Wie wollen die USA ihren Dollar als Leitwährung verteidigen?
Seit der Konferenz von Bretton Woods im Juli 1944 ist der US-Dollar die globale Leitwährung. Über 60 Prozent der Weltwährungsreserven sind in Dollar angelegt, nur ein Viertel in Euro. Fast alle Rohstoffe werden in der US-Währung gehandelt, schätzungsweise 85 Prozent aller globalen Transaktionen werden in Dollar getätigt.
Warum sollte das vorbei sein? "Die Währung folgt dem Handel", sagt Finanzexperte Arvingd Subramanian vom Peterson Instituten for International Economics in Washington. Wenn China erstmal die größte Volkswirtschaft der Welt sei, werde es auch nicht mehr lange dauern, bis der Yuan zur Leitwährung wird, schlussfolgert Subramanian mit Blick auf die Historie. Um diesen Tag hinauszuzögern, "versuchen die USA ihr stärkstes Gut, das Militär, zu Geld zu machen", sagt Josef Braml.
Für den Schutz, den man anderen Ländern in Asien gewährt, sollen Länder wie Japan oder Korea einen Preis zahlen. "Nämlich, dass Handelsabkommen geschlossen werden", sagt Braml. Das stärkt nicht nur die US-Wirtschaft, sondern auch den Dollar. Schließlich werden diese Geschäfte in Dollar abgeschlossen und China außen vor gehalten. Auch das geplante Freihandelsabkommen mit Europa soll den US-Dollar stärken.
Was ein Freihandelsabkommen zwischen EU und USA bringt
Die Zölle zwischen den USA und den EU sind bereits niedrig. Sie liegen im Schnitt zwischen fünf und sieben Prozent, sagt der deutsche Außenhandelsverband BGA. Da jedoch jährlich Waren im Wert von mehr als einer halben Billion Euro über den Atlantik hin- und herbewegt werden, kann die Wirtschaft Milliarden sparen. Europäische Chemieunternehmen haben 2010 für Exporte in die Vereinigten Staaten fast 700 Millionen Euro in die US-Staatskasse gezahlt. Umgekehrt führten die USA gut eine Milliarde Euro nach Brüssel ab. Wirtschaftsverbände erwarten durch den Fall der Zollschranken weniger Bürokratie für mittelständische Unternehmen und mehr Geld für Investitionen, etwa in Forschung und Entwicklung.
Die deutsche Wirtschaft verspricht sich Impulse in Milliardenhöhe. "Das Freihandelsabkommen könnte unsere Exporte in die Vereinigten Staaten um jährlich drei bis fünf Milliarden Euro erhöhen", sagt der Außenhandelschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Die Amerikanische Handelskammer in Deutschland (AmCham) rechnet mit einem zusätzlichen Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in Höhe von 1,5 Prozent. Viele Unternehmen hoffen zudem darauf, einen besseren Zugang zu öffentlichen Aufträgen in den USA zu bekommen.
Fast unlösbar scheinen die unterschiedlichen Auffassungen zwischen den USA und der EU in Fragen der Landwirtschaft. "Für die Amerikaner sind Hormonfleisch und Genmais kein Problem, für Europäer ist das dagegen ein 'No-Go'", sagt der Geschäftsführer des Außenhandelsverbandes BGA, Jens Nagel. "Da kann man sich auch nicht in der Mitte treffen." Die Handelskammer AmCham empfiehlt daher, dass Thema außen vor zu lassen. "Das Thema Agrar würde die Gespräche nur belasten", sagt AmCham-Ehren-Präsident Fred Irwin. "Deshalb wäre es gut, das beiseite zu schieben."
Bei der Angleichung technischer Standards. "Das fängt bei der Länge der Stoßstangen an und hört beim Krümmungswinkel des Rückspiegels auf", sagt BGA-Experte Nagel. "Hier gibt es seit Jahrzehnten unterschiedliche Standards, die sich nicht in wenigen Jahren angleichen lassen." Die Chemieindustrie fordert, vor allem Umwelt-, Verbraucher- und Gesundheitsschutz stärker aufeinander abzustimmen.
Die deutschen Exporteure warnen davor, aus dem Freihandelsabkommen eine Art Wirtschafts-Nato zulasten anderer Handelspartner zu schmieden. "Uns stört das Gerede um eine Wirtschafts-Nato", sagte der Geschäftsführer des Außenhandelsverbandes BGA, Jens Nagel. "Ein Freihandelsabkommen ist nicht dazu da, sich gegen Dritte abzuschotten nach dem Motto 'Jetzt verbünden wir uns gegen die bösen Chinesen'." In der Politik wird das zum Teil genau andersherum gesehen. "Es bleibt nur noch wenig Zeit, gemeinsam mit den USA Standards zu prägen, bevor Wachstumsmärkte wie China und Indien den Takt angeben", sagte der Geschäftsführer des CDU-Wirtschaftsrats, Thomas Raabe.
Sie können Produkte billiger einkaufen, verspricht beispielsweise der Verband der Automobilindustrie (VDA). "Das würde auch die Kosten eines Autos für den Verbraucher senken", sagt VDA-Präsident Matthias Wissmann. Auch andere Branchen können mit einer Kostensenkung rechnen. Ob sie den Vorteil an ihre Kunden weitergeben oder den eigenen Gewinn damit steigern, bleibt ihnen überlassen. Produkte können außerdem schneller erhältlich sein, wenn sie einheitlich zugelassen werden - etwa wenn die US-Aufsicht FDA ein neues Medikament freigibt, das damit automatischen die Zulassung in den EU erhält. (Quelle: Reuters)
Wie will China den Yuan als Leitwährung etablieren?
Bis der Yuan den Dollar als Leitwährung ablöst, dürfte noch viel Zeit vergehen. Momentan steht der CNY zwar schon auf Platz Sieben der meistgehandeltsten Währungen der Welt. Insgesamt aber werden nur 1,4 Prozent aller weltweiten Transaktionen in Yuan abgewickelt. Das wird sich so lange nicht ändern, bis China sein Finanzsystem reformiert. Bisher sorgen eine nicht frei-handelbare Währung und strenge Kapitalverkehrskontrollen dafür, dass nicht zu viel Geld außer Landes fließt.
Ohnehin strömt aufgrund des Handelsüberschusses mehr Geld in das Land, als es verlässt. Eine Währung, in der ausländische Investoren nichts kaufen können, kann sich nicht als Leitwährung etablieren. "Es ist schwer vorstellbar, dass der Yuan unter diesen Voraussetzungen zu einer globalen Leitwährung werden kann", sagt Brian Jackson von IHS.
Das Fazit
Im Gegensatz zum Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion sind die neuen Supermächte in hohem Maße voneinander abhängig. Keine Partei hat derzeit Interesse, einen Konflikt heraufzubeschwören.Entscheidend für den weiteren Verlauf in den kommenden Jahren wird sein, wie China mit seiner neuen Macht und daraus resultierend: mit seiner neuen Verantwortung, außenpolitisch umgeht.
Derzeit scheint die chinesische Führung rational genug, den Frieden im pazifischen Raum trotz aller Umtriebe nicht aufs Spiel setzen zu wollen. Überschreitet China hier aber im wahrsten Sinne des Wortes Grenzen, werden die USA als Schutzmacht reagieren müssen. Bislang aber haben die US-Amerikaner – auch aus ökonomischen Eigeninteressen – den Aufstieg Chinas gefördert und geschickt Abhängigkeiten aufgebaut.