Pessimisten sprechen schon vom nächsten Kalten Krieg, der über die Welt hineinbrechen könnte. Optimisten hoffen, dass der Wettstreit friedlich abläuft – und alle von dem Duell profitieren.
Fest steht: Die USA und China kommen sich auf immer mehr Feldern in die Quere. Amerika, die unbestrittene Supermacht seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, sieht sich immer häufiger von China herausgefordert. Ging es bislang um Wirtschaftsfragen, testet China nun auch seine Grenzen in der Sicherheitspolitik. Gleichzeitig soll der Yuan – geht es nach den Chinesen – den US-Dollar als Leitwährung ablösen. Das Problem: Einen offenen Konflikt will keine Nation, zu stark sind die beiden Länder voneinander abhängig.
Aber auf welchen Feldern duellieren sich die USA und China? Wo gibt es Abhängigkeiten, wo lauern Konflikte – und wer hat im Kampf um die Vorherrschaft die besseren Karten? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie stark ist die US-Wirtschaft - und wie abhängig ist sie von China?
Die USA sind die größte Volkswirtschaft der Welt – und das seit 1872. Amerika erwirtschaftet rund ein Fünftel des jährlichen Welteinkommens. Das Land profitiert von seinem Einfallsreichtum, dem Dienstleistungssektor und vor allem dem mit rund 315 Millionen Bürgern großen und konsumstarken Binnenmarkt.
Doch damit dieser Binnenmarkt mit Produkten befeuert werden kann, braucht es zahlreiche günstige Importe. Die kommen vor allem aus China. Das Handelsbilanzdefizit der USA mit China hat sich von 315 Milliarden US-Dollar 2012 auf rund 318 Milliarden im Jahr 2013 vergrößert. Ohne die chinesischen Importe gibt es weniger Konsum – und weniger Arbeitsplätze in den USA.
"Beide Seiten haben von dem jetzigen Arrangement profitiert: Die Asiaten sind die Werkbank der USA und produzieren viele günstige Güter. Die werden in den USA weiterverarbeitet oder verkauft. Das Bündnis sichert Arbeitsplätze in beiden Ländern", sagt Martin Thunert, Dozent und Politikwissenschaftler am Center for American Studies der Universität Heidelberg.
Allerdings haben die USA mehr Optionen als die Chinesen. Während China den Absatzmarkt USA braucht, könnten sich die Amerikaner Ländern wie Vietnam verstärkt zuwenden, die noch günstiger sind und Amerika gerne mit Waren fluten würden. Die USA könnten an diesen Plänen mehr denn je Interesse zeigen - zumal die größte Volkswirtschaft der Welt auch oftmals Kritik an der Qualität der chinesischen Produkte übt.
Die wettbewerbsfähigsten Länder der Welt
Norwegen (Vorjahr: 6.)
Dänemark (Vorjahr: 12.)
Vereinigte Arabische Emirate (Vorjahr: 8.)
Kanada (Vorjahr: 7.)
Deutschland (Vorjahr: 9.)
Schweden (Vorjahr: 4.)
Hong Kong (Vorjahr: 3.)
Singapur (Vorjahr: 5.)
Schweiz (Vorjahr: 2.)
USA (Vorjahr: 1.)
IMD World Competitiveness Ranking 2014
Wie stark ist die chinesische Volkswirtschaft und wie abhängig ist sie von den USA?
Chinas Wachstum ist einzigartig und atemberaubend. Innerhalb von 30 Jahren wuchs das ehemalige Dritte-Welt-Land zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Das funktionierte vor allem deswegen, weil China ein schier unerschöpfliches Reservoir an billigen Arbeitskräften zur Verfügung stand, die zu geringen Löhnen erst einfache Produkte wie Kugelschreiber und später komplexere Güter wie Kühlschränke und iPhones fertigten.
Die Abnehmer waren vor allem Amerikaner, die ihren billigen Konsumrausch mit US-Dollars bezahlen. In China führte dies zu einem gewaltigen Handelsüberschuss. Diese starke Exportabhängigkeit hat mittlerweile viele Problemen im Land hervorgebracht: Überkapazitäten, massive Umweltverschmutzung, faule Kredite und eine zu einseitige Ausrichtung der Industrie.
