USA Das geheimnisvolle Imperium der Mormonen

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Mormonen retten die Spiele von Salt Lake City

Geschickter Schachzug: Bei den Vorwahlen fährt Mitt Romney in Sachen Glaube eine defensive Strategie - Die Stimmen seiner Glaubensbrüder hat er sowieso sicher Quelle: REUTERS

Romney sprach persönlich bei Firmenbossen vor, schuf neue Exklusiv-Werbekategorien und schraubte die Werbeeinnahmen von 500 auf 860 Millionen US-Dollar hoch. Der Republikaner baute dabei auf seine engen Kontakten in die Finanzwelt, die er während seiner Zeit als Geschäftsführer des Finanzinvestors Bain Capital aufbaute – aber auch auf die mormonische Gemeinde.

Romney sammelte im Bundesstaat Utah 100 Millionen US-Dollar von lokalen Unternehmern ein; Sponsoren, die sich nie zuvor bei Sportgroßereignissen engagierten. Große Beträge steuerten darüber hinaus die Hotelkette Marriott International – dessen Gründer John Williard Marriott Mormone ist – sowie der mormonische Industrielle Jon Huntsman senior bei.

Erst Macher, dann Verlierer

Die Winterspiele wurden zum Erfolg, Romney wurde von IOC-Präsident Jacques Rogge und US-Präsident George W. Bush geadelt. Die amerikanischen Medien feierten Romney als „Macher“.

Dennoch unterlag der Mormone sechs Jahre später im Kampf um die Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftsbewerber gegen John McCain deutlich. Zu groß waren die Vorbehalte der gläubigen Südstaatler gegenüber Romney, zu sehr attackierten ihn seine parteiinternen Gegner ob seines Glaubens.

In diesem Jahr soll alles anders werden. Romney fährt daher eine defensive Strategie: Gebetsmühlenartig wiederholt er, dass er „treu zu seinem Glauben stehe“. Eine öffentliche Diskussion über die mormonische Theologie lehnt er aber ab.

80,5 Prozent der Spenden an Republikaner

Die Mormonen danken ihm seine Verschwiegenheit. Bis zum Jahresende 2011 gingen 80,5 Prozent der Spenden aus Utah auf das Konto der Republikaner, nur 19,5 Prozent der Summe entfielen auf Barack Obama.

Mitt Romney konnte sich bislang bereits auf Wahlkampf-Hilfen in Höhe von drei Millionen US-Dollar freuen. Hinzu kommen weitere Millionen an die Romney-nahe Super-PAC „Restore Our Future“. So spendete beispielsweise „Nu Skin Enterprises“, eine mormonisches Unternehmen, das Hautpflegeprodukte vertreibt, eine Million US-Dollar an die Lobbygruppe des Republikaners.

„Die finanziellen Mittel für einen langen Wahlkampf wird Mitt Romney aus seinem Privatvermögen und mit Hilfe der Glaubensbrüder haben“, sagt der Lehrbeauftragte an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, Michael Utsch. „Trotz aller Unterstützung der Mormonen könnte Mitt Romney sein Glauben mehr schaden als nutzen.“

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