USA Das Ende der Supermacht

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Barack Obama Quelle: laif

Entziehen die Investoren Amerika ihr Vertrauen, hätte das dramatische Folgen. Der Dollar ginge auf Talfahrt, die Zinsen schnellten nach oben, die Aktienkurse brächen ein, die Wirtschaft stürzte in die Rezession. Ein Chaos an den Finanzmärkten mit weltweiten Auswirkungen wäre unvermeidbar.

Doch selbst wenn den USA der Finanz-GAU erspart bleibt – der Weg aus dem Schuldenmorast wird mühselig. Die Hoffnung, Amerika könne aus seinen Schulden herauswachsen, ist Illusion. So zeigen Studien des Harvard-Ökonomen Kenneth Rogoff, dass bereits ab einer Schuldenquote von 90 Prozent das Wirtschaftswachstum nachlässt. Um ihr AAA-Rating zu retten, müssen die USA daher den Gürtel enger schnallen.

Wie eng, zeigen Berechnungen der OECD. Danach müssen die USA den konjunkturbereinigten Primärsaldo (ohne Zinsausgaben) in ihrem Haushalt um insgesamt 18 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verbessern, wenn sie die Schuldenquote bis 2026 auf 60 Prozent des BIPs drücken wollen. In keinem anderen Industrieland – außer Japan – ist der Konsolidierungsbedarf größer. Selbst Griechenland muss mit 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts weniger sparen, um seine Schuldenquote auf 60 Prozent zu senken.

Harm Bandholz, US-Chefökonom der italienischen Bank UniCredit, rechnet für die nächsten Jahre daher bestenfalls mit einem Wirtschaftswachstum zwischen 2,0 und 2,5 Prozent. Conference-Board-Ökonom Goldstein schätzt, dass die Wirtschaft auf absehbare Zeit sogar nur noch zwischen ein und zwei Prozent wachsen wird.

Mehr Langzeitarbeitslose

Noch machen Unternehmen aus Deutschland gute Geschäfte im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Doch eine exklusive Umfrage der Unternehmensberatung Droege für die WirtschaftsWoche zeigt, dass auch die US-Manager deutscher Unternehmen für die nächsten Jahre mit deutlich weniger Wachstum rechnen. Für die USA ist das ein bitterer Abstieg, gingen Ökonomen vor einigen Jahren doch noch davon aus, der langfristige Wachstumstrend werde bei etwa drei Prozent liegen.

Die Ungewissheit darüber, wie es finanzpolitisch weitergeht, bremst die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen. Im vergangenen Jahr haben sie nur 1,9 Millionen neue Stellen geschaffen. Gleichzeitig sind im öffentlichen Dienst, bei Lehrern, Feuerwehr und Polizei 659 000 Stellen gestrichen worden. Die Arbeitslosenquote kletterte im Juni auf 9,2 Prozent, fast doppelt so hoch wie vor der Finanzkrise.

Kräftig zugelegt hat nur die Zahl der Jobs in der privaten Dienstleistungsbranche, überwiegend Niedriglohnjobs, etwa in der Gesundheitspflege oder in der Gastronomie. Von Dezember 2009 bis Juni 2011 sind dort 200 000 neue Jobs entstanden.

Dagegen gehen in der Industrie und im Baugewerbe gut bezahlte Jobs verloren. Lockheed Martin, einer der größten Waffenhersteller der Welt, will 1500 Jobs streichen, der Telekommunikationskonzern Cisco 6500.

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