US-Wahlkampf Trump Jr. interessierte sich für Moskauer Hilfe

Mit dem Versprechen, Informationen aus dem Kreml über die politische Gegnerin zu bekommen, ließ sich Donald Trumps Sohn zu einem Treffen mit einer russischen Anwältin ködern. Er soll deswegen vom Senat befragt werden.

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Der Präsidentensohn wird wohl vor einem Senats-Ausschuss aussagen müssen. Quelle: AP

Düsseldorf Zwei Wochen, nachdem klar war, dass Donald Trump für die Republikaner um die US-Präsidentschaft kämpfen würde, traf sich sein Sohn mit einer russischen Anwältin und brachte zwei der wichtigsten Mitglieder des Wahlkampfteams mit. Das ist mittlerweile unstrittig.

Doch was erwartete sich Donald Trump Jr. von diesem Treffen? Die New York Times berichtet jetzt, Trump Jr. habe vor dem Treffen eine E-Mail bekommen, in der von belastendem Material über die Konkurrentin Hillary Clinton die Rede gewesen sei. In der Mail habe es geheißen, dass dieses Material von der russischen Regierung komme. Diese wolle Trump helfen, Präsident zu werden. Die Zeitung beruft sich auf drei Personen, die die E-Mail kennen.

Absender des elektronischen Schreibens ist demnach Rob Goldstone, ein Musikproduzent und früherer Journalist. Dieser hatte kurz darauf das Treffen organisiert, bei dem Trump Jr., sein Schwager Jared Kushner und Wahlkampfleiter Paul Manaford mit der russischen Anwältin Natalia Veselnitskaja zusammentrafen.

Senatoren beider Parteien wollen Trump Jr. im Geheimdienstausschuss zu dem Vorgang befragen. Trump Jr. erklärte auf Twitter, er wolle mit dem Gremium zusammenarbeiten. Einige Fragen sind noch ungeklärt. Zum Beispiel ist unklar, welche Verbindungen die Anwältin Veselnitskaya tatsächlich zum Kreml hat. Laut Kreml kennt dort niemand diese Frau. Das stimmt mit der Aussage Trump Jr. überein, der angibt, keine relevanten Informationen von ihr bekommen zu haben. Auch wird zu hinterfragen sein, warum Trump Jr. seinen Vater angeblich nicht über das Treffen informierte. Immerhin waren mit ihm, Kushner und Manaford drei der wichtigsten Berater dabei.

Des Weiteren gibt es eine Ungereimtheit in den Statements des Präsidentensohns: Als Reaktion auf den ersten Bericht der New York Times hatte er erklärt, es sei bei dem Gespräch um die Wiederbelebung eines Adoptionsprogramms zwischen Russland und den USA gegangen. Erst später fügte er hinzu, dass die Russin zunächst über ein ganz anderes Thema gesprochen hatte. Sie habe gesagt, dass es Personen mit Verbindungen nach Russland gebe, die mit ihrem Geld die demokratische Partei finanzierten und Hillary Clinton unterstützten. Trump Jr. wird sich fragen lassen müssen, warum er dieses – viel brisantere Thema – bei seinem ersten Statement nicht erwähnte.

Kurz nach dem Treffen begann die Enthüllungsplattform Wikileaks mit Veröffentlichungen über die Demokraten und schadete der Partei damit sehr. US-Geheimdienste vermuten, dass die Wikileaks-Informationen aus Russland stammen. Darum wird bereits untersucht, ob es Verbindungen der Trump-Kampagne nach Russland gab. Konkrete Hinweise darauf, dass die Wikileaks-Veröffentlichungen mit dem nun bekannt gewordenen Treffen mit der Anwältin zusammenhängen, gibt es bisher aber nicht.

Auffällig ist, dass Präsident Donald Trump seinem Sohn bisher nicht öffentlich beispringt. Nach anderen Berichten über Vorgänge in seinem Wahlkampfteam hatte Trump die Medien heftig beschimpft und seine Mitstreiter verteidigt.

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