Das soll sich ändern: China will seine auf Export ausgerichtete Wirtschaft umbauen, und stattdessen den Binnenkonsum stärken. Im Klartext bedeutet das: Niedrigeres Wachstum, aber ein höheres Haushaltseinkommen für viele Chinesen durch steigende Löhne und höhere Sparzinsen: "Besonders die Armen und die Mittelschicht werden ein größeres Stück vom Wachstum bekommen", sagt Michael Pettis, Professor für Finanzen an der Guanghua School für Management in Peking. Der Ökonom rechnet mittelfristig mit einem Wachstum von drei bis vier Prozent. Diese Transformation wird auch die Abhängigkeit von den USA verringern.
Schrumpfende Reserven
Was machen die USA, wenn China sein Geld abzieht?
Die USA sind hoch verschuldet, deutlich höher als Deutschland oder auch Frankreich – absolut, aber auch im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt. Zum 1. Juli 2014 hatten die Vereinigten Staaten Schulden in Höhe von 17,557 Billionen US-Dollar. Bis zum Ende des Jahres sollen die Schulden auf 18,52 Billionen Dollar steigen. Das wären 105,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Amerikas größter Gläubiger sind ausgerechnet die Chinesen. Sie haben Washington derzeit etwa 1,3 Billionen Dollar geliehen.
Würde China plötzlich keine US-Staatsanleihen kaufen, würde die Rendite für die Schuldtitel – nach dem simplen Prinzip, wonach sich der Preis aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage bildet – nach oben schießen. Die USA könnten in Probleme geraten, ihre Beamten oder ihr Militär zu bezahlen – oder gar: ihre Schulden zu bedienen.
Was gegen diese Theorie spricht: Sollte China sein Geld aus den USA abziehen, würde der Dollar (auch im Vergleich zum Yuan) drastisch abwerten. In der Folge würden chinesische Produkte deutlich teurer und möglicherweise weniger konkurrenzfähig.
Die größten Gläubiger der USA
Die USA sind mit 17,557 Billionen US-Dollar verschuldet. Dies sind die größten Gläubiger aus dem Ausland...
Auf Platz 10 der größten Gläubiger der USA liegt Hong Kong. Die Sonderverwaltungszone an der Südküste der Volksrepublik China hat US-Schuldscheine über 155,8 Milliarden US-Dollar im Portfolio.
Rund 174,0 Milliarden US-Dollar schuldet die Supermacht dem Alpenstaat.
Mit 174,4 Milliarden US-Dollar ist Taiwan aktuell in den USA engagiert.
Mit 179,8 Milliarden US-Dollar stehen die Vereinigten Staaten bei Großbritannien in der Kreide.
Brasilien ist eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften, derzeit die sechstgrößte der Welt. Die USA schulden dem südamerikanischen Staat 250,1 Milliarden US-Dollar.
Unter die größten Erdöl-Förderer fallen die Länder Ecuador, Venezuela, Indonesien, Bahrain, Iran, Irak, Kuwait, Oman, Katar, Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Algerien, Gabun, Lybien und Nigeria. Ihnen schulden die USA insgesamt 257,9 Milliarden US-Dollar.
Die Karibik-Staaten liegen mit Forderungen von 310,8 Milliarden US-Dollar auf Rang vier unter den größten Gläubigern der USA.
Enorm aufgestockt haben die USA ihre Schulden bei den Belgiern. Die Rückstände liegen derzeit bei 362,4 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich dazu: ein Jahr zuvor betrugen sie gerade mal 175,2 Milliarden US-Dollar. Belgien ist somit der größte Gläubiger aus Europa und belegt insgesamt den dritten Platz.
Japan schulden die Vereinigten Staaten von Amerika 1,2 Billionen US-Dollar. Damit belegt der Inselstaat den zweiten Rang.
Der mit Abstand größte ausländische Gläubiger der USA ist nach wie vor China. Aktuell liegen die Schulden der Amerikaner bei 1,3 Billionen US-Dollar. Das Investment der Chinesen ist für beide Länder reizvoll, doch die Chinesen wollen ihre Abhängigkeit von den USA verringern
Wo legen die Chinesen ihr Geld an – wenn nicht in US-Staatsanleihen?
Da die in die USA exportierten Waren auch mit US-Dollar bezahlt wurden, sitzt China heute auf dem größten Devisenberg der Weltgeschichte: Seit dem Beginn des chinesischen Wirtschaftswunders hat das Land Geld im Wert von über 3,8 Billionen US-Dollar gehortet. Davon hat China für rund 1,3 Billionen US-Staatsanleihen gekauft. Hinzu kommen andere Investments wie US-amerikanische Aktien.
