US-Wahlkampf Wie die Welt auf Trump und Clinton blickt

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Warum Putin auf Trump hofft

Wenn Wladimir Putin in den USA wählen dürfte – er würde sicherlich für Donald Trump stimmen. Der Republikaner, der in der Nacht erneut für den alliierten russisch-amerikanischen Feldzug gegen die Terrormiliz IS warb, macht aus seiner Sympathie für den Autokraten keinen Hehl. Der Kremlchef den US-Milliardär als „bunten“ Kandidaten, konstatierte aber auch nüchtern: „Herr Trump sagt, er seine für den vollständigen Wiederaufbau der russisch-amerikanischen Beziehungen. Wie könnten wir dies negativ sehen? Wir sind alle dafür!“

Freilich ist das womöglich freundlichere bilaterale Verhältnis nicht der einzige Grund für die Rückendeckung aus Russland. Im Kreml hofft man, dass Trumps Isolationismus in der Weltpolitik mehr Raum lässt – auch damit sich in der Bevölkerung ein Gefühl eigener Größe entwickelt, das sie die wirtschaftlichen Dauerkrise vergessen lässt. Umgekehrt fürchtet man in Moskau, unter einer Präsidentin Hillary Clinton könnte der unilaterale Interventionismus zurückkehren. Je stärker die USA global agieren, desto schwächer wirkt Russland. Für die Wahlkampf-Beeinflussung durch russische Hacker, von denen die US-Behörden sprechen, gäbe es somit zumindest ein Motiv.

Die Marke Donald Trump

Russlands staatlich kontrollierten Medien war die Fernsehdebatte nur kleinere Meldungen wert. Der Auslandssender „Russia Today“ pointierte, wie Trump den Russen beisprang, die in Syrien angeblich nur den IS bekämpfen. So bestätigte er die russische Propaganda, die diese halbe Wahrheit seit Monaten predigt. Anderer Staatsmedien überschrieben ihre Berichte am Montagmorgen mit Trumps Aussage, er werde Clinton ins Gefängnis schicken. Kommentare lieferten russische Journalisten kaum – nur die Internetzeitung „Gazeta.ru“ fasste das Gesagte einordnend zusammen: „Trump wirkt sehr viel selbstsicherer. Clinton wird dagegen nicht müde, ihn als mangelhaft informiert darzustellen.“ Wenn Clinton gewinne, werde sie härter im Umgang mit Russland sein – und weniger bereit zur Kooperation mit Russland. Man könne nicht behaupten, dass dies für Moskau und die internationale Stabilität eine gute Nachricht wäre.

Florian Willershausen

Südamerika

Trump habe sich gut gehalten trotz der erdrückenden Seximus-Vorwürfe. Hillarys Auftritt sei schwächer gewesen, als noch in der ersten Debatte – so lauten heute die überraschend neutralen Medienkommentare in Südamerika. Erwartet hätte man vorurteilsgetriebene Kommentare gegen Trump. Immerhin hatte dieser Mexikaner und Latinos, die illegal in die USA einwandern pauschal als Vergewaltiger bezeichnet. Für viele Südamerikaner, auch in den wohlhabenderen Ländern wie Brasilien, Argentinien oder Chile, sind die USA immer noch das Traumziel für eine Auswanderung. Unter einem Präsidenten Trump dürfte das künftig deutlich schwerer werden. Doch die Südamerikaner sind derzeit selbst heftiges Fahrwasser gewohnt: In der Region werden die länger als eine Dekade dominierenden Links-Präsidenten abgelöst, zum Teil mit erheblichen politischen Spannungen. Deswegen interessieren sich die südamerikanischen Intellektuellen und Politaktivsten noch weniger als sonst für den Wahlkampf in den USA, ebenso die große Mehrheit der Bevölkerung. Dennoch dürften die neuen Rechts-Populisten in Südamerika, die in der Region gerade politisch aufsteigen, genau beobachten, wie Trump gegen das Polit-Establishment einer Hillary Clinton Popularitätspunkte sammelt.

Alexander Busch

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