der so korrupt sei, sich für das höchste Amt im Staat bewerben könne. Vom Publikum wurden diese Aussagen nicht goutiert, wie die „New York Times“ berichtete.

Die meisten Lacher konnte Trump auf seine Seite ziehen, als er einen Witz auf Kosten seiner Frau Melania machte: „Michelle Obama hielt eine Rede und alle sagten, die sei großartig“, sagte Trump. „Melania hielt exakt die selbe Rede, und wird kritisiert. Ich verstehe es nicht“, sagte er in Anspielung auf Parteitagsrede seiner Frau, die in Teilen ein Plagiat war.

Die wichtigsten Stationen im Leben des Donald Trump
1946Geboren am 14. Juni als viertes von fünf Kindern von Mary und Frederick C. Trump (links): Donald Trump ist der Sohn deutscher Einwanderer und erfolgreicher Immobilienunternehmer. Quelle: AP
1959-1964Schüler der New York Military Academy. Quelle: AP
1964-1966Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Fordham University in New York.1966-1968 Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Wharton Business School in Philadelphia (im Bild). Quelle: Wharton School
1968Eintritt ins Familienunternehmen "Elizabeth Trump & Son", Bauträger und Immobilien.1971 Übernahme des Unternehmens vom Vater. Quelle: AP
ab 1974Investitionen in Hotels, Casinos und Luxus-Apartment-Gebäude; Rechte an Miss-Wahlen, mehrere Biografien, eigene Möbel- und Modemarken. Quelle: AP
1977Hochzeit mit dem Model Ivana Marie Zelnickova und Geburt von Sohn Donald Jr. (im Bild). Quelle: AP
1981Geburt von Tochter Ivanka. Quelle: AP

Clinton hielt sich mehr zurück und übte sich in Selbstironie. „Das ist hier ein Geschenk für Sie - normalerweise nehme ich viel Geld für solche Reden“, sagte sie eingangs ans Publikum gerichtet, den Vorwurf ihrer Kritiker, sie lasse sich von Wall-Street-Bossen für Reden bezahlen, aufs Korn nehmend. „Ich sage immer, was die Leute hören wollen“, betonte sie und schickte hinterher: „Diese Wahl wird sehr bald vorüber sein.“

Auch sie nahm ihren Konkurrenten aufs Korn - Trump übersetze auf seinen Telepromptern „aus dem russischen Original“. Auch Trumps Aussagen über Frauen brachte sie ins Spiel: Für die meisten US-Amerikaner sei die Freiheitsstatue in New York ein Symbol der Hoffnung und ein Willkommensgruß an Einwanderer. Trump hingegen sehe in Lady Liberty eine Vier auf der Attraktivitäts-Skala. „Vielleicht eine Fünf, wenn sie die Fackel und Tafel loswird und sich eine neue Frisur zulegt.“

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