Los wird das Land die Investitionen so leicht nicht mehr: Würde China beginnen, seine Anteile zu verkaufen, wäre die Signalwirkung fatal: Der Kurs des Dollars würde fallen. Doch wenn der US-Dollar an Wert verliert, schmelzen auch die Devisenreserven Chinas. So ist eine raffinierte wechselseitige Abhängigkeit entstanden, die beide Wirtschaftsmächte aneinander bindet.
Nur langsam versucht China, seine Investments etwas zu diversifizieren: So ist der Anteil von US-amerikanischen Wertpapieren von 60 Prozent im Jahr 2003 auf unter 50 Prozent 2012 gesunken. Das Problem ist: "Es gibt kaum Assets, die Chinas Nachfrage decken könnten", sagt Brian Jackson, Ökonom beim Analystenhaus IHS Global Insight in Peking.
Eine Möglichkeit stellen Investitionen im Ausland dar: 87 Milliarden Dollar investierten chinesische Unternehmen 2012 in den USA, Europa, Australien, Afrika und Lateinamerika. Auch Staatsanleihen europäischer Staaten vor allem von Deutschland stehen auf dem Menu. Doch eine wirklich Alternative zum US-Dollar ist der unsichere Euro nicht.
Was denkt die US-amerikanische Öffentlichkeit über China?
Abseits der Großstädte (vor allem an der Westküste), wo verhältnismäßig viele asiatische Einwanderer leben, herrscht Ignoranz und Desinteresse gegenüber China. Bekannt ist oft nur, dass die Chinesen billige Klamotten produzieren und in einem kommunistischen Land leben. Das alleine reicht für Misstrauen und latente Ablehnung.
So hätten die vielen asiatischen Einwanderer durchaus Chancen, die Debatte um den Umgang der USA mit China anzustoßen und zu lenken – wenn sie denn wollten. "Es ist nicht das Hauptziel der meisten asiatischen Einwanderer, die Politik zu beeinflussen", sagt Martin Thunert. Ihr Hauptaugenmerk läge darauf, ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. "Es ist paradoxerweise auch ein Zeichen dafür, dass die Asiaten sehr gut in den USA integriert sind. Anders als bei anderen Einwanderern, etwa aus Mittel- und Südamerika, geht es den meisten Bürgern mit asiatischen Wurzeln ziemlich gut."
Nur mit dem Parteienzwist kämen sie nicht zurecht. "Der laute Politikstil in den USA ist für einige asiatische Kulturen gewöhnungsbedürftig. In Amerika muss man auf die Pauke hauen und auch mal radikale Ansichten äußern, um wahrgenommen zu werden. Das liegt vielen Einwanderern aus Asien nicht", so Thunert.
Zudem sind sich die Einwanderer nicht einig: Wer noch Familie in China hat, hofft auf einen laxen Umfang der USA mit dem bevölkerungsreichsten Land der Welt. Vietnamesen, Kambodschaner oder Koreaner wünschen sich eher eine harte Haltung Washingtons gegenüber der chinesischen Führung.
USA bieten Asiaten Schutz vor China an
Was denkt die chinesische Öffentlichkeit über die USA?
Das Verhältnis der chinesischen Öffentlichkeit zu den USA ist gespalten. Auf der einen Seite sind die USA der große Rivale, dessen Hegemonie in den nächsten Jahren gebrochen werden soll. Nicht wenige Chinesen vermuten, dass die USA insgeheim alles daran setzt, Chinas Aufstieg zur Weltmacht zu verhindern. Laut einer Umfrage des Thinktanks PEW in Washington haben nur 40 Prozent der Chinesen ein positives Bild der USA. In den Nachbarstaaten wie Südkorea, Japan und den Philippinen sind diese Werte mit 78, 69 und 88 Prozent wesentlich höher.
Auf der anderen Seite kopiert jeder Chinese, der es sich leisten kann, den amerikanischen Lebensstil. Basketball, Kentucky Fried Chicken und HBO-Fernsehserien sind allgegenwärtig im modernen China. Vor allem sind die USA das beliebteste Auswanderungsziel von Chinas Reichen - noch vor Kanada, Europa und Australien. 64 Prozent aller Millionäre planen, das Land zu verlassen oder haben es bereits getan.
Welche Pläne verfolgen die USA in Asien?
