Miami, Florida
Der krisengeschüttelte US-Immobilienmarkt zeigt wieder erste Lebenszeichen. Doch noch immer droht vielen Menschen die Zwangsversteigerung ihrer Häuser.
Steil ragen die Luxushochhäuser in Downtown Miami in den Himmel, und eines der höchsten Gebäude hier ist mit 60 Stockwerken der Opera Tower am North Bayshore Drive. „Der Verkauf der Eigentumswohnungen läuft hervorragend“, frohlockt der Immobilienmakler Mark Zilbert. Die Wohnungen im Opera Tower kosten zwar bis zu 620.000 Dollar, doch betuchte Kunden stehen derzeit Schlange – wie am gesamten südlichen Küstenstreifen Floridas. Und es sind vorwiegend Südamerikaner, die hier zugreifen. Die hohe Inflation von zehn Prozent in Argentinien etwa treibt dortige Anleger dazu, ihr Geld in ausländische Immobilien zu investieren. Manche unterzeichneten Kaufverträge in Miami, ohne sich die Wohnung angesehen zu haben, berichtet Zilbert. Bei jedem neuen Bauprojekt in der Stadt gingen derzeit etwa 50 Prozent der Eigentumswohnungen an Käufer aus Argentinien.
Doch auch die Amerikaner erfreuen sich wieder am Immobilienbesitz. Die Lage auf dem Häusermarkt verbessert sich fast landesweit. Im September stiegen die Verkäufe von Einfamilienhäusern im Vergleich zum Vorjahresmonat um 27 Prozent, nur im Mittleren Westen ist der Trend noch negativ. Auch die Häuserpreise ziehen wieder an. Der Durchschnittspreis für ein Einfamilienhaus stieg im September um rund elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Amerikas Immobilienblase
Von einem neuen Boom ist der Markt aber noch weit entfernt. „Die Aktivitäten im Immobilienmarkt laufen besser, liegen aber historisch immer noch auf sehr niedrigem Niveau“, sagt der JP-Morgan-Ökonom Daniel Silver. Zwischen den Jahren 1990 und 2006 lag die Zahl der Hausverkäufe pro Jahr im Schnitt bei 845 000. Im Juli 2005 hatte die Branche ihren besten Monat: Da verkauften die Immobilienhändler 1,4 Millionen neue Häuser. Nach dem Platzen der Immobilienblase 2007 erreichte die Branche 2011 ihren Tiefstand, seit der Krise sind die Preise für Eigenheime um mehr als ein Drittel abgestürzt. Von 2009 bis 2011 hat sich der Wert amerikanischer Häuser und Wohnungen um rund 590 Milliarden Dollar reduziert.
Florida traf die Häuser- und Wirtschaftskrise besonders hart. Immer noch liegt die Arbeitslosenquote mit 8,7 Prozent hier über dem nationalen Durchschnitt. Auch für Rentner ist der viel gerühmte „Sunshine State“ längst kein Paradies mehr. „Florida war einmal bekannt dafür, dass hier Rentner gut leben können. Doch diese Zeiten sind vorbei und kommen nicht so schnell wieder“, sagt Yolanda Rodriguez. Sie arbeitet bei der Non-Profit-Organisation AARP, die sich um soziale Belange der Alten kümmert. „Viele Alte sind sauer und enttäuscht von Obama“, sagt sie. Viel zu wenig hätte dessen Regierung in den vergangenen vier Jahren für Leute getan, die erst ihren Job und dann ihr Haus verloren hätten, weil sie die Hypothek nicht mehr zahlen konnten.