USA Obama kritisiert zu viele Vorfälle gegen Schwarze

Ruhe is in Baltimore noch nicht eingekehrt. Die Nationalgarde soll Plünderungen und Vandalismus verhindern. Derweil bezeichnet US-Präsident Obama die Tötung von Schwarzen durch Polizeibeamte als „schwelende Krise“.

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Ein Mann steht vor einer Barrikade von Polizisten: In der US-Stadt Baltimore herrscht nach dem Tod eines jungen afroamerikanischen Mannes der Ausnahmezustand. Quelle: ap

Baltimore/Washington Nach dem Tod des Schwarzen Freddie Gray ist im von Unruhen heimgesuchten Baltimore die Nationalgarde angerückt. Hunderte Spezialkräfte patrouillierten am Dienstag durch die Straßen, um einen weiteren Gewaltausbruch in der US-Stadt zu verhindern. Es war der erste Einsatz der Garde in Baltimore seit 1968.

Der Gouverneur des US-Staates Maryland, der die Nationalgarde nach Rücksprache mit Beratern von Präsident Barack Obama in die Stadt beordert hatte, versprach, dass es keine Wiederholung von Plünderungen, Brandstiftungen und Vandalismus geben werde. Diese hatten mehrere Nachbarschaften in Baltimore am Montag ins Chaos gestürzt.

In der Nacht gilt nach einer Ankündigung der Bürgermeisterin Stephanie Rawlings-Blake in den kommenden Tagen weiterhin eine Ausgangssperre. Alle öffentlichen Schulen wurden geschlossen. Zum wohl ersten Mal in der 145-jährigen Geschichte des US-Baseballs sollte ein verlegtes Spiel am Mittwoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Obama bezeichnete die Fälle von mehreren von der Polizei getöteten Afroamerikaner als schwelende Krise. Das Phänomen trete schon länger auf, doch gebe es durch Kameras und soziale Medien ein neues Bewusstsein für solche Fälle, sagte Obama am Dienstag auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Es hätten zu viele beunruhigende Vorkommnisse zwischen Polizisten und Schwarzen stattgefunden.

Es gebe dennoch „keine Entschuldigung“ für die Gewalt, sagte Obama. Plünderer protestierten nicht, sondern begingen Diebstahl. Sie sollten wie Kriminelle behandelt werden, forderte das Staatsoberhaupt.

Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton sagte: „Baltimore brennt.“ Die Situation sei herzzerreißend, befand sie auf einer Spendenveranstaltung für ihren Wahlkampf. „Der tragische Tod eines weiteren jungen afroamerikanischen Mannes. Die Verletzungen der Polizisten. Die Brände der Häuser und kleinen Geschäfte der Leute. Wir müssen Ordnung und Sicherheit wiederherstellen. Aber dann müssen wir einen mühsamen Blick darauflegen, was wir in unserem System reformieren müssen.“

Die beherzte Mutter eines 16 Jahre alten Randalierers wird derweil in Sozialen Medien bejubelt. Die alleinerziehende Toya Graham hatte ihren Sohn geschlagen und zurechtgewiesen, als sie ihn unter den Krawallmachern entdeckte - was sogar der Polizeikommissar von Baltimore bejubelte. „Ich bin eine intolerante Mutter“, sagte Graham, die Mutter von sechs Kindern ist, dem Nachrichtensender CBS News. Im Netz wurde sie bereits als „Mom Of The Year“ gefeiert.

Die Unruhen in Baltimore waren am Montag nach der Beerdigung Grays ausgebrochen. Der 25-Jährige war vor zwei Wochen unter mysteriösen Umständen in einem Polizeitransporter an einer Wirbelsäulenverletzung gestorben. Vor den Krawallen hatten Tausende friedlich an der Trauerfeier für Gray teilgenommen.

Der 25-Jährige war am 19. April an einer Wirbelsäulenverletzung gestorben, während er im Gewahrsam der Polizei war. Die Umstände sind ungeklärt. Ein Video von seiner Festnahme zeigt, wie Gray nach einer Polizeikontrolle von Beamten in einen Transporter gezerrt wird. Laut Polizei war er etwa eine halbe Stunde in dem Wagen unterwegs, ehe Sanitäter alarmiert wurden. Wie und wann sich Gray an der Wirbelsäule verletzte, ist unklar.

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