Die Vereinigten Staaten haben ein breites Bündnis geschmiedet, um Chinas Machtansprüche in Asien entgegenzutreten. Mit Japan, Südkorea, Taiwan oder den Philippinen gibt es enge, zum Teil über Jahrzehnte gewachsene Partnerschaften. "In den USA spricht man im Umgang mit China oft von ,hedging‘, abgeleitet von Hedgefonds", erklärt Martin Thunert.
Wie ein Hedgefonds verschiedene Produkte einsammelt, sich breit aufstellt und sich so gegen Risiken absichert, versuche man, China durch Einbindung in die internationale Gemeinschaft abzusichern. "Gleichzeitig schmiedet man ein Bündnis mit anderen Staaten und macht den Chinesen klar: Ihr seid in Asien nicht die Hegemonialmacht, die anderen müssen nicht nach eurer Pfeife tanzen."
Die Herausforderung für die Amerikaner besteht nun darin, diese Rolle auszufüllen. Sie müssen den Partnern klarmachen, dass diese sich auf die USA als Schutzmacht verlassen können. Gerade die Ukraine-Krise hat Zweifel geweckt, hat Josef Braml, USA-Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik festgestellt. "Japan etwa schaut sehr genau auf den Konflikt mit Russland und fragt sich, was das Bündnis mit den USA, die ,Pax americana‘ wert ist."
Würde Amerika – anders als in der Krim-Frage – im Inselstreit zwischen Tokio und Peking im Südchinesischen Meer den Japanern zur Hilfe eilen? "Da drucksen die US-Amerikaner momentan herum. Da muss mehr kommen, um den Sorgen entgegenzutreten", so Braml.
Die Rüstungsweltmeister
Immerhin 2,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gibt Südkorea - ein Verbündeter der USA für seine Verteidigung aus. Konkret waren das im vergangenen Jahr 34,4 Milliarden US-Dollar (30,4 Milliarden Euro). Quelle: Internationales Institut für Strategische Studien.
Rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gab Deutschland zuletzt für die Bundeswehr aus. Der Verteidigungsetat lag 2014 nach IISS-Schätzung bei 43,9 Milliarden Dollar (38,8 Milliarden Euro).
Indien befindet sich in einer Dauerfehde mit seinem Nachbarn Pakistan. Ein Wettrüsten findet statt und treibt die Verteidigungskosten in die Höhe. Der Wehretat lag im vergangenen Jahr bei 45,2 Milliarden US-Dollar '(knapp 40 Milliarden Euro).
Japan gibt nur knapp einen Prozent seines Gesamthaushalts für die Verteidigung aus - das sind aber in absoluten Zahlen immerhin noch 47,7 Milliarden US-Dollar und damit der siebtgrößte Wert weltweit.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone stemmt den größten Verteidigungshaushalt innerhalb der Währungsunion. Mit einem Wehretat von 53,1 Milliarden US-Dollar (46,9 Milliarden Euro) liegt Paris deutlich vor den Deutschen.
Knapp 62 Milliarden US-Dollar (54,6 Milliarden Euro) nahmen die Briten im vergangenen Jahr in die Hand, um ihre Armee auszurüsten und zu bezahlen - kein europäischer Staat hatte einen höheren Verteidigungsetat.
Russland rüstet auf. Im vergangenen Jahr investierte Moskau 70 Milliarden US-Dollar in seine Truppen (= 61,9 Milliarden Euro).
Das ölreiche Land hatte im vergangenen Jahr einen Wehretat in Höhe von 80,8 Milliarden US-Dollar (das entspricht beim derzeitigen Umrechnungskurs rund 71,5 Milliarden Euro). Es ist der drittgrößte Militärhaushalt weltweit.
Dass sich die USA und China ein Duell um die neue Supermacht liefern, lässt sich auch an den Rüstungsausgaben ablesen. Direkt hinter den USA rangieren inzwischen die Chinesen. Ihr Wehretat betrug 2014 129,4 Milliarden US-Dollar (= 114,2 Milliarden Euro)
Meilenweit vorne bei den Militärausgaben liegen die Vereinigten Staaten von Amerika. Dem Verteidigungsministerium stand im vergangenen Jahr ein Budget von 581 Milliarden US-Dollar zur Verfügung (= 513,8 Milliarden Euro) - mehr als das Viereinhalbfache der Chinesen und mehr als das Dreizehnfache Deutschlands.
Welche Pläne verfolgt China in Asien?
Offiziell betont die chinesische Regierung immer wieder ihre friedlichen Absichten. Tatsächlich aber hat der Riese Grenzstreitigkeiten mit einer ganzen Reihe von Ländern, und tritt dabei zunehmend aggressiv auf: Seit Jahren schwelt der Konflikt mit Japan um eine unbewohnte Inselgruppe, die die Japaner Senkaku-, die Chinesen Diaoyu-Inseln nennen. Im Frühjahr kam es zu Spannungen mit Vietnam und den Philippinen. Auch hier geht es um Inselgruppen und Erdölvorkommen. Ungeklärt ist der Grenzverlauf auch mit Indien.
Mit rund 188 Milliarden Dollar liegen Pekings Rüstungsausgaben noch weiter hinter den 640 Milliarden Dollar der USA. Doch Chinas Militärausgaben steigen von Jahr zu Jahr im zweistelligen Bereich. Vor allem in Flugzeugträger und Raketensysteme investiert die PLA. Territoriale Expansionspläne verfolgt Peking zwar nicht. Aber es geht um wirtschaftliche Macht, Einflusssphären und um Nationalismus als Mittel zur Befriedigung der eigenen Bevölkerung.
Für die meisten Anrainer-Staaten ist China deswegen eine Bedrohung. Trotz Snowden und Co. sind die USA für acht von zehn Nachbarstaaten Chinas der wichtigste Alliierte und Peking die größte Bedrohung.
Der US-Dollar wichtiger als Yuan
Wie wollen die USA ihren Dollar als Leitwährung verteidigen?
Seit der Konferenz von Bretton Woods im Juli 1944 ist der US-Dollar die globale Leitwährung. Über 60 Prozent der Weltwährungsreserven sind in Dollar angelegt, nur ein Viertel in Euro. Fast alle Rohstoffe werden in der US-Währung gehandelt, schätzungsweise 85 Prozent aller globalen Transaktionen werden in Dollar getätigt.
Warum sollte das vorbei sein? "Die Währung folgt dem Handel", sagt Finanzexperte Arvingd Subramanian vom Peterson Instituten for International Economics in Washington. Wenn China erstmal die größte Volkswirtschaft der Welt sei, werde es auch nicht mehr lange dauern, bis der Yuan zur Leitwährung wird, schlussfolgert Subramanian mit Blick auf die Historie. Um diesen Tag hinauszuzögern, "versuchen die USA ihr stärkstes Gut, das Militär, zu Geld zu machen", sagt Josef Braml.
Für den Schutz, den man anderen Ländern in Asien gewährt, sollen Länder wie Japan oder Korea einen Preis zahlen. "Nämlich, dass Handelsabkommen geschlossen werden", sagt Braml. Das stärkt nicht nur die US-Wirtschaft, sondern auch den Dollar. Schließlich werden diese Geschäfte in Dollar abgeschlossen und China außen vor gehalten. Auch das geplante Freihandelsabkommen mit Europa soll den US-Dollar stärken.
Was ein Freihandelsabkommen zwischen EU und USA bringt
Die Zölle zwischen den USA und den EU sind bereits niedrig. Sie liegen im Schnitt zwischen fünf und sieben Prozent, sagt der deutsche Außenhandelsverband BGA. Da jedoch jährlich Waren im Wert von mehr als einer halben Billion Euro über den Atlantik hin- und herbewegt werden, kann die Wirtschaft Milliarden sparen. Europäische Chemieunternehmen haben 2010 für Exporte in die Vereinigten Staaten fast 700 Millionen Euro in die US-Staatskasse gezahlt. Umgekehrt führten die USA gut eine Milliarde Euro nach Brüssel ab. Wirtschaftsverbände erwarten durch den Fall der Zollschranken weniger Bürokratie für mittelständische Unternehmen und mehr Geld für Investitionen, etwa in Forschung und Entwicklung.
Die deutsche Wirtschaft verspricht sich Impulse in Milliardenhöhe. "Das Freihandelsabkommen könnte unsere Exporte in die Vereinigten Staaten um jährlich drei bis fünf Milliarden Euro erhöhen", sagt der Außenhandelschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Die Amerikanische Handelskammer in Deutschland (AmCham) rechnet mit einem zusätzlichen Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in Höhe von 1,5 Prozent. Viele Unternehmen hoffen zudem darauf, einen besseren Zugang zu öffentlichen Aufträgen in den USA zu bekommen.
Fast unlösbar scheinen die unterschiedlichen Auffassungen zwischen den USA und der EU in Fragen der Landwirtschaft. "Für die Amerikaner sind Hormonfleisch und Genmais kein Problem, für Europäer ist das dagegen ein 'No-Go'", sagt der Geschäftsführer des Außenhandelsverbandes BGA, Jens Nagel. "Da kann man sich auch nicht in der Mitte treffen." Die Handelskammer AmCham empfiehlt daher, dass Thema außen vor zu lassen. "Das Thema Agrar würde die Gespräche nur belasten", sagt AmCham-Ehren-Präsident Fred Irwin. "Deshalb wäre es gut, das beiseite zu schieben."
Bei der Angleichung technischer Standards. "Das fängt bei der Länge der Stoßstangen an und hört beim Krümmungswinkel des Rückspiegels auf", sagt BGA-Experte Nagel. "Hier gibt es seit Jahrzehnten unterschiedliche Standards, die sich nicht in wenigen Jahren angleichen lassen." Die Chemieindustrie fordert, vor allem Umwelt-, Verbraucher- und Gesundheitsschutz stärker aufeinander abzustimmen.
Die deutschen Exporteure warnen davor, aus dem Freihandelsabkommen eine Art Wirtschafts-Nato zulasten anderer Handelspartner zu schmieden. "Uns stört das Gerede um eine Wirtschafts-Nato", sagte der Geschäftsführer des Außenhandelsverbandes BGA, Jens Nagel. "Ein Freihandelsabkommen ist nicht dazu da, sich gegen Dritte abzuschotten nach dem Motto 'Jetzt verbünden wir uns gegen die bösen Chinesen'." In der Politik wird das zum Teil genau andersherum gesehen. "Es bleibt nur noch wenig Zeit, gemeinsam mit den USA Standards zu prägen, bevor Wachstumsmärkte wie China und Indien den Takt angeben", sagte der Geschäftsführer des CDU-Wirtschaftsrats, Thomas Raabe.
Sie können Produkte billiger einkaufen, verspricht beispielsweise der Verband der Automobilindustrie (VDA). "Das würde auch die Kosten eines Autos für den Verbraucher senken", sagt VDA-Präsident Matthias Wissmann. Auch andere Branchen können mit einer Kostensenkung rechnen. Ob sie den Vorteil an ihre Kunden weitergeben oder den eigenen Gewinn damit steigern, bleibt ihnen überlassen. Produkte können außerdem schneller erhältlich sein, wenn sie einheitlich zugelassen werden - etwa wenn die US-Aufsicht FDA ein neues Medikament freigibt, das damit automatischen die Zulassung in den EU erhält. (Quelle: Reuters)
Wie will China den Yuan als Leitwährung etablieren?
Bis der Yuan den Dollar als Leitwährung ablöst, dürfte noch viel Zeit vergehen. Momentan steht der CNY zwar schon auf Platz Sieben der meistgehandeltsten Währungen der Welt. Insgesamt aber werden nur 1,4 Prozent aller weltweiten Transaktionen in Yuan abgewickelt. Das wird sich so lange nicht ändern, bis China sein Finanzsystem reformiert. Bisher sorgen eine nicht frei-handelbare Währung und strenge Kapitalverkehrskontrollen dafür, dass nicht zu viel Geld außer Landes fließt.
Ohnehin strömt aufgrund des Handelsüberschusses mehr Geld in das Land, als es verlässt. Eine Währung, in der ausländische Investoren nichts kaufen können, kann sich nicht als Leitwährung etablieren. "Es ist schwer vorstellbar, dass der Yuan unter diesen Voraussetzungen zu einer globalen Leitwährung werden kann", sagt Brian Jackson von IHS.
Das Fazit
Im Gegensatz zum Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion sind die neuen Supermächte in hohem Maße voneinander abhängig. Keine Partei hat derzeit Interesse, einen Konflikt heraufzubeschwören.Entscheidend für den weiteren Verlauf in den kommenden Jahren wird sein, wie China mit seiner neuen Macht und daraus resultierend: mit seiner neuen Verantwortung, außenpolitisch umgeht.
Derzeit scheint die chinesische Führung rational genug, den Frieden im pazifischen Raum trotz aller Umtriebe nicht aufs Spiel setzen zu wollen. Überschreitet China hier aber im wahrsten Sinne des Wortes Grenzen, werden die USA als Schutzmacht reagieren müssen. Bislang aber haben die US-Amerikaner – auch aus ökonomischen Eigeninteressen – den Aufstieg Chinas gefördert und geschickt Abhängigkeiten aufgebaut.